Neues Messe-Angebot Kuchenalarm in Dresden für Back- und Bastelfans
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17. Februar 2024, 17:03 Uhr
In Dresden findet an diesem Wochenende die 1. Kuchenmesse statt. Ein Termin wie aus dem Paradies geschickt in die Fastenzeit, frohlocken die MDR SACHSEN-Reporter Kathrin König und Benjamin Jakob. Sie backen zwar seltener als dass sie Kuchen essen, lieben aber TV-Backsendungen. Sicherheitshalber sind sie mit vollem Magen zur Messeeröffnung in Dresden gegangen, wo zeitgleich auch die Kreativmesse stattfindet. Von Beginn an stellen sie sich die wichtigste Frage: Wo sind die Torten?
- Frisch ausgebildete Konditorin aus Österreich will Dresdner mit Punschkrapfen locken.
- Besucherinnen suchen frische Ideen fürs Backen zu Hause.
- Wenn Backfluencer ihre Herde fürs Internet-Publikum anwerfen.
Am Eingang der Halle 4 duftet es nach Zucker, Butter und Schmalz, in dem Kräppelchen brutzeln werden. Wie auf dem Weihnachtsmarkt, nur süßer. Doch erst muss ich durch Gänge hindurch, vorbei an Ständen, an denen sich Stoffe, Spitzen, Perlen, Schablonen stapeln und unzählige Bastelsachen der Kreativmesse angeboten werden. Ich suche die Backöfen. Wo sind denn die Torten?
Österreicherin lockt mit Punschkrapfen
Am anderen Ende der Halle finde ich den ersten von 30 Ständen, die zur Kuchenmesse gehören. Ich staune über Gebäck in Eiswaffeln, verziert mit Schokolade, bunten Streuseln oder Kokosflocken. Felizitas Drucker ist aus Kleinhöflein bei Wien nach Dresden gekommen. Das, was mich da dutzendfach anstrahlt, nennt die 25-Jährige "Schaumgebäck und Punschkrapfen. Alles selbst gebacken und heute früh noch dekoriert."
Ich erwähne, dass Krapfen in Sachsen auf keinen Fall Berliner heißen, sondern Pfannkuchen. "Etwa wie die Palatschinken?" Ja, aber das sind hierzulande Plinsen. Wir lachen über soviel Sprachvielfalt. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn ich schon durch den bloßen Blick auf rosafarbene Petits Fours satt werden könnte. Immerhin ist Fastenzeit. Und ich stehe erst am ersten Stand.
"Ich hoffe, dass meine Mehlspeisen bei den Besuchern in Dresden gut ankommen", sagt die Österreicherin, die zum ersten Mal auf einer Messe in Deutschland steht. Seit Jahresanfang ist Felizitas Drucker selbstständige Konditorin. Diesen Berufsabschluss hat sie als Bürokauffrau nebenbei gemacht. "Der Bürojob war mir zu langweilig. Gebacken habe ich schon immer. Und nun läuft der Ofen zu Hause zehn Stunden pro Tag."
Schmetterlinge im Bauch oder Zuckerrosen
Apropos Ofen: Drei Stände weiter scherzt ein Verkäufer mit mehreren Frauen, dass ja wohl niemand etwas gegen Schmetterlinge im Bauch sagen könne, oder? Bei ihm kann man mit schmetterlingsförmigen Brenneisen Pfannkuchenteig in heißem Fett ausbacken. Marie Frank aus Arnsdorf guckt erst skeptisch, brutzelt sich dann einen Schmetterling und kostet vorsichtig: "Sehr lecker. Es geht ganz einfach." Nun will Töchterchen Frida auch mal probieren. Derweil freut sich die Mama auf weitere Stände. Denn sie sucht Ideen fürs Backen zu Hause. "Vielleicht finden wir ein paar Förmchen oder coole Deko-Sachen?"
Die beiden könnten bei Raheem Haidar fündig werden. Der Gewinner der Backshow "Das große Backen" 2022 hat seinen Stand der Liebe und den Farben lila und rosa gewidmet. Er verkauft auch Dekorosen aus Zucker in allen Schattierungen. "Im Februar ist Valentinstag und bald kommt ja der Frühling", erklärt er. Später wird er auf der Bühne zeigen, wie man Erdbeer-Cupcakes mit Swiss Meringue Buttercreme macht, am Sonntag wird er Himbeertarteletts zubereiten. Er will den Besuchern die Spritztechniken erklären und welche Tüllen wofür gut sind.
Backen als Leidenschaft - auch ohne Gesellenbrief
Seit der TV-Show bestimmt das Backen Raheem Haidars Leben. Eine Bäckerlehre hatte er auch angefangen, aber: "Die habe ich abgebrochen. Ich will mir die Leidenschaft fürs Backen bewahren." Damit darf der studierte Jurist aus Syrien in Deutschland zwar keine eigene Konditorei führen, aber für seine Workshops interessieren sich Fans auf Messen oder bei Instagram, wo ihm 13.000 Follower zuschauen.
