
Sport für alle Zum Spaß im Rollstuhl unterwegs: Warum das nicht makaber ist
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17. März 2025, 13:28 Uhr
Im evangelischen Schulzentrum in Mühlhausen gibt es eine besondere Sport-AG: dort können Kinder sich im Rollstuhlfahren ausprobieren. Das sensibilisiert die Kinder für Barrierefreiheit und zeigt, dass Sportler mit und ohne Behinderung zusammen aktiv sein können.
Marco Pompe ist 51 Jahre alt. Er ist seit der Geburt querschnittsgelähmt. Für ihn ist Barrierefreiheit eine Mission. Er ist deshalb in mehreren Projekten aktiv. Als Barriere-Fahnder ist er beispielsweise mit seinem blinden Freund Steffen Wehner unterwegs und schaut, wie barrierefrei öffentliche Plätze in Mühlhausen sind. Fünf Filme haben die beiden dazu schon gemacht.
Die Sport-AG im evangelischen Schulzentrum in Mühlhausen, in der Kinder Rollstuhlfahren ausprobieren können, leitet Pompe gemeinsam mit Martina Dorenwendt. Seit einem Motorrad-Unfall nutzt auch sie einen Rollstuhl im täglichen Leben. Sie betont, dass das ein Hilfsmittel ist. Wie das bedient wird und welche Schwierigkeiten damit im Alltag entstehen können, zeigen Martina Dorenwendt und Marco Pompe in der AG vom Projekt ILOH, das steht für "Ich lebe ohne Hindernisse".
Mühlhausen: Kinder fahren Parcours mit Rollstuhl
Die Kinder haben riesigen Spaß. Einige sind schon eher da. Sie fahren hin und her mit den Rollstühlen. Natürlich wird auch Blödsinn gemacht. Aber sobald alle da sind und Martina und Marco anfangen den Parcours zu erklären, hören alle aufmerksam zu. Es gibt ein paar Kegel zum Slalom fahren, Rampen, eine Wippe und mehrere Sportmatten. Die sind besonders schwierig.
Marco Pompe erklärt, dass die Kinder auf die erste Matte drauf fahren sollen. Dann liegt noch eine Matte auf der Matte. Auch dort sollen alle drüberfahren. Das Schwierige: der Untergrund ist uneben und gleichzeitig muss der Rollstuhl mit eigener Kraft angekippt werden. Damit besonders die unerfahrenen Schüler nicht hinten überkippend fallen, gibt es eine Art Stützrad an der Rückseite des Rollstuhls.
Freunde probieren gemeinsam den Rollstuhl-Alltag aus
Rudi Sittig ist noch neu in der AG. Er braucht noch etwas Hilfe. Marco Pompe macht es ihm vor und unterstützt Rudi bei seinem Versuch. Noch etwas unsicher, aber es hat geklappt. Einige Kinder sind schon ein, zwei Jahre in der AG. Man sieht deutlich, wenn sie durch die Halle düsen, wie geschickt sie mit dem Rollstuhl umgehen können. Rudi erzählt, dass er die AG einfach mal ausprobieren wollte, weil ein Freund von ihm dabei ist.
Wir wollen dafür sensibilisieren, dass auch Leute, die kein Handicap haben zu uns in den Rollstuhl-Sport kommen.
Reflektierte Kinder zeigen: Sensibilisierung funktioniert
Ein Mädchen, Rebekka Stecher, sagt, dass sie auch daran denken muss, wie es sich für die Menschen anfühlt, die im wirklichen Leben einen Rollstuhl brauchen. Genau diese Sensibilität wollen Marco und Martina mit der AG erreichen. Marco sagt, dass die Kinder dann beispielsweise selbst Situationen in der Stadt wahrnehmen, die mit Rollstuhl überhaupt nicht funktionieren. Außerdem sprechen sie solche Dinge auch zuhause an.
Dass die Kinder nach der AG einfach wieder aufstehen und nach Hause laufen können, findet Marco überhaupt nicht makaber: "Wir wollen dafür sensibilisieren, dass auch Leute, die kein Handicap haben zu uns in den Rollstuhl-Sport kommen."
Marco hat selbst Rollstuhl-Basketball und -Handball gespielt. Dort waren einige Teamkollegen dabei, die nicht auf den Rollstuhl angewiesen sind. "Die machen aber den Sport, weil sie zum Beispiel nach einer Verletzung nicht mehr bei so viel Belastung laufen können." Davon profitiert der Sport, weil er offen für alle ist.
Auch die AG vom Projekt ILOH wünscht sich, dass mehr Menschen mit Behinderung an den Sportgruppen teilnehmen. Das Projekt veranstaltet auch Turniere im Rollstuhl-Boccia, -Handball und -Basketball. Gemeinsam mit Sportlern mit und ohne Behinderung.
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. März 2025 | 19:00 Uhr
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