
Gartensaison Tomateninfluencerin aus Dresden schwört auf faule Gärtner
Hauptinhalt
29. März 2025, 11:00 Uhr
Birgit Kempe kam als Seiteneinsteigerin zum Gärtnerberuf. Die gelernte Uhrmacherin ließ sich wegen ihres Hobbys zur Gärtnerin ausbilden. Inzwischen baut die Gartenfachfrau seit 15 Jahren Tomaten an, leitet Kurse mit Verkostungen und gibt als "Tomatenfrau" auch in den sozialen Medien Tipps. Auf Instagram folgen ihr mehr als 20.000 Fans. MDR SACHSEN hat sie besucht.
- Als Tomatenexpertin feiert Birgit Kempe in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum.
- Ihre Hunderten Tomatensorten tragen seltsame Namen und bedienen viele Geschmacksrichtungen.
- Die "Tomatenfrau" aus Dresden hat einige Erfolgsgeheimnisse gesammelt.
"Faule Gärtner haben die schönsten Pflanzen." Das ist so ein Spruch, den Birgit Kempe gerne weitergibt. Wobei ihre Arbeit viel Fleiß verlangt. Für diese Gartensaison hat sie allein 600 Tomatensorten ausgesät. Die muss sie pflegen, umtopfen, ernten. Auch Samen züchtet sie selbst. Am 1. April feiert sie das 15-jährige Jubiläum als Tomatenexpertin, berichtet die gelernte Uhrmacherin. Mit Mitte 40 hatte sie eine zweite Lehre als Gärtnerin abgeschlossen. In diesen Jahren hat sie viel Erfahrung gesammelt, die sie gern an andere weitergibt.
Faule Gärtner haben die schönsten Pflanzen.
"Gold Nuggets" und "Bananen-Beine" im Beet
Ihre Tomatenpflanzen tragen Namen wie "Stachelbeere", "Gold Nugget", "Ukrainische Eier" oder "Banana Legs". Die Bezeichnungen verdanken sie der Farbe oder dem Geschmack. Ihre Lieblingssorte ist die cremefarbene "Bianca Cherry", verrät die 59-Jährige. "Die ist zuckersüß und schmeckt auf der Zunge leicht wie angegorener Wein." Der vielfältige Geschmack habe sie auch allgemein zur Tomate geführt, sagt die Gärtnerin, die nach eigenen Worten die Früchte am liebsten roh verspeist.
Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Ende März steckt Birgit Kempe in einem gemieteten Gewächshaus im Dresdner Stadtteil Gohlis die Samen in die kleinen Behälter mit Anzuchterde. Nach dem Andrücken bedeckt sie die mit einer körnigen feuchtigkeitsspeichernden "Vermiculite"-Schicht. Auch das ist eines ihrer Erfolgsgeheimisse.
Gegossen würden ihre Pflanzen nach dem Angießen erst wieder, wenn sie hängen. "Und zwar früh, nicht abends". Wer ständig gieße, gewöhne die Tomaten daran und müsse es den ganzen Sommer über bei jedem Wetter tun. Die Pflanzen der "faulen Gärtner" wachsen Kempe zufolge besser und seien kräftiger.
Fünf Tipps von der Tomateninfluencerin
- Pflanzen nicht oben "köpfen", das verlängert den Ertrag bis Herbst.
- Pflanzen ab Juli mit Milch besprühen - eins zu zehn mit Wasser verdünnt. Der Fettfilm schützt vor Pilzerkrankungen.
- Tomaten erst ab Mitte Mai nach den Eisheiligen auspflanzen.
- Kleinere Sorten wie Partytomaten für gesundes Wachstum nicht ausgeizen.
- Frühmorgens gießen, am Abend holt sich die Pflanze verstärkt das Nass aus der Erde.
Gartenfachberaterin Birgit Kempe
Bis zur Ernte ab Ende Juli dauert es noch ein bisschen. Und die Erntezeit dauert bei Birgit Kempe je nach Sorte bis zum Frost im Herbst. Überhaupt setzt die Gärtnerin auf Geduld: "Vor den Eisheiligen verkaufe ich keine Tomatenpflanzen", nennt sie ein Prinzip. Wer die Pflanzen vorher in Garten- und Baumärkten erwerbe, kaufe sie oft doppelt, weil die Pflanze bei Frost eingegangen sei. "Wer ordnungsgemäß wartet, hat mehr Glück zum Schluss", so die Tomatengärtnerin.
Vor den Eisheiligen verkaufe ich keine Tomatenpflanzen.
Flecken auf Tomaten? "So ist eben die Natur"
Viel Chemie lehnt Kempe im Garten ab. "Meine Tomaten werden nicht behandelt. Dafür haben sie Flecken. So ist eben die Natur." Erschwerend sei eher die Bürokratie. Laut einer EU-Verordnung dürfe sie ihr Saatgut nur als Zierpflanzen verkaufen. An den jährlich zwei Verkaufstagen würden sich die Menschen drängen. Auf Facebook tausche sie sich mit 30.000 Tomatenfreunden weltweit aus. "Ich bin ausgelastet", so Kempe.
Kein Beruf zum Reichwerden
Zum Reichwerden sei ihr Tun mit Pflanzenverkauf allerdings nicht geeignet. "Wir schwimmen alle so am Existenzminimum", rechnet Kempe, auch wenn manche ihrer Tomaten mehr als zehn Euro pro Kilogramm kosten. "Meine Tomaten sind nicht preiswert. Ich mache aber auch keine Massen."
Birgit Kempes Mutter ist auch eine Abnehmerin. Für sie gebe es auch Blumen. "Ich baue für sie Zinnien an, die mag sie und erhält regelmäßig einen Strauß."
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 24. März 2025 | 15:30 Uhr