Interaktive Ausstellung Altenburg: Erster Spatenstich für Spielewelt Yosephinum
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26. Februar 2025, 18:24 Uhr
In Altenburg werden seit 500 Jahren Spielkarten hergestellt. Bald soll ein ganz besonderer Ort in der Stadt in Thüringen an diese reiche Tradition erinnern: Das Yosephinum. Am Dienstag begann der Bau des erlebnisorientierten und interaktiven Hauses – ein bundesweit einzigartiges Projekt. Neben der Sanierung des Theaters und des Lindenau-Museums soll diese neue "Spieleerlebniswelt" künftig den Tourismus in Altenburg ankurbeln.
- Mit den ersten Spatenstichen begann in Altenburg am Dienstag offiziell der Bau des Yosephinums.
- Es soll eine einzigartige "Erlebniswelt" entstehen, die Spielen und Bildungsauftrag miteinander verbindet.
- Altenburgs Oberbürgermeister und Thüringens Wirtschaftsministerin erhoffen sich vom Projekt tausende zusätzliche Touristen für die Region.
Mit einem feierlichen Akt ist am Dienstag der Baubeginn des Yosephinums eingeläutet worden. Die ersten, symbolischen Spatenstiche machten neben Altenburgs Oberbürgermeister André Neumann und dem Architekten Jörg Baum auch Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) und Infrastrukturminister Steffen Schütz (BSW). Im Herbst 2027 soll das Yosephinum eröffnet werden.
Besucher werden zu Game-Protagonisten
Das Konzept der sogenannten Spielewelt sei bundesweit einmalig, sagte der Projektverantwortliche Florian Voß von der Stadt Altenburg MDR KULTUR: "Wir sind kein Museum in dem Sinne, wir sind eine Erlebniswelt. Ein Museum sammelt, bewahrt, vermittelt. Wir sammeln nicht und bewahren nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wir haben nicht die klassischen Vitrinen."
Das Yosephinum solle die reiche Spieltradition Altenburgs aufgreifen, schließlich sei hier vor 200 Jahren das Skatspiel erfunden worden. In einer "interaktiven Spieleerlebniswelt" könnten die Besucher diese spielerisch erkunden. "Ich bin quasi der Spielheld, kann mich von Raum zu Raum spielen, muss in jedem Raum Entscheidungen treffen, um eine spannende Story zu Ende zu führen", so beschreibt Voß seine Vision vom Besuch des Spielezentrums.
Wir sind kein Museum in dem Sinne, wir sind eine Erlebniswelt.
Was bedeutet Spielen?
Bereits seit 2019 feilt Voß am Konzept. Die Besucher sollen zu Spielhelden – oder vielmehr: zu Spielheldinnen – werden und können in die Rollen von vier verschiedenen Charakteren schlüpfen, mit denen das Yosephinum erkundet werden kann. Angelehnt sind diese an die vier Töchter des Herzogs Joseph von Sachsen-Altenburg, der das Gebäude einst erbauen ließ.
"Wir haben 20 Räume, die wir bespielen müssen. Und zwar so, dass der Besucher hier reinkommt, ein Erlebnis mitnimmt und nicht überfrachtet wird. Dass er zusammengefasst die Kraft des Spielens erfährt", erklärt Ausstellungsgestalter Sebastian Hübsch vom Architekturbüro Holzer/Kobler, der eng in die Konzeptentwicklung eingebunden ist. Schwierig sei die Einmaligkeit des Projekts, es gebe keine Vorbilder, weder national, noch international.
Neue Spiele in neoklassizistischem Palazzo
Für das fast 200 Jahre alte Gebäude ist die neue Nutzung ein Segen. Das neoklassizistische italienische Palazzo gilt als eines der schönsten Häuser von Altenburg, seit fast 30 Jahren jedoch steht es leer. Nun beginnt eine behutsame Sanierung, zudem ist ein moderner Erweiterungsbau geplant.
Historisch-wissenschaftliche Räume soll es im künftigen Yosephinum genauso geben wie Räume, in denen die Vermittlung auf künstlerische Art und Weise funktioniert. Neben Räumen zum Ausprobieren von Brettspielen und Computerspielen sollen Themenräume zu Rollenspielen anregen. Aufgrund dieser Fülle an Angeboten arbeiten nun ganz verschiedene Akteure am Ausstellungskonzept: Game-Designer, Spiele-Entwicklerinnen und Wissenschaftler. Auch einige große Spielehersteller sind mit im Boot.
Yosephinum soll Gäste anlocken
Das Ganze ist ein ambitioniertes Vorhaben, an das sich in Altenburg große Hoffnungen knüpfen. Mit bis zu 75.000 Besuchern rechnet man im Jahr, die im besten Fall auch nicht nur für einen Tag anreisen, sondern länger in der Stadt bleiben. Auf Landesebene fördert deswegen das Wirtschaftsministerium das Projekt. "Das Yosephinum ist ein Schlüsselprojekt, es passt sich hervorragend in die regionale Tourismusstrategie ein. Und auch das ist wieder Wirtschaftskraft, die entsteht", erklärt Ministerin Colette Boos-John.
Das Yosephinum ist nicht die einzige Baustelle in Altenburg: Direkt schräg gegenüber wird ein weiteres historisches Gebäude saniert. Im sogenannten "Ernestinum" soll eine soziokulturelle Bibliothek entstehen. Und wer einmal quer durch die Innenstadt läuft, kommt am Schlossberg heraus, wo das Lindenau-Museum Ende 2027 neu eröffnet werden soll. Altenburgs Oberbürgermeister André Neumann hofft, dass diese kulturelle Achse das Zentrum zukunftstauglich machen wird – erst einmal aber müssen die Bagger anrollen.
Redaktionelle Bearbeitung: tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. Februar 2025 | 06:20 Uhr