"Total glücklich" Dresden: "Gittersee"-Autorin Charlotte Gneuß wird 2024 Stadtschreiberin
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17. November 2023, 09:00 Uhr
In Dresden spielt ihr vieldiskutierter DDR-Roman "Gittersee". Mit ihrem Debüt schaffte es Charlotte Gneuß auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2023. Nun überzeugte sie eine weitere Jury, die Gneuß ab 2024 zur Stadtschreiberin von Dresden ernannte. Im Gespräch mit MDR KULTUR konnte die junge Autorin, deren Familie aus Dresden stammt, ihr Glück gar nicht fassen.
- Charlotte Gneuß wird 2024 Stadtschreiberin von Dresden.
- Die Autorin will in ihrem halbjährigen Aufenthalt in Dresden an einem Romanprojekt arbeiten.
- Ihr Debütoman "Gittersee" löste eine Debatte um Deutungshoheit über die DDR aus.
Die Schriftstellerin Charlotte Gneuß wird 2024 die neue Stadtschreiberin von Dresden. Wie die Stadt mitteilte, überzeugte Charlotte Gneuß die Jury sowohl mit ihrem Bewerbungstext wie auch mit ihrem im August 2023 erschienenen Debütroman "Gittersee".
Charlotte Gneuß will in Dresden an neuem Roman arbeiten
Gneuß reagierte mit großer Freude auf die Ernennung zur neuen Stadtschreiberin. "Ich glaube, etwas Schöneres konnte mir gar nicht passieren. Ich bin total glücklich und kann es gar nicht fassen", sagte sie im Gespräch mit MDR KULTUR. Sie freue sich sehr auf die Monate in Dresden. "Ich habe eine ganz große Liebe und Empathie für die Stadt und auch ein großes Gefühl von Zuhause, wenn ich dort bin", so die Autorin.
Etwas Schöneres konnte mir gar nicht passieren. Ich habe eine ganz große Liebe für Dresden.
Charlotte Gneuß wurde 1992 in Baden-Württemberg geboren, nachdem ihre Eltern Dresden vor dem Mauerfall verlassen hatten. Sie sagte, sie habe schon von klein auf ihre Familie dort häufig besucht. Später habe sie dann in Dresden Soziale Arbeit studiert. In ihrer Zeit als Stadtschreiberin wolle sie an einem neuen Romanprojekt arbeiten, verriet die Autorin weiter.
Dresdens Kulturbürgermeisterin: "Freue mich auf Impulse"
Es seien sehr viele Bewerbungen für das Amt eingegangen, betonte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. Dass die Wahl auf Gneuß gefallen sei, freue sie besonders. In ihrem viel diskutierten Debüt-Roman "Gittersee" habe sich die Autorin sehr spezifisch mit ihrer Dresdner Familiengeschichte auseinandergesetzt. Daher sei sie "auf ihre Interventionen und Impulse als Stadtschreiberin" schon jetzt gespannt, so Klepsch.
Gneuß wird ein halbes Jahr in der sächsischen Landeshauptstadt verbringen, für den Zeitraum erhält sie ein Stipendium sowie eine mietfreie Wohnung. Das Stipendium wird von der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vergeben.
Debüt: DDR-Roman "Gittersee" löste Debatte aus
Gneuß' Debütroman "Gittersee", der im gleichnamigen Dresdner Stadtteil spielt, erzählt von einer Schülerin in der DDR, die sich auf Gespräche mit der Stasi einlässt. Der Roman stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 und wurde mit dem "aspekte"-Literaturpreis für "das beste deutschsprachige Debüt" sowie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2023 ausgezeichnet.
Über den Roman "Gittersee" wurde im Herbst hitzig diskutiert, nachdem eine "Mängelliste" des Autors Ingo Schulze publik geworden war, die historische Ungenauigkeiten monierte. Daraufhin entspann sich eine Debatte um die Deutungshoheit über die DDR und die Frage, ob die Generation der Nachgeborenen die DDR auf neue Weise erkunden darf.
Quelle: MDR KULTUR, Pressemitteilung Stadt Dresden, redaktionelle Bearbeitung: lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. November 2023 | 06:30 Uhr