Blick in den bei einem Brand schwer beschädigten Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, in dem Reste wertvoller Buchbestände liegen 4 min
Der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist 20 Jahre her. Eine neue App soll Katastrophen wie diese in Zukunft verhindern. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Schutz von Kultureinrichtungen Bibliothek, Museum, Kirche: Neues Frühwarnsystem aus Weimar soll Brände verhindern

10. April 2024, 10:44 Uhr

Großbrände wie der von der Pariser Kathedrale Notre-Dame oder der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar können wertvolles Kulturerbe vernichten. In Weimar wurde nun ein System vorgestellt, das solche verheerenden Brände verhindern soll. Es soll Feuer frühzeitig erkennen und erste Brandhilfe anfordern. Es wurde in den vergangenen Jahren innerhalb des Forschungsprojektes "Brawa" entwickelt.

  • In Weimar wurde ein Frühwarnsystem vorgestellt, das Kulturgüter wie Bibliotheken besser vor Bränden schützen soll.
  • Die entwickelte App informiert Brandhelfer und -helferinnen vor Ort, die sofort eingreifen können.
  • Die Entwickler des Frühwarnsystems hoffen auf weltweite Abnehmer.

Wenn die Flammen erst einmal lodern, ist es für die Kultur und Kulturgüter oft bereits zu spät. Diese schmerzliche Lektion musste Weimar beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek lernen. Dort hatte ausgerechnet der Löschschaum den größten Schaden angerichtet. 20 Jahre ist dieser Brand her und seitdem hat sich Weimar gewissermaßen zu einem Kompetenzzentrum entwickelt, was die Rettung von Kulturgütern bei Bränden angeht.

Da ist es nur passend, dass die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts "Brawa" in Weimar stattfindet. Das Projekt hat in den vergangenen drei Jahren untersucht, wie sich Kultureinrichtungen besser vor Bränden schützen können.

Frühwarnsystem gegen Feuer in Weimar vorgestellt

Am Forschungsprojekt mitgewirkt hat Ulrich Krause. Er leitet an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg das Institut für Apparate- und Umwelttechnik und hat mitgeholfen, ein modernes Frühwarnsystem zu entwickeln. Dieses arbeitet sehr viel genauer als bisherige Brandmelder.

Krause sagt dazu im Gespräch bei MDR KULTUR: "Es sind Sensoren, die auf viele einzelne Signale reagieren, nicht nur auf für Brände typische Gase." Diesen Sensoren lassen sich in einem historischen Bauwerk dann so verteilen, dass sie ein Netzwerk bilden. "Das heißt, sie signalisieren sich auch gegenseitig, wenn Entwicklungen im Gange sind, die auf einem Brand hindeuten können", erklärt Krause weiter.

Blick von oben in den Rokokosaal Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar: Ein ovaler Raum mit einer Galerie und mehreren Säulen.
Um Katastrophen wie den Großbrand der Weimarer Anna Amalia Bibliothek in Zukunft zu verhindern, wurde eine neue App für Brandschutzhelfer entwickelt. Bildrechte: IMAGO / photo2000

Ziel ist es, Brände mit Hilfe des Sensorennetzwerks möglichst früh zu entdecken. "Wir wollen die Brände in einem möglichst frühen Stadium erkennen, wenn sie noch klein sind und gerade entstehen und dadurch auch einfacher bekämpft werden können", erläutert Krause weiter. Grundsätzlich könne das Frühwarnsystem überall eingesetzt werden, betont der Forscher. Der Bereich von Kulturgütern sei eben ein besonders prominenter.

App soll Brandhelfer und -helferinnen vor Ort warnen

Das Frühwarnsystem alarmiert dann mittels einer App Brandhelfer und -helferinnen vor Ort. Das meint Personen, die nicht der Feuerwehr angehören, die aber auf Brandereignisse durch eine spezielle Schulung vorbereitet sind. Sie sind darin ausgebildet, einen Brand zu erkennen und gegebenfalls die Erstbekämpfung vorzunehmen.

"Die App gibt einen Hinweis darauf, in welchem Gefährdungsgrad sich das Objekt befindet", erklärt Ulrich Krause. "Das heißt also, ist ein Brand sehr wahrscheinlich, mittelmäßig wahrscheinlich oder unwahrscheinlich." Dafür gebe es ein Ampelsystem mit den Farben grün, gelb und rot, so Krause weiter.

Rauch über dem ausgebrannten Dachstuhl der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar
Brände zerstören immer wieder wichtige Kulturgüter, wie das Beispiel der Herzogin-Anna-Amalia Bibliothek in Weimar zeigt (Archivbild). Bildrechte: IMAGO / photo2000

Entwickler hoffen auf weltweite Abnehmer

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp zwei Millionen Euro gefördert. Beteiligt waren auch Firmen, die ähnliche Systeme entwickeln und herstellen. "Und diese Systeme werden dann natürlich in die Vermarktung gehen", sagt Ulrich Krause im Gespräch bei MDR KULTUR. "Das heißt, man wird es dann irgendwann kaufen können." Der Forscher aus Magdeburg hofft auf eine weltweite Nachfrage für solche Systeme.

Quellen: MDR KULTUR (Annett Mautner), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg; redaktionelle Bearbeitung: tda, vp

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 10. April 2024 | 06:15 Uhr

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