"Elchzwerge" vom Tisch Anne-Frank-Kindergarten Elxleben wird doch nicht umbenannt
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30. November 2021, 17:05 Uhr
"Elchzwerge" statt "Anne Frank": In Elxleben im Kreis Sömmerda hatten Erzieher und Eltern über eine Umbenennung des kommunalen Kindergartens nachgedacht. Doch der Name des ermordeten jüdischen Mädchens bleibt.
Der Anne-Frank-Kindergarten der Gemeinde Elxleben im Kreis Sömmerda wird nicht umbenannt. Bürgermeister Heiko Koch (CDU) sagte MDR THÜRINGEN am Dienstag, weder der Hauptausschuss noch der Gemeinderat würden sich damit befassen. Zwar sei es richtig, dass Kita-Leitung und Eltern bei der Entwicklung einer Kita-App über einen neuen Namen diskutiert hätten. Es habe sich aber nur um Überlegungen gehandelt.
Koch versicherte, dass Kita-Leitung und Erzieherinnen sehr wohl wüssten, wer Anne Frank ist, und sensibel mit dem Thema umgingen. Das Schicksal des ermordeten jüdischen Mädchens sei Teil des pädagogischen Konzepts, wenn es auch nicht einfach sei, ein solches Thema zu vermitteln. Der Kindergarten trägt den Namen Anne Frank seit der Eröffnung 1981.
"Elchzwerge" als neuer Name im Gespräch
Die "Thüringer Allgemeine" (€) hatte berichtet, Erzieher und Eltern des Kindergartens wollten den Namen in "Elchzwerge" ändern. Die Zeitung zitierte die Leiterin mit den Worten, der Name Anne Frank und die Geschichte dahinter seien für Kinder in diesem Alter sehr schwer greifbar.
Protest von Jüdischer Landesgemeinde und Abgeordneter
Gegen eine Umbenennung wandte sich die Jüdische Landesgemeinde Thüringen. Der Vorsitzende Reinhard Schramm bezeichnete die Pläne als schmerzlich und unverständlich. Gerade in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus sei es ein schlechtes Zeichen, wenn der Name Anne Frank als Symbol für verfolgte Juden entfernt werde. Aus seiner Erfahrung verstehen auch Kinder, wenn Menschen ungerecht behandelt werden.
Auch die Linke im Thüringer Landtag äußerte ihr Unverständnis. Die Abgeordnete Katharina König-Preuss sagte, die geplante Umbenennung sei Teil einer voranschreitenden Gleichgültigkeit gegenüber den Verbrechen des Nationalsozialismus.
Gedenkstättenchef Wagner: Bennung gesellschaftliches Statement
Nach Ansicht der Gedenkstättenstiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora ist die Benennung eines Kindergartens "ein gesellschaftliches Statement für Werte, zu die wir gemeinsam einstehen wollen". Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner erklärte, zwar sollten Kindergartenkinder nicht mit der komplexen Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Opfer überwältigt werden. Eine Umbenennung wäre aber ein "fatales geschichtspolitisches Zeichen" insbesondere angesichts des zunehmenden Einflusses extrem rechter Parteien und der aktuellen Vereinnahmung von Anne Frank durch sogenannte Querdenker.
Wer war Anne Frank?
Anne Frank gilt heute als Symbol für Millionen Opfer der rassistischen Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. 1929 wurde sie als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihr Vater flüchtete 1933 vor den Nazis in die Niederlande nach Amsterdam. Seine Tochter folgte ein Jahr später. Nach dem Einmarsch der Deutschen versteckte sich die Familie von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus. Dort schrieb Anne Frank ihr berühmtes Tagebuch, das heute zur Weltliteratur zählt. Nachdem das Versteck ihrer Familie entdeckt worden war, starb die damals 15-Jährige 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Quelle: MDR(cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 30. November 2021 | 12:30 Uhr
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