Kommunalpolitik Drei Männer stellen sich zur Landratswahl in Mittelsachsen
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10. Mai 2022, 17:42 Uhr
Von der tschechischen Grenze bis fast vor die Tore von Leipzig - soweit reicht der Landkreis Mittelsachsen. Er wurde einst zusammengelegt aus den Kreisen Döbeln, Mittweida und Freiberg. In diesem Jahr müssen auch die Mittelsachsen einen neuen Landrat bestimmen. Eine wichtige Entscheidung - immerhin wird ein Landrat für sieben Jahre gewählt.
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Drei Männer zur Wahl
Mittelsachsen ist der Landkreis mit der zweitgrößten Fläche in Sachsen, hier leben knapp 300.000 Einwohner. Für das Amt des Landrats stellen sich diese drei Politiker am 12. Juni zur Wahl:
- der CDU-Oberbürgermeister von Döbeln Sven Liebhauser
- der parteilose Bürgermeister von Augustusburg Dirk Neubauer
- der AfD-Landtagsabgeordnete Rolf Weigand
Der CDU-Kandidat
Sven Liebhauser ist seit 2019 Oberbürgermeister in Döbeln. Vorher war er zehn Jahre lang Abgeordneter im Sächsischen Landtag. Der gelernte Rechtspfleger und Betriebswirt ist in der Muldestadt bekannt. CDU-Kandidat Liebhauser sagt: "Gerade als Oberbürgermeister einer Verwaltung mit 300 Mitarbeitern möchte ich meine Erfahrungen mit einbringen und auch eine starke Stimme in Mittelsachsen für Sachsen insgesamt sein."
Wirtschaft ankurbeln, schnelles Internet und ÖPNV
Der 40 Jahre alte Politiker ist besonders stolz darauf, dass er es geschafft hat, Karls Erdbeer-Erlebnis-Dorf nach Döbeln zu holen. Ein großer Investor - gut für Wirtschaft und Tourismus in der Region. Direkt gegenüber des Rathauses konnte Liebhauser schon ein Karls-Geschäft etablieren - als Vorbote der Attraktion. "Bis es dann soweit ist, dass wir eröffnen können, haben wir für die Belebung der Innenstadt ein Lädchen von Karls, was auch für eine ordentlich Frequenz sorgt" , freut sich der OB.
Noch viel wichtiger ist ihm aber mehr Tempo beim Breitbandausbau. Liebhauser hält schnelles Internet für einen wichtigen Entscheidungsfaktor für Investoren. "Die Bürger sehen dann auch wichtige Themen im Bereich Infrastruktur, Breitbandausbau, also das schnelle Internet, Straßen, ÖPNV, ist wichtig, die medizinische Versorgung."
Gerade als Oberbürgermeister einer Verwaltung mit 300 Mitarbeitern möchte ich meine Erfahrungen mit einbringen.
Parteiloser mit Parteienunterstützung
Ebenfalls mit Verwaltungs- und Bürgermeistererfahrung tritt der parteilose Kandidat Dirk Neubauer an. Er ist seit 2013 Bürgermeister von Augustusburg. Mit seiner Corona-Strategie und Modellprojekten zur Tourismusöffnung nach Corona hatte er landes- und bundesweit viel Aufmerksamkeit erregt. Der 50 Jahre alte Neubauer steht für eine offene Politik mit möglichst viel Bürgerbeteiligung. "Wir müssen weg von diesem fürstentumgleichen Irgendwas hin zu: Wir beteiligen Leute, sagt uns, was ihr wollt", verlangt der Kommunalpolitiker.
Vertrauen zurückgewinnen
Neubauer war im Jahr 2017 in die SPD eingetreten, hat der Partei aber 2021 den Rücken gekehrt - auch weil er mit der Corona-Politik und dem schleppendem Digitalisierungsausbau unzufrieden war. Neben den Linken und den Grünen unterstützt auch der SPD-Kreisverband Mittelsachsen Neubauers Kandidatur. "Wir verstehen uns in der Sache ganz gut. So kommt man ja auch dahin, dass Parteien mich bei dieser Kandidatur unterstützen. Aber ich bin der Kandidat der Leute und nicht der Parteien."
Wir müssen weg von diesem fürstentumgleichen Irgendwas hin zu: Wir beteiligen Leute, sagt uns, was ihr wollt.
Neben seinem Bürgermeister-Amt schrieb der Journalist Dirk Neubauer zwei Bücher, beide zum Thema Demokratie. "Wir müssen es schaffen, Vertrauen zurück zu gewinnen. Diese Kluft, die wir zwischen Politik und realem Leben haben, in den ja auch immer wieder Leute mit vermeintlich einfachen Lösungen reingrätschen, das ist die Aufgabe, diese Kluft müssen wir schließen."
Der AfD-Kandidat
Vom Sächsischen Landtag in Dresden ins Landratsamt zieht es Kandidaten der AfD, Rolf Weigand. Der trat 2013 in die Partei ein. Zuvor studierte er an der TU Freiberg, promovierte und gründete eine kleines Unternehmen. Seit vier Jahren sitzt der heute 37-Jährige im Landtag. Er nennt als Hauptanliegen die Digitalisierung Mittelsachsens. "Ich möchte eigentlich, dass die jungen Familien abends zu Hause sitzen und einen Elterngeldantrag auf der Couch ausfüllen, den Bauantrag online ausfüllen, dass die Unternehmer entlastet werden, dass wir aufgrund der langen Wege die digitalen Möglichkeiten nutzen."
Flüchtlingshilfe und Hochwasserschutz
Der AfD-Politiker ist in der Vergangenheit für seine Äußerungen zur Ausländerkriminalität kritisiert worden. Nun verlangt er, dass ausreisepflichtige Asylbewerber dringend benötigte Heimplätze für Geflüchtete aus der Ukraine frei machen sollen. "Ich werde Mittelsachsen umwandeln, um dann quasi den Menschen zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen und die 900 Plätze freimachen, um den Frauen und Kindern aus der Ukraine zu helfen."
Aber auch um den Hochwasserschutz will sich Weigand kümmern. Lokale Lösungen in den Gemeinden seien notwendig, "gerade für den Fall, wenn Starkregen dort runtergeht, das will ich als Landrat anpacken.
Ich möchte eigentlich, dass die jungen Familien abends zu Hause sitzen und einen Elterngeldantrag dort auf der Couch ausfüllen, den Bauantrag online ausfüllen, dass die Unternehmer entlastet werden.
MDR (kk, Dagmara Lesch)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 27. April 2022 | 19:00 Uhr