Landtagswahl 2024 "Mission Malorny": Ein Ingenieur kämpft für die FDP
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14. August 2024, 10:00 Uhr
Bei den vergangenen beiden Landtagswahlen ist die Sachsen-FDP an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Das soll diesmal nicht passieren. Um die außerparlamentarische Opposition zu verlassen, hat die Partei die "Mission Malorny" gestartet: Mit Robert Malorny als Spitzenkandidat wollen die Liberalen wieder in den Sächsischen Landtag einziehen.
- Robert Malorny ist fest in seinem Beruf verankert hat keine klassische Partei-Karriere hinter sich.
- Der Politiker tritt in die Fußstapfen vom ehemaligen FDP-Fraktionschef Holger Zastrow.
- Mit Blick auf aktuelle Umfragen steht Malorny vor einer großen Herausforderung.
Helle Jeans, weißes Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, akkurater Kurzhaarschnitt - so steht Robert Malorny am Wahlkampfstand, verteilt Flyer, beantwortet Fragen, versucht, die Passanten zu überzeugen, am Wahltag ihr Kreuz bei der FDP zu machen. Der Terminkalender des 45-Jährigen ist gut gefüllt: Straßenwahlkampf, Betriebsbesuche und Podiumsdiskussionen stehen derzeit auf seinem Programm.
Um dieses Wahlkampf-Pensum zu absolvieren, nimmt der Maschinenbau-Ingenieur bis zur Wahl unbezahlten Urlaub. Was den Dresdner antreibt, ist der Wunsch, Dinge zu verändern, sagt Malorny, der in Führungsposition bei einem großen Automobilzulieferer arbeitet. "Man sieht vieles, wenn man in der Wirtschaft verankert ist, wo man sagt, könnte besser gehen."
Die Politik leide darunter, ist der FDP-Spitzenpolitiker überzeugt, dass in den Parlamenten zu viele Menschen sind, "die noch nie einen Betrieb von innen gesehen haben, außer wenn sie mal zu einer Gala, einer Eröffnung oder zu einem Jubiläum als Gast eingeladen waren." Malorny hat keine klassische Partei-Karriere hinter sich - sein Werdegang ist ein anderer.
Prägende Wendejahre
Die Wahlplakate zeigen den FDP-Spitzenkandidaten vor einem sanierten DDR-Plattenbau im Dresdner Süden. Es ist nicht irgendein Wohnblock, sondern der, in dem Robert Malorny seine Kindheit und Jugend erlebt hat, in dem seine Eltern heute noch wohnen. In dem Innenhof zwischen Wäschestangen hat er Fußball gespielt, das Rad fahren gelernt.
Viele Erinnerungen verbindet der 45-Jährige mit diesem Ort, hier hat er auch den Umbruch der 1990er-Jahre erlebt, als Teenager. Eine Zeit, die Malorny sehr geprägt hat. Der Vater Ingenieur, die Mutter studierte Ökonomin, muss die Familie in den Wendejahren, wie viele andere Menschen auch, schwierige Situationen meistern und Rückschläge verkraften. Bei seiner Mutter habe er gesehen, dass man aus einer Delle wieder rauskommt, wenn man sich anstrengt.
Meine Mutter hatte auch mal ihre Arbeit verloren, da habe ich gelernt, bemüh' dich, streng dich an und du kommst auch wieder aus der Delle heraus.
Arbeitserfahrungen: Baustelle und Bundeswehr
Zielstrebig verfolgt der Teenager aus der Platte seinen Weg, er will Erfolg, er will sich etwas leisten. Für seinen Traum, einen 3er Golf, geht er in den Ferien auf Baustellen arbeiten, putzt Wände ab, baut Badewannen aus. Diesen Willen zum Anpacken habe er heute noch, so Malorny.
Nach dem Abitur geht Malorny für acht Jahre zur Bundeswehr. Dort wird er zum Offizier der Heeresflugabwehr ausgebildet. "Ich habe aus der Zeit mitgenommen, dass man einiges leisten kann, wenn man will, meistens noch ein Stück mehr geht, dass wenn man mit anderen Menschen zusammenarbeitet an einem Strang zieht und dass man immer ein Ziel vor Augen haben sollte."
Landespolitisch ein unbeschriebenes Blatt
Malorny will das Erbe von Holger Zastrow antreten. Der 55-Jährige war zehn Jahre FDP- Fraktionschef im Sächsischen Landtag, insgesamt 20 Jahre Landeschef der Liberalen in Sachsen. Anfang des Jahres ist Zastrow aus Frust über die Politik der Berliner Ampel aus der FDP ausgetreten. Die sächsischen Liberalen hatten Malorny im Januar zum Spitzenkandidaten gewählt. Parteichefin ist weiter die Lommatzscher Bürgermeisterin Anita Maas.
Inhaltlich setzen die Liberalen auf Themen wie Bildung und Wirtschaft. Sachsen brauche einen Wachstumsschub, und für den will die FDP im Landtag sorgen. Auszubildende sollen einen finanziellen Zuschuss zum Führerschein bekommen. Die Meisterausbildung soll so wie das Studium kostenlos sein, die Grunderwerbssteuer abgeschafft werden. Und um den Lehrermangel abzufedern, planen die Liberalen, Beamte auf freiwilliger Basis in Schulen zu entsenden. Darüber hinaus drängt die FDP auf einen schlanken Staat, statt Stellenauswuchs brauche es einen Stellenabbau in der Landesverwaltung, so Malorny.
Noch ist der Dresdner Stadtrat im Land eher unbekannt. Vielleicht ein Nachteil, meint Malorny. Vielleicht aber auch ein Vorteil, weil die Menschen neugierig auf ihn seien, lächelt der gebürtige Dresdner. Er sei sehr gut vernetzt mit ganz vielen Menschen, die ein "normales Leben" führen, jenseits der "politischen Blase". Geschliffene Reden liegen ihm nicht so, räumt er ein. Dafür habe er einen Plan und Kampfgeist.
Herausforderung: die 5-Prozent-Hürde
Das Ziel ist klar: Die FDP soll wieder in den Landtag einziehen. Glaubt man aktuellen Umfragen ist das alles andere als eine leichte Aufgabe, keine Umfrage hat die FDP bisher über der 5-Prozent-Hürde gesehen. Doch der FDP-Spitzenkandidat nimmt die Herausforderung an, frei und ohne Druck, wie er sagt. Wenn's schief geht, sitzt Robert Malorny am Montag nach dem Wahlsonntag wieder ganz normal an seinem Schreibtisch in Pirna und arbeitet als Ingenieur – und die Liberalen in Sachsen bleiben weitere fünf Jahre in der außerparlamentarischen Opposition.
Weitere Spitzenkandidatinnen und -kandidaten bei der Landtagswahl
MDR (cba)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. August 2024 | 19:00 Uhr