Kommunalpolitik Landkreis Zwickau: Sieben Kandidierende stellen sich zur Landratswahl
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24. Mai 2022, 14:29 Uhr
In den Städten und Dörfern des Landkreises Zwickau leben rund 310.000 Menschen. Er ist der kleinste Landkreis im Freistaat. Die kleinste Gemeinde ist Schönberg mit nicht einmal 1.000 Einwohnern, die größte Stadt ist Zwickau. Hier leben 87.000 Menschen. Der Landkreis wirbt selbst mit dem Slogan, Motor der sächsischen Wirtschaft zu sein. Im Juni wird ein neues Oberhaupt für den Kreis gesucht.
Inhalt des Artikels:
- Sieben Personen stellen sich Wahl
- Der CDU-Kandidat
- Bürgermeisterin von Kirchberg (Freie Wähler) will Landrätin werden
- AfD-Fraktionschef im Kreistag will ÖPNV stärken
- Linken-Kandidat will kostenlose Schülerbeförderung
- SPD-Kandidat will bürgernahe Politik machen
- FDP-Kandidat will Neuanfang für den Landkreis
- Die Basis-Kandidat will Spaltung der Gesellschaft überwinden
Sieben Personen stellen sich Wahl
Am 12. Juni haben die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Zwickau die Chance, eine neue Person ins Landratsamt zu wählen. Der amtierende Landrat Christoph Scheurer (CDU) tritt nicht mehr an. Scheurer wurde 1991 Landrat im damaligen Kreis Glauchau und ist seit der Kreisreform 2008 Behördenleiter im Landkreis Zwickau. Er ist damit der dienstälteste Landrat im Freistaat. Diese sieben Zwickauer bewerben sich nun um seine Nachfolge im Landratsamt - eine Frau und sechs Männer:
- der CDU-Bewerber und Vize-Landrat Carsten Michaelis
- der Freie Wähler-Bewerberin und Bürgermeisterin von Kirchberg Dorothee Obst
- der AfD-Bewerber und Versicherungsmakler Andreas Gerold
- der Linken-Kreisvorsitzende und Stadtrat in Hohenstein-Ernstthal Alexander Weiß
- SPD-Bewerber und Chef des Kreissportbundes Jens Juraschka
- FDP-Bewerber und Ingenieur Raphael Roch
- Die Basis-Bewerber und Kundenfachberater Jens Haustein
Der CDU-Kandidat
Ein moderner Landkreis braucht einen modernen Landrat. Damit wirbt der Kandidat der CDU Carsten Michaelis. Der 49 Jahre alte Jurist war zehn Jahre hauptamtlicher Bürgermeister in Jahnsdorf, bevor er 2016 als Beigeordneter und damit Vize-Landrat in die Landkreisverwaltung wechselte.
Schnelles Internet für Jeden schaffen
Kümmern will er sich unter anderem um schnelles Internet für Jedermann. "Fast in jeder Kommune gibt es weiße Flecken, das können mal mehrere Straßenzüge sein, oder ein Ortsteil, aber auch in Gewerbegebieten haben wir ein paar weiße Flecken", sagt Michaelis. "Wir möchten nicht, dass sie ins Hintertreffen geraten, sondern genauso über ein akzeptables Internetbreitband verfügen."
Und nicht nur die Datenautobahnen liegen Michaelis am Herzen, sondern auch die Radwege im Landkreis. "Hier müssen wir wirklich ein Investitionsprogramm auflegen", sagt er.
Da müssen wir wirklich ein paar Schippen drauflegen, um den Landkreis Zwickau, der ansonsten sehr gut dasteht, auch mit einem schönen Radwegenetz in attraktiven und reizvollen Gegenden zu beseelen, damit wir als Tourismusregion dort Pluspunkte sammeln.
Bürgermeisterin von Kirchberg (Freie Wähler) will Landrätin werden
Vom Kirchberger Rathaus ins Landratsamt will Dorothee Obst von den Freien Wählern. Die einzige Frau unter den sieben Kandidaten will eine Landrätin zum Anfassen werden.
