
Kryptowährung Frau aus Leipzig verliert mehr als 600.000 Euro durch Bitcoin-Betrug
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31. März 2025, 15:00 Uhr
Bitcoin – ein virtuelles Bezahlsystem ohne Banken, ohne staatliche Kontrolle. Es ist ein digitaler Token, der von einem Computernetzwerk generiert wird. Innerhalb der letzten fünf Jahre sorgte der Höhenflug der Kryptowährung für einen regelrechten Hype und weckte bei vielen Menschen die Vorstellung, jeder könnte reich werden, wenn er nur früh genug investiere. Wie Kathrin W. aus Leipzig.
Kathrin W. aus Leipzig kommt über eine Online-Anzeige, die ihr hohe Gewinne mit der neuen Technologie verspricht, zum Bitcoin: "Das Schlauste, was ihr machen könnt, ist jetzt Bitcoin kaufen. Das wird den Preis in ungeahnte Höhen pumpen," verspricht die Werbung. Und Kathrin steigt 2012 ein in den Bitcoin-Rush. Damals zahlt sie gerade mal fünf Cent pro Bitcoin. Heute ist ein Bitcoin über 80.000 Euro wert.
Kathrins Leben verändert sich durch Gewinne aus Bitcoin-Geschäft
Kathrins Investition wird zum Volltreffer: "Man kann die auch aufs Handy laden. Hatte da mal 160 Euro drauf. Auf einmal waren es 7.000 bis 8.000 Euro. Dachte, ups, so viel Taschengeld brauch ich nicht." Mit Bitcoin konnte sie sich auch als Lehrerin einiges leisten. "Ich bin eine völlig andere Person geworden, ich war lustig, fröhlich, habe eine Reise nach der anderen machen können."
Ich bin eine völlig andere Person geworden, ich war lustig, fröhlich, habe eine Reise nach der anderen machen können.
Zunächst gutes Gefühl, Portfolio wächst
Doch vor drei Jahren kam für Kathrin die Katastrophe. Sie gerät an einen Krypto-Betrüger. Zunächst soll sie 250 Euro investieren. Doch Kathrin merkt schnell, dass es dabei nicht bleiben sollte. Ihr Finanzberater bringt sie dazu, immer mehr zu investieren. "Und ja, er sagte, ich könnte dem Ganzen vertrauen, weil ich auch mal gesagt hab: 'Was wollen Sie eigentlich von mir? Also noch mehr Geld? 1.000 Euro sind ja schon viel.' Ich wollte erstmal abwarten, wie das läuft."
Kathrin ist skeptisch und recherchiert. Sie kann nichts Negatives über die Firma finden. Auf Bewertungsportalen sind auch heute noch gefälschte Bewertungen der Firma online. "Ich dachte mir, wenn die Dreck am Stecken haben, dann würde sich niemand mehr mit denen in Verbindung setzen oder mit denen Verträge schließen oder arbeiten wollen. Verträge hat man ja nicht in dem Sinne". Also investiert sie.
Bank und Freunde leihen Geld
Und weil es scheinbar so gut läuft, nimmt sie einen Kredit auf. Und leiht sich Geld bei Freunden. Knapp 700.000 Euro zahlt sie über Bitcoin ein - ein Vermögen. Und sie hat ein gutes Gefühl, denn ihr Portfolio wächst. Die Gier der Betrüger wächst auch. "Und dann starb meine Mutter und ich brauchte Geld. Dann wurde es geschoben, geschoben und geschoben bis es dann wirklich dämmerte. Ich wusste, dass ich in eine große Falle gerauscht bin."
Kathrin zieht Anwalt zu Rate
Kathrin hat ihre Betrüger angezeigt. Aber damit gibt sie sich nicht zufrieden und wendet sich an den Rechtsanwalt Jan Siebenhüner, der sich für die Rechte von Opfern wie Kathrin einsetzt - und als Strafverteidiger auch ihre Betrüger vertritt. Er kennt die Tricks der Täter und kann auch die Chancen eines Opfers einschätzen. "Ob man das Geld zurückbekommen kann, steht immer in den Sternen. Eigentlich ist es ohne Zutun der Täter oder dem Empfänger nahezu unmöglich", sagt Siebenhüner.
Ob man das Geld zurückbekommen kann, steht immer in den Sternen. Eigentlich ist es ohne Zutun der Täter oder dem Empfänger nahezu unmöglich.
Er empfiehlt deshalb, sich bereits vor einer solchen Investition einen Anwalt zu holen: "Der Anwalt kann das dann vielleicht mal auf seine Stichhaltigkeit, Nachhaltigkeit prüfen und gegebenenfalls eine Empfehlung aussprechen."
Jurist Siebenhüner: Ermittler oft überfordert
Dass die Ermittlungen der Polizei noch zu keinem Ergebnis gekommen sind, habe mehrere Gründe, so der Jurist Siebenhüner: "Einerseits ist der Sachverhalt sehr komplex. Die Täter arbeiten sehr konspirativ und intelligent. Und man muss auch sagen, die Ermittlungsbehörden sind mit solchen Sachverhalten heillos überfordert. Sie haben wenig Personal. Das ist das erste Problem. Das Personal, das sie haben, ist für so eine Straftat nicht ausgebildet oder hat dafür keine Kenntnis."
Das zweite Problem: Das Geld ist schnell weg. Und die Täter sitzen oft irgendwo im Ausland. Trotzdem kann die Polizei auch erfolgreich sein: So wie 2023, als in Deutschland die weltweit größte Darknet-Plattform zur Geldwäsche gestoppt werden konnte. Es wurden rund 44 Millionen Euro in Bitcoin sichergestellt.
Kathrin setzt Hoffnungen in Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Doch Kathrins Betrüger wurden bisher noch nicht gefasst. Ihr wird immer mehr bewusst, dass ihr Geld weg ist. Unwiederbringlich. Doch aufgeben will sie nicht. Wie es für sie weiter geht? "Was ich weiß, dass ich gewarnt bin vor den Anwaltskanzleien, dass die sich um mein verlorengegangenes Geld kümmern. Und ich werde auf jeden Fall den Hinweis aufgreifen, dass ich mich bei der Staatsanwaltschaft öfter melde und frage, wie es mit den Ermittlungen des Falls vorangegangen ist."
Tipps der Verbraucherzentrale
Damit es gar nicht erst soweit kommt wie bei Kathrin, hat Jasmin Trautloft von der Verbraucherzentrale Sachsen einen hilfreichen Tipp. "Wir haben auf unserer Website von der Verbraucherzentrale Sachsen einen sogenannten Fakeshop-Finder. "Da kann man schauen, wenn man sich zum Beispiel auf Webseiten bewegt, die man nicht kennt, ob die schon als Fakeshops bekannt sind. Auch unseriöse Inkassounternehmen kann man auf unserer Website auch finden."
Der Film "Bitcoin-Betrug – Kriminelle Abzocke mit Kryptowährung" von Richard Erhardt & Jenna von Thäne wird in der MDR-Reihe exactly am 2.4. um 21:15 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt und ist ab sofort in der ARD Mediathek abrufbar.
MDR (kbe/Richard Erhardt&Jenna von Thäne)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR exactly | 02. April 2025 | 21:15 Uhr