
Nach Belastungstest Freudentränen in Bad Schandau: Elbbrücke wieder befahrbar
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11. April 2025, 13:43 Uhr
Nach monatelanger Sperre und einem erfolgreichen Stresstest kann der Verkehr auf der Elbbrücke in Bad Schandau wieder rollen. Der Belastungstest brachte das bestmögliche Ergebnis. Dennoch werden die Planungen für einen Brückenneubau und eine Behelfsbrücke vorangetrieben.
- In Bad Schandau herrscht nach der Freigabe der Elbbrücke größtenteils Erleichterung.
- Eine neue Brücke muss laut Infrastrukturministerium nach jetzigem Stand dennoch gebaut werden.
- Busse und Fahrzeuge, die mehr als 7,5 Tonnen wiegen, müssen weiterhin die Umleitung fahren.
"Eigentlich kann ich gar nicht reden, weil mir die Tränen gerade kommen", sagt Christine Keil durch das herunter gekurbelte Fenster zu MDR SACHSEN. Wenige Minuten später wird sie mit ihrem Begleiter zum ersten Mal seit November mit dem Auto über die Brücke in Bad Schandau fahren. "Ich hab Gänsehaut", sagt ihr Begleiter vom Fahrersitz. Dann findet sie doch Worte: "Mir knistert's dermaßen im Gebälk, es ist ergreifend." Seit Donnerstagmittag kann die lang gesperrte Brücke in Bad Schandau wieder genutzt werden.
Große Erleichterung - aber auch Kritik
Fünf Monate nach der Sperrung des Bauwerkes wurde grünes Licht für den Verkehr gegeben. Für Anwohner und viele Betriebe in der Region entfallen damit weite Umwege. Der Verkehr bleibt aber auf Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen Gewicht beschränkt, wie Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) sagte. Fahrzeuge mit einem höheren Gesamtgewicht müssen weiterhin die eingerichtete Umleitung nutzen. Die Polizei und die zuständige Verkehrsbehörde überwachen die Einhaltung der Gewichtsbeschränkung.
Eigentlich kann ich gar nicht reden, weil mir die Tränen gerade kommen. Mir knistert's dermaßen im Gebälk, es ist ergreifend.
"Das ist die Hauptschlagader für die ganze Gegend,", sagt Markus Körner MDR SACHSEN, der sich am Donnerstag die Brückenöffnung nicht entgehen lassen wollte. Auch Apothekerin Anne Walter ist erleichtert. Um ihren älteren Patientinnen und Patienten auf der anderen Elbseite den für sie umständlichen Weg mit der Fähre zu ersparen, hat sie sich ein zweites Auto angeschafft, das am anderen Elbufer parkt. Die Kosten dafür trägt sie selbst.
Doch einigen geht die Freigabe nicht weit genug. Eine Bad Schandauerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, sagt MDR SACHSEN: "Ich finde es schwachsinnig, dass da ein Bus nicht drüber fahren kann mit unseren ganzen Rentnern. Die müssen immer noch mit der Fähre fahren. Die müssen das bezahlen von ihren Renten. Das ist ein bissel doof." Sorgen, dass die Brücke nicht hält, hat sie keine. Andere sind verständnisvoller: "Wir haben es nicht in der Hand", sagt ein Mann, der für einen Gastronomiespezialisten aus der Region arbeitet und mit seinem Lkw die Brücke nicht passieren darf.
Bürgermeister: Last fällt von den Schultern
Bürgermeister Thomas Kunack zeigte sich erleichtert. "Heute fällt im Privaten wie im Gewerblichen ein ganzes Stück Last von den Schultern", sagte er am Vormittag bei einer Pressekonferenz in Dresden. Er bedankte sich bei den Menschen vor Ort, die die herausfordernde Situation in den vergangenen Wochen mitgetragen hätten. Für die Region seien die vergangenen 155 Tage eine Mammutaufgabe gewesen.
Neubau einer Brücke notwendig
Kurz vor der Freigabe informierte das Infrastrukturministerium am Donnerstag über das weitere Vorgehen. Demnach muss nach gegenwärtigem Stand eine neue Brücke in Bad Schandau gebaut werden. Neben der bekannten Spannungsrisskorrosion weise die Elbebrücke Potenzial für weitere Schädigungen auf, zum Beispiel in Form von Betonkrebs. "Ich setze mich weiter für eine fundierte, langfristige Lösung und Planungssicherheit für die Region ein", erklärte Ministerin Kraushaar.
Wie lange die Elbebrücke in Bad Schandau noch genutzt werden kann, sei unklar, erklärte Brückenexperte Steffen Marx, Professor an der TU Dresden. Möglicherweise sei das Bauwerk zukunftsfähig, das könne man aber noch nicht abschließend sagen. Ob die vorhandenen Schäden durch eine Sanierung behoben werden können, wird nun geprüft.
Die Planungen für den Neubau und auch für eine Behelfsbrücke werden nach Angaben des Infrastrukturministeriums vorangetrieben. Die erforderlichen Behelfsbrückenteile des Bundes seien bereits beim Fernstraßen-Bundesamt angefordert worden, hieß es.
Vorbereitungen für Freigabe
In den vergangenen Tagen wurden nach Angaben der Ministerin unter anderem die Fahrbahn gereinigt und neue Verkehrsschilder auf der Brücke als auch im Umkreis aufgestellt. Damit sollte sichergestellt werden, dass schwere Fahrzeuge über 7,5 Tonnen weiter die Umleitung nutzen. Die Gewichtsbegrenzung bedeute auch, dass die örtlichen Handwerker die Brücke wieder befahren könnten.
Busverkehr bleibt geteilt
Da Linienbusse dieses Gewicht überschreiten, bleibt allerdings der Busverkehr weiterhin geteilt. Laut dem Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (RVSOE) verkehren die Linien 241 und 252 weiter auf separaten Abschnitten beidseits der Elbe. Die im Frühjahr eingeführte Fähre werde weiter im Halbstundentakt die Elbbrücke mit dem Nationalpark-Bahnhof verbinden. Allerdings sei diese Fahrt in Zukunft nicht mehr kostenlos, so das Unternehmen.
Mit der Brückenöffnung wird laut RVSOE außerdem das Parken in der Brückenschleife untersagt. Der Parkplatz am Nationalpark-Bahnhof sei dann wieder kostenfrei nutzbar.
Sperrung im November
Die Elbbrücke in Bad Schandau war am 7. November vergangenen Jahres überraschend aus Sicherheitsgründen für sämtlichen Verkehr gesperrt worden. Das hatte erhebliche Einschränkungen zur Folge, denn die nächste Brücke für den Straßenverkehr quert 20 Kilometer entfernt in Pirna die Elbe.
MDR (kav,ben,kbe)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 09. April 2025 | 06:00 Uhr