Nationalsozialismus: Das Tagebuch der Anne Frank Das kurze Leben der Anne Frank
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03. August 2023, 16:00 Uhr
Das Schicksal von Anne Frank steht stellvertretend für das von sechs Millionen Juden im Nationalsozialismus. Sie schrieb über ihr Leben und hinterließ so Zeugnis von Verfolgung und Mord. Anne Frank ist das gelungen, was sie sich als junges Mädchen gewünscht hat: Sie ist nicht unbedeutend geblieben. Ihr Tagebuch wird 2009 UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Das Tagebuch der Anne Frank - Generationen von Schülerinnen und Schülern hat das Schicksal des jüdischen Mädchens berührt: Anne Frank wurde als Annelies Marie Frank am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Als 1933 die Nazis an die Macht kommen, geht zuerst Vater Otto nach Amsterdam, um eine neue Firma zu gründen. Die Familie reist 1934 hinterher. Anne lernt schnell niederländisch. Sechs Jahre unbeschwerte Kindheit bleiben dem unternehmungslustigen, witzigen und eigenwilligen Mädchen.
Versteck im Hinterhaus
Im Mai 1940 besetzt Nazi-Deutschland die Niederlande, jüdische Familien sind nun auch dort gefährdet. Am 5. Juli 1942 erhält die Familie ein Schreiben, in dem die drei Jahre ältere Schwester Margot aufgefordert wird, sich zur Deportation in ein Arbeitslager zu melden. Die Familie taucht unter, da alle Emigrationspläne gescheitert sind. Der Vater hatte ein Versteck im Hinterhaus der Firma ausgebaut, für seine und eine weitere Familie, die Familie van Pels. Vier ehemalige Angestellte des Vaters helfen den Familien, versorgen sie unter Lebensgefahr.
Gelber Stern und Ausschluss aus der Gesellschaft
Die Situation der Juden in den Niederlanden wird zu dieser Zeit immer prekärer. Sie müssen einen gelben Stern mit der Aufschrift "Jude" tragen. So war auch Anne Frank jederzeit als Jüdin gekennzeichnet. Sie durfte nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad, sich in der Straßenbahn nicht setzen und nur eine jüdische Schule besuchen. Manche Menschen in den Niederlanden protestieren zunächst gegen die Diskriminierungen, indem sie einen selbst gemachten Stern mit der Aufschrift "Katholik" oder "Arier" trugen. Aber bald verloren sich die Solidarisierungen in dem Klima der Angst.
"Ich werde nicht unbedeutend bleiben."
"Aus dem Fenster schauen oder nach draußen gehen, dürfen wir natürlich nicht", schrieb Anne. Einen Monat zuvor, zu ihrem 13. Geburtstag, hatte sie ein in rot-weißen Stoff eingebundenes Büchlein geschenkt bekommen - ihr Tagebuch. Sie beginnt sofort zu schreiben. Später - angeregt von einem Aufruf der holländischen Exilregierung, Briefe und Tagebücher aufzuheben - will Anne aus ihrem Tagebuch einen Roman machen und nach dem Krieg veröffentlichen. "Das Hinterhaus", soll er heißen. Sie überarbeitet ihre Texte. "Ich werde nicht unbedeutend bleiben", schreibt sie am 11. April 1944. "Ich werde in der Welt und für die Menschen arbeiten." Es ist gut, was sie schreibt, sie hat Talent zur Schriftstellerin.
Verhaftung und Deportation nach Auschwitz
Zwei Jahre lang leben die Familien beengt und eingesperrt. Annes letzter Eintrag im Tagebuch ist vom 1. August 1944. Bis heute ist nicht klar, ob das Versteck der Familien verraten wurde. Am 4. August stürmen Polizisten das Hinterhaus und nehmen die acht Untergetauchten fest. Miep Gries, die ehemalige Sekretärin des Vaters und Helferin, fand in den durchwühlten Räumen die einzelnen Blätter des Tagebuches und bewahrte sie auf.
Die beiden Familien wurden am 3. September 1944 nach Auschwitz deportiert. Ein halbes Jahr später, im Februar oder März 1945 - das Lager Auschwitz ist in der Zwischenzeit evakuiert worden - stirbt Anne Frank, geschwächt und unterernährt, vermutlich an Gelbfieber in Bergen-Belsen. Kurz vor der Vollendung ihres 16. Lebensjahres, wenige Tage vor der Befreiung des Lagers. Sie hatte keine Chance, das Leben zu führen, das sie sich gewünscht hatte.
Das Tagebuch der Anne Frank
Ihr Vater Otto Frank überlebte als Einziger der Familie und veröffentlichte 1947 das Tagebuch seiner Tochter Anne. Es ist eines der meist gelesenen Werke der Welt und wurde 2009 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Ilja Ehrenburg, russischer Schriftsteller, äußerte sich darüber wie folgt: "Eine Stimme spricht für sechs Millionen – nicht die Stimme eines Weisen oder eines Poeten, sondern die eines gewöhnlichen kleinen Mädchens."
Der Artikel erschien erstmals 2020.
Dieses Thema im Programm: MDR Thüringen Journal | 22. Februar 2023 | 19:00 Uhr