Petersberg Wie geht es mit dem Bastionskronenpfad in Erfurt weiter?
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20. Juni 2023, 15:15 Uhr
Der Bastionskronenpfad sollte das Prestigeobjekt der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt werden. Eröffnet ist er noch nicht, nur ein Teil ist fertig - die mehrere Millionen Euro teure Mauerkronenbrücke. MDR AKTUELL-Hörer Thomas Wohlmann fragt, wie es um das Projekt steht.
Der Petersberg im Herzen der Thüringer Landhauptstadt liegt 231 Meter über Null. Vor mehr als 300 Jahren wurde er als Zitadelle ausgebaut. Der vordere Teil des Berges ist inzwischen ein Touristen-Magnet mit Weinberg, Restaurant und Aussichtsplattform. Als Erfurt den Zuschlag für die Bundesgartenschau 2021 bekam, wollte die Stadt auch den hinteren Teil des Berges ins Licht rücken. Das Projekt Bastionskronenpfad war geboren.
Wir halten an diesem Projekt fest, weil wir glauben, dass es für die touristische Entwicklung der gesamten Landeshauptstadt sehr wichtig ist.
Alexander Reintje, Amtsleiter für Tiefbau und Verkehr, erinnert sich: "Den Petersberg zu beleben war dabei das große touristische Ziel. Und einen barrierefreien Rundweg auf dem Petersberg zu schaffen, der die frühere Bastion Martin, die durch Straßenbauarbeiten in den 1920er-Jahren vom Petersberg getrennt wurde, wieder mit dem Berg zu verbinden."
Mauerkronenbrücke zwei Jahre zu spät eröffnet
Ein Stück dieser Verbindung ist als Mauerkronenbrücke Ende Mai 2023 eingeweiht worden. Mehr als zwei Jahre später als ursprünglich geplant und auch wesentlich teurer. Der Höhenweg mit Aussichtsplattform führt von der südwestlichen Ecke der Bastion Kilian über das Lauentor auf die Bastion Martin.
Lagen im Jahr 2017 die geplanten Kosten für den gesamten Bastionskronenpfad noch bei 4,9 Millionen Euro, hat allein die kleine Brücke 7,2 Millionen gekostet. Glück für die Stadt: Ein Großteil des Geldes stammt aus Fördermitteln des Bundes für die Buga.
Die Gründe für diesen Preis-Anstieg sind vielfältig, beginnen bei gestiegenen Material- und Arbeitskosten und enden bei erhöhten Kosten für die Statik. Die Verankerung der Brücke an den alten Mauern der Bastion Martin wie auch am Petersberg sei deutlich aufwändiger und schwieriger gewesen als vermutet, sagt Tiefbauamtschef Alexander Reintje.
Naturschützer wehren sich gegen Bastionskronenpfad
Die Mauerkronenbrücke ist mit 108 Metern aber nicht einmal halb so lang wie der ursprünglich geplante gesamte Bastionskronenpfad. Und ob der fertig gestellt wird, ist fraglich. Denn allein auf 340 Metern soll der Rundweg als Erlebnispfad mitten durch die Baumkronen eines geschützten Wäldchens führen. Duzende alte Bäume müssten dafür gefällt werden.
Dagegen regt sich Widerstand in der Thüringer Landeshauptstadt. Die Untere Naturschutzbehörde hat das Projekt abgelehnt. Umweltschützer drohen mit Klagen und finden Unterstützung in den Stadtrats-Grünen.
"Wir leben in Zeiten des Klimawandels, mit Hitze, mit Dürre. Bäume sind da ein ganz wichtiger Faktor vor allem in der Stadt. Für die Tiere, als Ökosysteme, Schattenspender, Sauerstoff usw. In diesen Zeiten noch Bäume zu fällen, halten wir für nicht mehr geboten", sagt David Maicher. Er sitzt für die Grünen im Erfurter Stadtrat.
Wir leben in Zeiten des Klimawandels. [...] In diesen Zeiten noch Bäume zu fällen, halten wir für nicht mehr geboten.
Bei den Stadtrats-Kollegen von der CDU sieht man das ein bisschen anders. Bäume seien wichtig, aber die Vollendung des Projekts ebenso. Die Christdemokraten bemängeln, dass es noch immer keine grobe Vorplanung und damit keine Schätzung gebe, wie hoch die Kosten für diesen zweiten Bauabschnitt sein könnten. Zudem müsste die Stadt Erfurt allein die Baukosten tragen.
CDU-Stadtrat Michael Panse fühlt sich hingehalten, eventuell mit System: "Dieses ewige Hinhalten und Beschlüsse, die nur gut sind fürs Register, aber nicht umgesetzt werden, das ist halt etwas, was zunehmend zum Ärgernis wird hier in Erfurt. Und wenn dann die ehrenamtlichen Stadtratsfraktionen nicht regelmäßig den Finger in die Wunde legen, gibt es vieles in der Verwaltung, was vor sich hin schlummert", sagt er.
Tiefbau- und Verkehr-Amtsleiter Alexander Reintje will an dem Prestigeprojekt trotzdem festhalten, "weil wir glauben, dass es für die touristische Entwicklung der gesamten Landeshauptstadt sehr wichtig ist."
Nach seinen Worten werden in der Verwaltung gerade Gutachten ausgewertet und Anträge für die Naturschutz-Behörden vorbereitet. Wann erstmals konkrete Zahlen zu den Baukosten auf dem Tisch liegen, kann er nicht sagen. Auch nicht, wann der Bastionskronenpfad tatsächlich vollendet wird. Er rechnet mit einem Baurecht nicht vor dem Jahr 2030.
MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Hörer machen Programm | 20. Juni 2023 | 07:20 Uhr
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