Ein Mensch mit einem großen Würfel aus Schaumstoff auf seinem Kopf, dahinter ein anderer Mensch auf einer Theaterbühne. 5 min
Festivalleiterin Charlotte Orti von Havranek ist bei "Aufgefallen" von MDR Sachsen im Gespräch zur aktuellen Ausgabe des Festivals für junge Regie "Fast Forward" in Dresden. Bildrechte: Alana Proosa

"Fast Forward" Dresdner Theaterfestival "Fast Forward" startet mit Kritik an Kultur-Einsparungen

14. November 2024, 03:00 Uhr

Das "Fast Forward"-Festival in Dresden zeigt vom 14. bis 17. November junges europäisches Theater aus Ländern wie Frankreich, Estland oder Italien. Festivalchefin Charlotte Orti von Havranek kritisierte bei MDR KULTUR die Haushaltsplanung der Stadt Dresden für 2025, die mit den vorgesehenen Einsparungen bei der Kultur und Spielstätten wie Hellerau auch das "Fast Forward"-Festival gefährden würden.

In Dresden startet am Donnerstag das europäische Festival für junge Regie "Fast Forward". Bis zum 17. November werden acht Inszenierungen aus Ländern wie Frankreich, Portugal, Estland, Belgien und Italien gezeigt. Das Festival fokussiert sich auf die junge Sprache des Theaters. Die Stücke stammen von Kreativen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, sagen die Festivalmacher auf ihrer Webseite und heben hervor, dass ihr Ziel sei, "die Vielfalt des zeitgenössischen Theaters zu zeigen, dem europäischen Nachwuchs eine Plattform zu bieten und dem Publikum einen Ort für Entdeckungen."

Zwei Menschen auf einer Bühne, einer davon sitzt in einem Rollstuhl.
Auf dem Programm des "Fast Forward"-Festivals in Dresden: "Une tentative presque comme une autre" von und mit Guillaume Papachristou und Clément Papachristou zeigt den gemeinsamen Abend von zwei Zwillingsbrüdern – mit Humor, offenen Worten und Anderssein. Bildrechte: Baptiste Le Quiniou

Insgesamt wird es acht Aufführungen geben, die aus insgesamt etwa 250 Inszenierungen für das Festival ausgewählt wurden. Eine davon wird am Schluss von einer internationalen Jury gekürt – der Preis: eine Einladung zu einer eigenen Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden. Außerdem wird ein Publikumspreis vergeben und seit 2022 auch eine Auszeichnung der Jugendjury.

Kultur

Charlotte Orti von Havranek 47 min
Bildrechte: MDR/Angelika Zapf

Kritik an Sparmaßnahmen der Stadt Dresden

Bereits im Vorfeld hat die künstlerische Leiterin des Festivals, Charlotte Orti von Havranek, die Sparmaßnahmen der Stadt Dresden kritisiert. Pro Jahr will die Stadt ca. fünf Millionen Euro bei der Kultur einsparen. Besonders betroffen davon wären unter anderem das Europäische Zentrum der Künste in Hellerau, das Deutsche Hygiene-Museum und die Freie Szene.

Eine große, leere Halle, in der mehrere Menschen nebeneinander laufen.
Die Video-Installation "Decazeville – La montagne qui brûle" von Nina Gazaniol Vérité wird in der Robotron-Kantine in Dresden aufgeführt. Bildrechte: Nina Gazaniol Vérité

Diese Sparmaßnahmen würden auch das "Fast Forward" betreffen. "Das ist echt eine Katastrophe!", sagte Orti von Havranek MDR KULTUR. Eine Inszenierung wie aktuell "Decazeville – la montagne qui brûle" könne man gar nicht anders zeigen als in der Robotron-Kantine. Auch die Zusammenarbeit mit Hellerau sei intensiv. "Wir könnten unser Festival ohne Hellerau und die Kooperation nicht veranstalten", so Orti von Havranek.

Wir könnten unser Festival ohne Hellerau und die Kooperation nicht veranstalten.

Charlotte Orti von Havranek, künstlerische Leiterin des Festivals

Triggerwarnungen zu Theaterstücken beim "Fast Forward"-Festival

Schon auf der Webseite zum Fast-Forward-Festival werden für einzelne Stücke Triggerwarnungen ausgesprochen. So heißt es bei dem Stück "Concerto fetido su quattro zampe" beispielsweise: "Nach 30 Minuten werden Zeitungsschlagzeilen zitiert, die Themen wie Tierquälerei, Depressionen, Suizid, Drogen und physische Gewalt beinhalten."

Zwei Menschen auf einer Bühne, eine Schauspielerin steht mit einem Mikrofon in der Hand, ein Schauspieler kniet und hat eine Hundemaske auf dem Kopf.
Zur Aufführung von "Concerto fetido su quattro zampe" der Italiener Alice & Davide Sinigaglia beim "Fast Forward"-Theaterfestival 2024 gibt es Warnungen u.a. zu Tierquälerei, Suizid, Drogen und physischer Gewalt. Bildrechte: Cosimo Trimboli

Festivalchefin Orti von Havranek sieht den Begriff "Triggerwarnung" kritisch und würde eher "Stückhinweise" bevorzugen. "Triggerwarnung" sei ein Begriff, den man diskutieren könne, weil er "natürlich irgendwie auch was Pathologisches" habe, sagte sie MDR KULTUR.

Ihr Festival erarbeite sich gerade einen Umgang mit der Thematik. Für das Theater sehe sie die Aufgabe, den Menschen die Wahl zu lassen, diese Hinweise zu lesen – oder auch nicht.

Das Festival

Fast Forward 2024
Europäisches Festival für junge Regie

14. bis 17. November 2024

Spielstätten und Adressen:
Staatsschauspiel Dresden Kleines Haus & Festivalzentrum
Glacisstraße 28, 01099 Dresden

Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Karl-Liebknecht-Straße 56, 01109 Dresden

Labortheater & Café OHA der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK)
Güntzstraße 34, 01307 Dresden (Eingang Dürerstraße)

Kunsthaus Dresden in der robotron-Kantine
Zinzendorfstraße 5, 01069 Dresden

Quelle: MDR KULTUR (Carsten Tesch), MDR Sachsen (Aufgefallen), Fast Forward
Redaktionelle Bearbeitung: op, sg

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 14. November 2024 | 06:30 Uhr

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