Anwohner genervt Partylärm auf dem Erfurter Petersberg: Was die Stadt dagegen unternehmen will
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30. März 2024, 21:30 Uhr
Der Petersberg ist Erfurts Stadtberg. Mit seinen knapp 300 Metern ist er zwar nicht allzu hoch, liegt aber direkt am Domplatz und somit mitten in der Stadt. Mit der Bundesgartenschau 2021 bekam er ein Facelifting. Seit dem führt ein Fahrstuhl nach oben, sind Wege und Treppen angelegt und auf dem Plateau Rasen- und Beetflächen. All das macht den Berg noch anziehender als zuvor schon, weckt aber auch neue Begehrlichkeiten, sagt Ulrike Rugenstein vom städtischen Amt für Stadtentwicklung.
"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist", singt Herbert Grönemeyer. Das scheint das Motto vieler Jugendlicher zu sein, die auf dem Petersberg gern Party feiern. Im Jahr nach der Bundesgartenschau wollte das das Garten- und Friedhofsamt in geordnetere Bahnen lenken und richtete einen Stadtstrand ein.
"Davon wurden wir kalt überrascht", erinnert sich Uta Kehr. Sie führt auf dem Petersberg seit vier Jahren ein Hotel. "Wir hatten und haben viele Hochzeiten und wenn unter den Kastanien eine freie Trauung gefeiert wird, stört die laute Mugge."
Wir hatten und haben viele Hochzeiten und wenn unter den Kastanien eine freie Trauung gefeiert wird, stört die laute Mugge.
Beschwerden über laute Musik und Müll
Unterhalb der Festungsmauern wurde vor zwei Jahren eine neue Wohnanlage eingeweiht unter anderem mit betreutem Wohnen. Die "Andreasgärten" sind beliebt, liegen sie doch mitten in der Altstadt. Allerdings bekommen die Bewohner die Schallwellen vom Petersberg gratis dazu.
Die Beschwerde-Mails zur Lautstärke und über die intensiv genutzten Petersberg-Areale häufen sich. "Es ist laut, es werden Flaschen über die Festungsmauern geworfen", lautet nur eine Mail, die auch den MDR erreicht hat. Im Winter war auf dem Plateau eine Eisbahn aufgebaut, stand zeitweise ein Zirkuszelt.
Rahmenplan für Petersberg soll Miteinander regeln
Regeln soll das Miteinander der Rahmenplan für den Petersberg. Wie viel Party verträgt der Berg? An dem Rahmenplan wird seit Jahren gefeilt. Im November gab es ein Bürgerforum. "Der eine möchte mehr Veranstaltungen, der andere die Flugbahnen der Fledermaus schützen", beschreibt Ulrike Rugenstein die Gemengelage.
Der eine möchte mehr Veranstaltungen, der andere die Flugbahnen der Fledermaus schützen
Der Rahmenplan scheint jetzt fertig zu sein, noch aber ist er nicht öffentlich, wird aber bereits in den sozialen Medien diskutiert und vor allem kritisiert. So soll es "stille" und etwas "lautere" Ecken geben. "Die Festwiese ist beispielsweise so ein Areal, das fürs auch laute Feiern genutzt werden kann", sagt Rugenstein. Die Fläche vor dem Hotel "Kehrs" ist eher keine Partyzone.
"Erfurt-Guides" sollen helfen für Ruhe zu sorgen
Um dem Lärm und auch der Vermüllung des Berges etwas entgegenzusetzen, will die Stadt in diesem Sommer Erfurt-Guides über den Berg schicken. Sie sollen für Ruhe sorgen. "Weil wir es noch nicht geschafft haben, dass die Anwohner 22 Uhr zu ihrem Recht der Nachtruhe kommen", begründet Ordnungsdezernent Andreas Horn (CDU) die Antwort der Stadt auf den zunehmenden Lärm.
Weniger Kleingärten am Petersberg?
Für derzeit große Aufregung sorgt aber noch eine andere Idee aus dem Rahmenplan. Demnach sollen gut ein Dutzend Kleingärten der Petersberg-Anlage "geschliffen" werden. "Nicht mit uns", postete in der vergangenen Woche schon mancher Stadtrat. Grünen-Stadtrat David Maicher hält sich noch zurück: "Wir haben in der Woche nach Ostern ein Gespräch dazu mit der Stadtspitze. Ich will mir erst anhören, was der Grund für einen Rückbau der Gärten sein könnte", sagte er MDR THÜRINGEN.
Er hoffe, dass der Rahmenplan noch vor den anstehenden Kommunalwahlen in den Stadtrat komme: "Sonst fängt der neue Stadtrat in dann vielleicht neuer Zusammensetzung von vorn an."
Kleingärtner empört über Vorschlag
Frank Möller, Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärtner hat ebenfalls Gesprächsbedarf. "Am 2. April hören wir uns an, was die Stadt zu diesen Rahmenplan-Ideen zu sagen hat." Dass er empört ist, dass das überhaupt zur Debatte stehen könnte, kann er nur schwer verbergen. "Wir haben in Erfurt in den letzten vier Jahren fast 140 Gärten verloren. Sie wurden ersatzlos weggebaggert", kritisiert er.
Ordnungsdezernent: Kompromisse finden
Die Gartenanlagen sind nur selten Lärmquelle. Dass der Petersberg aber mit der Bundesgartenschau nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine Nutzung verändert hat, spüren auch die Kleingärtner.
Es ist mehr Trubel auf dem Berg. "Wir wollten ihn beleben und nun müssen wir Kompromisse finden, dass alle miteinander auskommen", sagt Ordnungsdezernent Andreas Horn (CDU). Was seine Erfurt-Guides bewirken können, wird der Test im Sommer zeigen.
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 30. März 2024 | 18:35 Uhr
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