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Nach weiteren Rissen Gefahr in Verzug: Carolabrücke soll ohne Ausschreibung abgerissen werden
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21. Februar 2025, 13:49 Uhr
Die Carolabrücke in Dresden steht vor dem Abriss - und das schneller als geplant. Mehrere Schäden an der Konstruktion haben die Sicherheitslage drastisch verschärft. Nun will die Stadt ohne Ausschreibung abreissen lassen. Der Schiffsverkehr auf der Elbe muss weiter warten.
- Temperaturunterschiede lassen Spanndrähte reißen.
- Oberbürgermeister spricht von "Gefahr im Verzug".
- Schiffsverkehr bleibt vorerst ausgesetzt.
Die Stadt Dresden hat entschieden, den Abbruch der Carolabrücke ohne Ausschreibung direkt zu vergeben. Grund dafür sind akute Sicherheitsbedenken nach mehreren Drahtbrüchen in den Brückenzügen A und B, die durch ein Überwachungssystem festgestellt wurden, wie die Stadtverwaltung am Freitag mitteilte.
Drahtrisse durch Temperaturschwankungen
Seit vergangenem Sonntag sind den Angaben zufolge in den betroffenen Brückenabschnitten mehrere Spanndrähte gebrochen, insbesondere im elbaufwärts gelegenen Brückenzug A. Hier seien allein in dieser Woche fünf neue Brüche festgestellt worden. Experten führen die aktuellen Drahtbrüche auf die starken Temperaturschwankungen der vergangenen Tage zurück. Der Abbruch der Brücke müsse "schnellstmöglich" erfolgen, hieß es in der Mitteilung.
Oberbürgermeister betont Dringlichkeit
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) betonte die Dringlichkeit eines schnellen Abrisses. "Es ist Gefahr in Verzug. Wir werden den Abrissauftrag direkt vergeben, um die von der Brücke ausgehenden Risiken schnell zu beseitigen." Die Direktvergabe soll nach Rathausangaben noch in dieser Woche erfolgen.
Baubürgermeister Stephan Kühn sagte, man habe bereits Angebote von Firmen erhalten, die den Abriss kurzfristig umsetzen könnten. Zur Vorbereitung der Abbrucharbeiten seien für Montag und Dienstag Drohnenflüge zur Kampfmittelsondierung in der Elbe geplant. Bislang wurden im Zuge des Abrisses drei Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
Schiffsverkehr muss warten
Am Sonntag soll außerdem entschieden werden, ob ab kommendem Montag wieder Schiffe auf der Elbe fahren können. "Wenn für 72 Stunden keine weiteren Ereignisse auftreten sollten, ist eine schiffsgenaue Durchfahrt für dringende Transporte nach Anmeldung und unter ständiger Überwachung wieder möglich", so die Stadt.
Rechtsgutachten ermöglicht Direktvergabe
Laut Mitteilung der Stadt ist eine direkte Vergabe des Abrissauftrags rechtlich möglich. Ein Rechtsgutachten habe ergeben, dass vor den neuerlichen Drahtbrüchen eine europaweite Ausschreibung für den Abbruch erforderlich gewesen wäre. Aufgrund der akuten Gefahrensituation sei nun jedoch eine Direktvergabe rechtens. Damit könne der Abriss der Brücke schneller erfolgen, um weitere Risiken für die Öffentlichkeit zu vermeiden.
MDR (ben)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 21. Februar 2025 | 13:30 Uhr