Neue Arbeitsplätze Bürgermeister: Ansiedlung von Bundesbehörden belebt ostdeutsche Kleinstädte

27. Juni 2024, 05:00 Uhr

In Ostdeutschland sollen 5.000 weitere Arbeitsplätze durch die Ansiedlung von Bundesbehörden entstehen. In zwei sächsischen Städten wurden bereits Behörden angesiedelt – und das mit Erfolg. Dort sind die Städte durch die neuen Arbeitsplätze belebter und die Infrastruktur wurde ausgebaut.

In den Sächsischen Kreisstädten Weißwasser und Borna gibt es seit einiger Zeit Zweigstellen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Das BAFA kam mit großem Personalhunger: In Weißwasser waren 300 Stellen zu besetzen.

Eigentlich ein Segen für die damals rasant schrumpfende Stadt, berichtet Oberbürgermeister Torsten Pötzsch. Er erinnert sich aber auch an Spannungen in der Anfangszeit: Einige Unternehmen hätten Angst gehabt, dass Fach- und Arbeitskräfte abgezogen würden. "Das war am Anfang ein bisschen schwierig, es musste viel kommuniziert werden", erzählt Pötzsch.

Er habe damals vor vier Jahren für den Austausch zwischen Baufirmen und Speditionsunternehmen und dem BAFA gesorgt, um die Konkurrenzsituation zu entschärfen, erzählt Pötzsch.

Höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter

So ein Fürsprecher in der Region sei wichtig, damit eine Behördenansiedlung in einer kleinen Stadt gelingt, sagt Xenia Frei. Sie forscht am Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung dazu, wieviel solche Ansiedlungen einer Region bringen. "Wir wissen aus den Befragungen, die wir durchgeführt haben, dass Behördenmitarbeiter, die aus der Region kommen, nach der Ansiedlung tatsächlich zufriedener sind. Die haben eine höhere Lebenszufriedenheit und eine höhere Arbeitszufriedenheit und sie sind zufriedener als ihre zugezogenen Kollegen", sagt Frei.

Allerdings sind die Zugezogenen in der Unterzahl. Die meisten pendeln ein oder arbeiten von zu Hause aus. Gerade hochqualifizierte Arbeitskräfte zögen selten in Kleinstädte, denn sie hätten oft auch hochqualifizierte Partner, für die es dann schwierig werde, auch einen Job in der Region zu finden, sagt Frei.

Blick auf die zwei Beispielstädte in Sachsen: Nach Weißwasser pendeln Angestellte aus bis zu 80 Kilometern Entfernung ein. In Borna berichtet Oberbürgermeister Oliver Urban, dass viele täglich die 30 Minuten mit der S-Bahn aus Leipzig pendeln.

Eignet sich eine Behördenansiedlung also überhaupt als Mittel, um eine Region zu beleben? Xenia Frei vom Ifo-Institut: "Das ist schwierig zu sagen, weil wir nicht wissen, wie sich die Region ohne die Behörde entwickelt hätte. Nur, weil wir keinen Zuwachs sehen, heißt das nicht, dass wir nicht eine zusätzliche Schrumpfung verhindert haben mit der Ansiedlung."

Erfolgsgeschichten in Borna und Weißwasser

Für die Stadtoberhäupter von Weißwasser und Borna sind die BAFA-Ansiedlungen jedenfalls Erfolgsgeschichten. In Borna ist der Standort noch recht neu, seit etwa eineinhalb Jahren arbeitet man hier. Bisher in einem provisorischen Containergebäude, sagt Oberbürgermeister Oliver Urban, aber: "Wir haben direkt daneben das Landratsamt und im Moment wird dort auch das Polizeirevier neu errichtet für 17 Millionen Euro, für 140 Arbeitsplätze, sodass das in der Stadt einen Aufbruch darstellt." Urban erzählt, er nehme die Behördenmitarbeiter in der Stadt wahr und bemerke auch eine höhere Nachfrage in Bistros und Gaststätten.

Etwa 100 Arbeitsplätze sind in Borna entstanden, kommendes Jahr werden es wahrscheinlich noch 50 mehr. Bald gibt es ein ordentliches Gebäude.

Auch in Weißwasser habe die Behörde Leben in die Stadt gebracht, sagt Bürgermeister Pötzsch, und den Bevölkerungsrückgang immerhin stark ausgebremst.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Juni 2024 | 06:16 Uhr

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