Anzeige Nach Brief gegen AfD: Buchenwald-Gedenkstättenleiter bedroht - Polizei ermittelt
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21. August 2024, 10:31 Uhr
Der Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sieht sich nach einem Brief an die Thüringer Wähler Bedrohungen ausgesetzt. Darin hatte Jens Christian Wagner vor der AfD gewarnt. Die Polizei ermittelt. Wagner hatte Anzeige erstattet.
Nach Drohungen gegen den Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens Christian Wagner, ermittelt die Polizei. Eigenen und Angaben der Landespolizeiinspektion Jena zufolge hatte Wagner Anzeige erstattet. In der Gedenkstätte Mittelbau-Dora sei sein Konterfei auf eine Todesmarschstele geklebt worden, schrieb Wagner auf X (vormals Twitter).
Die Stele erinnert an die Opfer der Todesmärsche aus den Lagern des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora. Außerdem habe er eine E-Mail erhalten. In der habe eine Frau aus Weimar geschrieben, dass Wagner ebenso wie der verstorbene SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Hartung noch eine Strafe für sein Handeln erhalten werde.
Möglicher Hintergrund: Wagner warnte in Brief vor AfD
Als Hintergrund vermutet wird ein Brief Wagners an Thüringer über 65 Jahren. Darin warnt der Stiftungsdirektor vor der Wahl der AfD zur Landtagswahl. Mit ihr trete eine Partei an, die das Leiden der Opfer des Nationalsozialismus auch in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora aus der Erinnerung tilgen wolle, schrieb Wagner.
Der Brief wurde in einer Auflage von 350.000 Stück versandt. Die Finanzierung habe der Verein Campact aus Spenden übernommen, teilte Wagner auf Anfrage mit. Campact habe auch dafür gesorgt, dass die Post die Briefe verschickt. Die Gedenkstätte selbst hat die Adressen der Empfänger laut Wagner nicht; die Post verfüge jedoch über Verteiler mit Personengruppen über 65 Jahre.
Ein Gedenkstätten-Sprecher sagte, dass dies nun vermutlich Reaktionen auf die Postwurf-Sendungen seien. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.
Göring-Eckardt: Sie wollen Erinnerungskultur mundtot machen
Die Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) nannte diese Bedrohungen inakzeptabel. Teile der Gesellschaft hätten den Anstand verloren, schrieb die Grünen-Politikerin auf X. "Sie wollen einschüchtern und Verteidiger der Demokratie & der Erinnerungskultur mundtot machen."
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. August 2024 | 18:00 Uhr