Jeder soll gut und gern im Landkreis leben
Die 51-Jährige hat als Bürgermeisterin viel bewegt in Kirchberg, die Stadt zu einer familiengerechten Kommune gemacht. Jetzt will sie größer denken, im gesamten Landkreis soll jeder gut und gerne leben.
"Familiengerecht heißt für mich über alle Generationen, Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren, dass man hier Arbeit findet, dass man hier entsprechend gute ärztliche Versorgung und Bildung hat", sagt Obst. "Das sind die Punkte, die mir besonders am Herzen liegen und das möchte ich gern angehen."
Mir ist Bürgernähe wichtig und deswegen habe ich mir auf die Fahnen geschrieben, als erstes eine Bürgersprechstunde einzuführen. Ein Landrat muss nahbar sein, er muss in Besprechungen verfügbar sein, der Bürger muss auch zum Landrat kommen können, nicht nur zum Bürgermeister.
AfD-Fraktionschef im Kreistag will ÖPNV stärken
Den ländlichen Raum stärken will auch der Kandidat der AfD Andreas Gerold. Obwohl der Automobilbau den Landkreis Zwickau noch immer prägt, fährt nicht jeder Auto. Deshalb will der 59 Jahre alte Versicherungsmakler aus Meerane, der auch Fraktionschef der AfD im Kreistag ist, in Sachen Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) einiges bewegen.
Stärkung des ländlichen Raums
"Unser ÖPNV im Landkreis ist leider sehr, sehr weit hinten, wenn man es mit anderen Landkreisen vergleicht", sagt Gerold. "So als Beispiel, man kommt von Meerane nicht direkt nach Zwickau. Das sind 16 Kilometer und da braucht man drei Stunden." Gerade ältere Leute, die sich in der Pandemiezeit haben impfen lassen wollen, hätten ein Taxi nach Zwickau nehmen müssen.
Zur Stärkung des ländlichen Raumes gehöre für ihn aber mehr als eine gute Verkehrsanbindung. Er fordert, dass Behörden in den Gemeinden bleiben.
Die Sparkassen gehen zurück. Ich möchte, dass nicht jede Filiale geschlossen wird. Das ist ja mittlerweile so schlimm, dass in kleinen Gemeinden nicht mal mehr Geldautomaten vorhanden sind.
Linken-Kandidat will kostenlose Schülerbeförderung
Probleme sofort anpacken will auch Alexander Weiß, Kreischef der Linken und Stadtrat in Hohenstein-Ernstthal. Ganz oben auf der Liste des 29-Jährigen steht die kostenlose Schülerbeförderung.
Lehrermangel beheben
Diese dränge am meisten und sei ein wichtiges Ziel, verbunden mit dem ÖPNV, aber eben wieder besonders bezogen auf die Familie und auf die Kinder. "Bildung ist ein Pflichtbereich, aber auch ein Recht", sagt Weiß. "Um das auszuüben, sehen wir die Verantwortung, dass man nichts dafür bezahlen muss, vor allem weil es sich unser Landkreis leisten kann."
Weiß will sich um die kinderärztliche Versorgung am Krankenhausstandort Lichtenstein kümmern und als Grundschullehrer treibt ihn natürlich auch das Thema Lehrermangel um.
Ein großes Ziel, was ich mir vornehme für die nächsten sieben Jahre, ist eine Lehrerausbildungsstätte in Zwickau wieder zu etablieren, wie es früher schon einmal war. Nur wenn wir hier selber ausbilden, das trifft auch für die Berufsschulen zu, können wir unsere Fachkräfte hier halten.
SPD-Kandidat will bürgernahe Politik machen
Mit einer bürgernahen Politik sollte es gelingen, jeden mitzunehmen. So sieht es jedenfalls Jens Juraschka, der Landrats-Kandidat der SPD. Seine Stärke sei es, Leute zusammenzuführen.
