
Ehrenamt Frischer Wind für Senioren: Mit der Rikscha durch Jena
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30. April 2025, 20:25 Uhr
Ein ehrenamtliches Projekt bringt Bewegung und Begegnung in den Alltag älterer Menschen in Jena. Das ehrenamtliche Projekt der Initiative "Radeln ohne Alter Jena" schickt ab Mai zwei Fahrradrikschas durch die Stadt.
In Jena steht ein besonderes Projekt in den Startlöchern: Ab Mitte Mai werden Senioren mit zwei Fahrradrikschas durch die Stadt gefahren - kostenlos, ehrenamtlich und mit viel Herz. Das Angebot der Initiative "Radeln ohne Alter Jena" richtet sich vor allem an ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen, die nur selten aus eigener Kraft an die frische Luft kommen.
Wie eine Idee ins Rollen kam
Die Idee für die Senioren-Rikschas stammt von Renate Schaller. Im vergangenen Jahr hatte sie gemeinsam mit dem ADFC Jena - Saaletal eine Rikscha ausgeliehen. Damit haben sie einen Tag lang Fahrten für ein Seniorenheim angeboten, in dem Renate Schaller seit fünf Jahren ehrenamtlich tätig ist.
Am Ende des Tages war einfach das Gefühl da, dass wir das nicht bei einem einzigen Tag bleiben lassen sollten und dass nicht bloß diese Menschen einmal diese Rikscha-Fahrt erleben sollten, sondern dass man das groß aufziehen sollte.
"Am Ende des Tages war einfach das Gefühl da, dass wir das nicht bei einem einzigen Tag bleiben lassen sollten und dass nicht bloß diese Menschen einmal diese Rikscha-Fahrt erleben sollten, sondern dass man das groß aufziehen sollte.", sagt Renate Schaller. Dabei wird die Initiative von der Bürgerstiftung Jena - Saale-Holzland als Träger unterstützt.
Kanten, Kurven, Kommunikation - so läuft das Rikscha-Training
Bevor es aber so richtig losgehen kann, heißt es für die mehr als 35 ehrenamtlichen Rikscha-Piloten: üben, üben, üben. Eine von ihnen ist Iris Bach-Bechstedt. Die 58-Jährige ist seit Anfang des Jahres im Ruhestand und freut sich nun auf ihre Aufgabe als Rikscha-Pilotin.
Das ist eben doch anders als Fahrradfahren. Es fährt sich eher wie ein Auto als ein Fahrrad.
Drei Übungsfahrten hat sie bereits hinter sich. Trainiert wird Iris Bach-Bechstedt unter anderem von Felix Kerstan. Er ist Kapitän bei der Initiative "Radeln ohne Alter Jena" und bildet die Rikscha-Piloten aus. "Das ist eben doch anders als Fahrradfahren. Es fährt sich eher wie ein Auto als ein Fahrrad.", erklärt er.
Am Anfang fahren die Piloten kleine Runden durchs Jenaer Paradies. Dann üben sie, wie sie Bordsteinkanten und Berge sicher hoch und runter fahren. "Es war zu Anfang sehr ungewohnt, aber man stellt sich schnell um. Es ist also völlig anders als Fahrradfahren", sagt Iris Bach-Bechstedt.
Einmal fand ich die Idee sehr gut was Gutes zu tun für eine Personengruppe, die in unserer Gesellschaft für mein Gefühl doch ein bisschen zu kurz kommt. Und dann in Verbindung mit der Bewegung für mich selber fand ich das eine gute Kombination und ich freue mich richtig drauf, den alten Leuten eine Freude zu bereiten.
Die Piloten üben außerdem, wie sie durch Poller hindurchfahren, wie sie um scharfe Kurven fahren und wie sie über Straßenbahnschienen und durch enge Tunnel fahren. Auch das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste muss geprobt werden.
Iris Bach-Bechstedt hat sich aus zwei Gründen als Rikscha-Pilotin beworben: "Einmal fand ich die Idee sehr gut was Gutes zu tun für eine Personengruppe, die in unserer Gesellschaft für mein Gefühl doch ein bisschen zu kurz kommt. Und dann in Verbindung mit der Bewegung für mich selber fand ich das eine gute Kombination und ich freue mich richtig drauf, den alten Leuten eine Freude zu bereiten."
Rikschas für Jenas Berge aufgerüstet
Die Rikschas wurden gebraucht gekauft und waren für die Jenaer Berge untermotorisiert. Da einige Seniorenheime auf einem Berg liegen, musste mehr Leistung her. Deshalb haben die Techniker der Initiative die Rikschas modifiziert.
Jeden dritten Tag meldet sich jemand, der Lust hat, Bock hat, dabei zu sein, fahrradaffine Leute, die auch ein Herz für alte Menschen haben.
Die Initiative plant, noch weitere Rikschas anzuschaffen. Ziel sei es, in Jena-Nord, -Süd, und -Mitte jeweils zwei Rikschas zu stationieren, sagt Renate Schaller. Dafür fehlen aktuell neben dem Geld auch noch mehrere Piloten.
Deshalb ist die Initiative ständig auf der Suche nach neuen Rikscha-Fahrern - mit Erfolg. "Jeden dritten Tag meldet sich jemand, der Lust hat, Bock hat, dabei zu sein, fahrradaffine Leute, die auch ein Herz für alte Menschen haben", freut sich Renate Schaller.
Sicherheit hat Vorfahrt
Im Gegensatz zu vielen anderen Standorten von "Radeln ohne Alter" hat die Jenaer Initiative eine Haftpflicht- und Unfallversicherung für die Piloten und die Fahrgäste abgeschlossen. "Das ist ziemlich teuer. Dadurch entstehen für uns auch relativ hohe laufende Kosten, aber das ist uns wichtig, Fahrer und Fahrgäste gut abzusichern.", erklärt Renate Schaller. Außerdem gibt es einen Erste-Hilfe-Kurs für alle Piloten.
Am 16. Mai geht es los. Dann werden die Rikschas getauft und die ersten Fahrten beginnen. Von den rund 30 Senioreneinrichtungen in Jena haben sich bereits 17 für die Rikscha-Fahrten angemeldet.
MDR (dh/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. April 2025 | 19:00 Uhr