Landratswahl Vier Männer wollen an die Spitze vom Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
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05. Juni 2022, 09:00 Uhr
Hier befindet sich der Nationalpark mit seinen Sandsteinformationen, dort die Ausflugsgebiete des Osterzgebirges. Dazwischen liegen 36 Städte und Gemeinden - und hinter jedem Berg ein Dorf. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Glashütter Uhrenmanufakturen sind die Aushängeschilder einer eher kleinteiligen Wirtschaftsstruktur, zu der auch bäuerliche Betriebe gehören.
Vier Männer stellen sich zur Wahl
Um den Platz an der Spitze des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geht eine Männerriege aus vier Kandidaten geht an den Start. Die Wählerinnen und Wähler können sich am 12. Juni zwischen den folgenden Politikern entscheiden:
- Michael Geisler (CDU)
- Ivo Teichmann (AfD)
- Andreas Hofmann (Freie Sachsen)
- Lutz Richter (Die Linke)
Amtierender Landrat setzt auf Perspektive für Junge
Ein alter Hase ist der amtierende Landrat Michael Geisler, Jahrgang 1960. Nach fünf Jahren als Lehrer für Biologie und Chemie gewann er 1994 erstmals eine Landratswahl und befindet sich seither im Amt. Geisler ist viel im Kreis unterwegs, gern auch auf Volksfesten. Könnte er, wie er wollte, wäre die Digitalisierung von Schulen und Verwaltung schon weiter vorangeschritten: "Wir bräuchten für unsere Schulen etwa zwölf Millionen und haben etwa drei Millionen Euro." Dazu komme jetzt noch die Rohstoffknappheit, die Corona-Krise.
Die weitere Herausforderung sei, die Abwanderung aus dem Landkreis zu verhindern, indem man hier jungen Menschen eine Perspektive bietet. Hier will Geisler die Wirtschaft um die Oberschulen und Gymnasien räumlich zusammenziehen, so dass man die Auszubildenden möglichst wohnortnah ausbildet.
Die Konzeption, die uns vorschwebt, ist, dass wir um die Oberschulen und Gymnasien die Wirtschaft auch räumlich faktisch zusammenziehen und dass man möglichst die Auszubildenden wohnortnah ausbildet.
AfD-Politiker engagiert sich für Tourismus
Auf Stimmen rechts von der Mitte zielt der AfD-Landtagsabgeordnete Ivo Teichmann, Jahrgang 1967. Der gelernte Verwaltungswirt war zunächst SPD-Mitglied, hat aber seit 2014 seine politische Heimat bei der AfD gefunden. Teichmann setzt auf aktive Wirtschaftsförderung. Unter anderem will er die Wismut-Nachfolgelandschaften mit Gewerbeflächen sinnvoll nachnutzen. An dieser Stelle sieht er eine Möglichkeit, gut bezahlte Jobs zu entwickeln.
Der AfD-Politiker engagiert sich auch im lokalen Tourismusverein. Er plädiert für den Ausgleich der Interessen von Naturschützern und Dienstleistern. Kritik von Anwohnern am Fahrzeugaufkommen in der Sächsischen Schweiz, besonders an den Wochenenden und Feiertagen, kann er nachvollziehen: "Man kann den Individualverkehr ein Stück reduzieren, indem man einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr anbietet. Allerdings muss er bedarfsgerecht sein." Der ÖPNV muss laut Teichmann attraktiver werden, sowohl was die Fahrzeiten als auch den Preis betrifft.
Man kann den Individualverkehr in der Sächsischen Schweiz ein Stück reduzieren, indem man einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr anbietet. Allerdings muss er bedarfsgerecht sein.
Freie Sachsen schicken DJ ins Rennen
Auch der Veranstaltungsunternehmer und Musikproduzent Andreas Hofmann, Jahrgang 1966, hat den Tourismus im Blick. Hofmann alias DJ Happy Vibes sieht ihn als Einnahmequelle für die Landkreisverwaltung. Er plädiert für eine Kurtaxe: "13 Städte haben sie schon. Das ist ein geringer Beitrag. Vielleicht kann man den ein bisschen erhöhen, das tut den Touristen auch nicht weh, die sind andere Abgaben gewöhnt."
Hofmann kandidiert für die Freien Sachsen, die vom Verfassungsschutz beobachtet und als rechtsextremistisch eingestuft werden. Verwaltungserfahrung hat er nicht. Als Landrat glaubt er, gesetzliche Vorgaben nicht umsetzen zu müssen. So will er als erstes anweisen, dass die Ordnungsämter und Gesundheitsämter Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz nicht mehr verfolgen. "Damit haben wir sofort viele, freie Arbeitskräfte im Landratsamt."
Wir müssen überlegen, ob wir nicht vielleicht eine Kurtaxe einführen. 13 Städte haben sie schon. Das ist ein geringer Beitrag. Vielleicht kann man den ein bisschen erhöhen.
Linke-Politiker will Verständigung und Dialog
Gegen neonazistische Strömungen hat sich Lutz Richter, Jahrgang 1974, schon zeitig eingesetzt. Zuerst, als die Skinheads Sächsische Schweiz in den 1990er-Jahren ihr Unwesen trieben und später, als die Region Hochburg der NPD war. Als linker Politiker setzt er auf Verständigung: "Ich glaube, dass Dialog ganz wichtig ist. Dass man dadurch viele gesellschaftliche Spannungen entschärfen kann, indem man sich bei Diskussionen auch selbst in die vorderste Reihe stellt und Entscheidungen erklärt."
Damit die Menschen im Landkreis wohnen bleiben, müsse die Grundversorgung sichergestellt werden. Richter ist sich sicher, ob die Menschen hierbleiben, hänge unmittelbar davon ab, ob sie wissen, dass hier auch in 20 Jahren noch eine gute Infrastruktur vorhanden ist.
Ich glaube, dass Dialog ganz wichtig ist. Dass man dadurch viele gesellschaftliche Spannungen entschärfen kann, indem man sich bei Diskussionen auch selbst in die vorderste Reihe stellt und Entscheidungen erklärt.
Eine öffentliche Diskussionsveranstaltung mit allen Bewerbern um das Landratsamt ist nicht in Sicht. Dafür beharken sich zwei der Kandidaten auf ihre Weise: Andreas Hofmann berichtet dem MDR, Ivo Teichmann habe ihm viel Geld angeboten, wenn er statt selbst zu kandidieren, Teichmanns Wahlkampf managt. Der AfD-Kandidat spricht lediglich von einem Auftrag für einen Wahlspot; konkrete Summen seien nicht genannt worden.
MDR (ma, Astrid Pawassar)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | SACHSENSPIEGEL | 01. Juni 2022 | 19:00 Uhr