Solidarität und sozialen Zusammenhalt stärken
Der 47-Jährige ist Chef des Kreissportbundes und Geschäftsführer des Vereins "Gemeinsam Ziele" erreichen, zu dem auch die Zwickauer Tafel gehört. "Diese Solidarität, dieser soziale Zusammenhalt, der ist mir enorm wichtig", sagt Juraschka. "Diese Gesellschaft steht und fällt mit dem sozialen Frieden."
Mit Neid, Hass, und sonstigen Diskussionen habe noch nie eine Gesellschaft zusammengehalten. "Es ist mir aber klar, dass das nur mit einer starken Wirtschaftsföderung geht", sagt der 47-Jährige. " Wenn ich auf der einen Seite Geld ausgeben möchte und will und auch muss, sind ja teilweise auch Pflichtleistungen, muss ich auf der anderen Seite natürlich auch Geld einspielen."
Ich kann Leute für Themen im positiven Sinne anbrennen, mitreißen und ich bin immer ein Teamplayer, der lösungsorientiert arbeitet. Ich will nicht wissen, was alles nicht geht, sondern wie kriegen wir es zusammen hin.
FDP-Kandidat will Neuanfang für den Landkreis
Mit 27 Jahren der Jüngste im Kandidatenfeld ist Raphael Roch von der FDP. In der Kommunalpolitik ist der Ingenieur ein Neuling. "Meiner Meinung nach bin ich der richtige Kandidat, weil ich jung und dynamisch bin", sagt er. Roch kommt nicht aus der Politik und hatte noch kein Mandat. Er gehe dadurch unverbraucht und offen in das neue Amt, sagt er.
Abwanderung junger Menschen stoppen
Roch will die einzelnen Kommunen im Landkreis mit Bus und Bahn verbinden und das Radwegenetz ausbauen. Außerdem will er Existenzgründer fördern und damit die Abwanderung junger Menschen stoppen.
"Hier möchte ich mit einem Start-up-Zentrum entgegenwirken, dass wir günstigen Raum für diese Startups entsprechend zur Verfügung stellen und so den jungen Gründern die Möglichkeit geben, ihre Ideen gleich hier im Landkreis zu verwirklichen", sagt Roch. "Hier sind Lebenshaltungskosten etc. deutlich günstiger als beispielsweise in Leipzig."
Ein 'So war es schon immer, so machen wir es weiter' wird es bei mir nicht geben. Ich möchte den Neuanfang für den Zwickauer Landkreis.
Die Basis-Kandidat will Spaltung der Gesellschaft überwinden
Jens Haustein aus Mülsen will in seinem Landkreis etwas bewegen. Der Kandidat der Kleinpartei Die Basis war schon einmal Ortsvorsteher in Friedrichsgrün und lange Jahre Gemeinderat in Mülsen. Als wichtigste Aufgabe sieht er die Überwindung der Spaltung der Gesellschaft.
Ländlichen Raum stärken
Der 55-Jährige arbeitet als Kundenfachberater in einem Baustoffzentrum. Sollte er Landrat werden, will er den ländlichen Raum stärken und alle Energie darauf verwenden.
"Ich will die Menschen dafür begeistern, dass sie wieder an Recht und Ordnung glauben", sagt Haustein. "Dass sie ihre eigenen Ideen einbringen, ihre Fantasien, ihre Wünsche äußern, mehr auf Politik zugehen und nicht verdrossen sind.
Für uns als Basis gibt es kein Schwarz und Weiß, bei uns wird jeder gleich behandelt.
Landratswahl am 12. Juni
Die Menschen im Landkreis Zwickau können im Juni entscheiden, wer von den sieben Kandidierenden in den kommenden sieben Jahren die Geschicke des Landkreises bestimmen soll.
MDR (al, Christiane Günther)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. Mai 2022 | 19:00 Uhr