Neues Museum in Dresden Was das Archiv der Avantgarden so einzigartig macht
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04. Mai 2024, 05:01 Uhr
In Dresden eröffnet am Sonntag im barocken Blockhaus das Archiv der Avantgarden (ADA). Es beherbergt die Sammlung des deutsch-italienischen Mäzens Egidio Marzona mit mehr als 1,5 Millionen Objekten aus dem 20. Jahrhundert, darunter Möbel, Design sowie Kunst. Einen Teil davon, rund 300 Werke des Surrealismus, werden in einer ersten Ausstellung mit dem Titel "Archiv der Träume" gezeigt.
- Nach fünf Jahren Umbau eröffnet im Blockhaus Dresden das Archiv der Avantgarden (ADA).
- Das ADA ist eine Mischung aus Archiv, Museum und einem Ort für Forschung.
- Die erste Ausstellung gibt Einblicke in die Sammlung des Archivs und zeigt Werke des Surrealismus.
Von außen barocker Glanz, innen jedoch modernste Architektur – so präsentiert sich das Archiv der Avantgarden, kurz ADA, an der Augustusbrücke vis-à-vis vom Goldenen Reiter den Besucherinnen und Besuchern. Das Spektakulärste dabei ist ein scheinbar frei schwebender Betonkubus, das Herzstück des Gebäudes, das die Sammlung beherbergt.
Mit dem Archiv der Avantgarden haben Sie eine völlig neue Institution, die es auf der ganzen Welt, glaube ich, nicht vergleichbar gibt – eine Mischung aus Museum, Forschungszentrum und Kulturhaus.
Der Kubus bestehe aus drei Geschossen, erklärt Direktor Rudolf Fischer bei einem Rundgang durch die Räume, deren Türen für das Publikum sonst verschlossen sind. "Im untersten Geschoss haben wir Möbel und Design", erzählt er. Die Regale im Depot sind mit Stühlen, Geschirr und Tischen gefüllt, aber auch mit Kunstwerken. Nicht zuletzt werden auf den 1.900 laufenden Metern auch wertvolle Bücher und Archivordner gelagert, die Dokumente und so genannte Ephemera wie Einladungskarten, Poster, Manifeste und Fotografien enthalten.
Dresdner Blockhaus für neues Archiv saniert
Etwa 1,5 Millionen Objekte von 1905 bis in die 1980er-Jahre lagern jetzt im Archiv der Avantgarden des Kunstsammlers und Mäzens Egidio Marzona. Als er sich 2016 entschloss, einen Teil seines Archivs den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu schenken, war das nicht nur eine Sensation, sondern auch der größte Zugewinn, den die Kunstsammlungen auf einen Schlag in ihren Bestand aufnehmen konnten. Im Gegenzug gab es daraufhin das Angebot des Freistaates Sachen, das sogenannte Blockhaus als Domizil für das Archiv zu sanieren.
"Mit dem Archiv der Avantgarden haben Sie eine Institution, die es auf der Welt, glaube ich, nicht vergleichbar gibt - eine Mischung aus Museum, Forschungszentrum und Kulturhaus. Alles auf Basis einer riesigen Sammlung", resümiert euphorisch der Direktor des ADA, Rudolf Fischer. Aus seiner Sicht lässt sich der Widerspruch, Avantgarden zu archivieren, auflösen: "Indem man damit arbeitet und das Ganze eben nicht verstaubt, sondern indem man das Archiv aktiviert."
Archiv der Avantgarden als Ort der Forschung
Dafür wurde das Archiv der Avantgarden eben auch als moderne Forschungsplattform konzipiert, auf der sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler, aber auch alle anderen Interessierten mit dem großartigen Schatz, den dieses Archiv birgt, auseinandersetzen können.
Über eine imposante, skulpturale Wendeltreppe gelangt man in die obere Etage, wo die Besucherinnen und Besucher, Nutzerinnen und Nutzer des ADA, eine umfängliche Handbibliothek erwartet. Zudem gibt es Studien- und Lesesäle. Hier kann man vorbestellte Aktenordner einsehen oder sich einzelne Objekte vorlegen lassen.
Gleichzeitig fungiert das Archiv als eine Art Wissensspeicher für die anderen Häuser des Museumsverbunds, betont die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann. "Wir haben ja das Bild der Batterie geprägt: Die Sammlung soll alle anderen ganz stark inspirieren." In diesem Sinne seien Archive auch notwendig, um Hierarchien außer Kraft zu setzen, interdisziplinär zu sein und den Kanon immer wieder neu zu befragen. "Da spielt auch so etwas wie Ostmoderne eine ganz wichtige Rolle."
Erste Ausstellung zeigt surrealistische Kunst
Bisher war das Archiv schon gefragter Leihgeber weltweit, mit dem neuen Haus werden künftig aber auch zwei eigene Ausstellungen jährlich konzipiert, die sich mit unterschiedlichem Fokus der Sammlung widmen. Den Auftakt machen jetzt die Surrealisten. Anlässlich des 100. Jubiläums ihres Manifests können Besucherinnen und Besucher deren "Archiv der Träume" erkunden.
Wenn das Archiv der Avantgarden jetzt eröffnet wird, dann ist die Arbeit daran aber längst nicht abgeschlossen, denn Mäzen Egidio Marzona sammelt weiter, erläutert Rudolf Fischer. "Er macht das aber in Absprache mit uns. Das heißt, wir haben Lücken und er versucht, die Lücken zu schließen oder er entdeckt wieder neue Sammlungen, die mit den vorhandenen Konvoluten korrespondieren und interagieren", so der Direktor.
Weitere Informationen
"Archiv der Träume. Ein surrealistischer Impuls"
Ausstellung vom 5. Mai bis 1. September 2024
Archiv der Avantgarden
Neustädter Markt 19, 01097 Dresden
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, 15 bis 21 Uhr
Samstag bis Sonntag, 11 bis 19 Uhr
Veranstaltungen (Auswahl):
5. Mai 2024, ab 10 Uhr: Eröffnung des Archivs der Avantgarden
9., 10. und 11. Mai 2024, jeweils um 16 Uhr: Kuratorenführung
12. und 26. Mai 2024, 11 Uhr: Öffentlicher Rundgang
29. Mai, 18:30 Uhr: Rundgang mit Gebärdensprache
Der Eintritt ist vom 5. bis 12. Mai 2024 frei.
Redaktion: vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Mai 2024 | 10:15 Uhr