Die Vollzeit-Backfluencerin
Diese Dimensionen hat Nicole Weber-Joerss aus Heidesheim bei Mainz längst hinter sich. "Nicoles Zuckerwerk" ist auf allen Plattformen zu finden. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat die gelernte Kosmetikern für rund 500 Internet-Videos schon alles gebacken, was in ihren Herd passte: von Plätzchen bis zu mehrstöckigen Hochzeitstorten. Bei Instagram mögen das 120.000 Follower.
"Denen muss ich immer Neues bieten. Vieles fällt mir spontan ein", erzählt sie an ihrem Stand, an dem sie Cake-Pops dreht und dekoriert. Sie verkauft auch fertige Glasur mit und ohne Aromen. "Am liebsten wollen die Kunden die Farbrichtungen rosa, rot und hellbau oder weiß."
Ach, ich liebe es einfach zu backen. Mein Backofen läuft täglich. Wir essen das auch selbst und versorgen die Familie und den Freundeskreis mit Kuchen.
Mitten im Getümmel stehen zwei Malteser-Einsatzsanitäter und blicken sich um. Hatte schon jemand einen Zuckerschock? "Nein, aber wir würden da sofort helfen", sagen die beiden schmunzelnd. Sie schauen, dass sich niemand verletzt, an den Bastelständen der Kreativmesse werde ja mit Scheren und Klebepistolen hantiert. "Pflaster haben wir genug", sagt einer der beiden. Derweil frage ich mich, wie sie es bis Sonntag schaffen werden zu arbeiten - bei all den Düften und der Zuckerdeko. "Es ist auszuhalten. Wir können ja auch mal etwas naschen gehen."
Ich will Kuchen! Süße Fakten zum Backen in Deutschland
- 2023 sagten 18,41 Millionen deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren, dass sie regelmäßig backen. Rund 22,54 Millionen Menschen gaben an, gelegentlich zu backen. 29,3 Millionen Befragte sagten dagegen: Ich backe nie.
- Die Zahlen sind relativ konstant, auch wenn während der Corona-Pandemie Hefe zeitweise ausverkauft war.
- Die Backöfen werden in Deutschland am häufigsten angestellt, wenn Kinder mitbacken oder Familienbesuch bevorsteht, vor Weihnachten und zu Ostern und Geburtstagen.
- 2022 wurden bundesweit im Lebensmittelhandel und Außer-Haus-Verkauf 217.640 Tonnen tiefgekühlten Kuchen und Torten verkauft.
- Das Bäckerhandwerk erwartet für 2024 einen Umsatz im Marktbereich Kuchen und andere Backwaren von 7,72 Milliarden Euro. Das entspricht pro Kopf 92,35 Euro.
Quellen: Statista, Deutsches Tiefkühlinstitut
Torten, die sprachlos machen
Unterdessen ist auf der Bühne der erste Workshop zum Thema "Osterkekse backen" zu Ende. Nur Backöfen, wie ich sie aus TV-Shows kenne, um die Hobbybäcker aufgeregt herumlaufen, suche ich vergeblich. In einem Saal stehen Torten bereit als Anregung für die Kategorien, die ein Tortenwettbewerb vorgibt. Profis, aber auch Kinder, können sich mit einstöckigen Torten zum Thema Unterwasserwelt bewerben, eine geschnitzte Torte als "Fantasy-Schneckenhaus" zeigen oder Hochzeitstorten auftürmen. Fassungslos fotografiere ich die Kunstwerke und will mir nicht vorstellen, wie sie von Messern zerschnitten werden.
Süßes in der Fastenzeit?
"Jeder kann bei den Wettbewerben mitmachen", erklärt mir der Messe-Organisator Marvin Okken. "Hyperrealistic cakes", also Kuchen, der täuschend echt nach etwas Anderem aussieht, sei voll im Trend, vor allem in den USA. Das könnte im nächsten Jahr auch in Dresden Schwerpunkt sein, ebenso wie sächsische Spezialitäten, überlegt Okken laut.
Backöfen wären auch toll, finde ich. Kuchen müssen ja erst gebacken werden, bevor die Deko-Künstler loslegen können. Und wie sieht es mit dem Messetermin an sich aus in der Fastenzeit? Ist auch bisschen gemein. "Was gibt es denn Schöneres, als abends nach dem Fasten Kuchen zu essen", fragt mich Okken augenzwinkernd. Seine Worte klingen in meinen Ohren, als ich mir sizilianisches Mandelgebäck kaufe. Oh, sehe ich da etwa einen vieretagigen Schokobrunnen?
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Februar 2024 | 19:00 Uhr
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