Privates Museum Nachfolger gesucht: Wohin mit der Mittweidaer Raumfahrtsammlung?
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29. Oktober 2024, 06:00 Uhr
Was und wie essen Kosmonauten im All? Was fühlen sie, wenn sie die Erde von ganz weit oben aus dem Orbit betrachten? Tasillo Römisch kann solche Fragen beantworten. Er kennt viele Kosmonauten und Astronauten persönlich, mit einigen war er befreundet. Und: Er betreibt in Mittweida das größte private Raumfahrtmuseum der Welt, mit dem er es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat.
Tasillo Römisch betreibt in Mittweida ein Raumfahrtmuseum, das weit über die Region hinaus bekannt ist. Er kennt Astronauten und Kosmonauten persönlich, hat in der kasachischen Wüste am Weltraumbahnhof Baikonur etliche Raketenstarts aus nächster Nähe beobachtet. Nun möchte der 70-Jährige seine riesige Sammlung an einen Nachfolger übergeben. Fast 100.000 Exponate hat er im Laufe der Jahre zusammengetragen.
Stadt kann Museum nicht übernehmen
Seine Kinder haben keinen Bezug zur Raumfahrt-Begeisterung ihres Vaters und leben auch nicht in Mittweida, sagt der Sammler. Am liebsten würde er seine Schätze deshalb gegen Bezahlung an die Stadt übergeben, auch um seine Rente aufzustocken.
Mittweidas Oberbürgermeister Ralf Schreiber (CDU) winkt aber ab. "Die Ausstellung in deiner Qualität, die du hier bringst, lebt insbesondere auch von dir." Mit Leidenschaft stellt Tasillo Römisch kenntnisreich die Raumfahrt-Exponate interessierten Besuchern vor. So etwas sei nicht ersetzbar, meint der Rathauschef.
Auch Deutsches Technik-Museum winkt ab
Neben maßstabsgetreuen Raketenmodellen gehören viele Raritäten zur Mittweidaer Raumfahrtsammlung, die Römisch teils direkt von den Kosmonauten bekam. So gehört ein Handschuh von Juri Gagarin, dem ersten Menschen im All, zur Sammlung.
Dennoch greift auch das Deutsche Technik-Museum in Berlin nach anfänglichem Interesse doch nicht zu. Heiko Triesch vom Museum sagt, bei der Raumfahrt läge der Schwerpunkt des Museums eher auf der europäischen Raumfahrt. Zur Mittweidaer Sammlung gehören hingegen viele einmalige und begehrte Exponate aus der sowjetischen beziehungsweise russischen Raumfahrt.
Ziel: Sammlung komplett erhalten
Tasillo Römisch möchte seine Sammlung möglichst komplett in neue Hände geben und keine Einzelstücke verkaufen. Doch gerade dieses Szenario scheint am wahrscheinlichsten. Noch aber gibt er die Hoffnung nicht auf, sein Museum als Ganzes retten zu können. Der neueste Einfall dazu: Seine Erzählungen zu den Exponaten könnte man als Audio aufnehmen. So wäre auch der persönliche Charakter der Sammlung für die Nachwelt erhalten. Mehr zum "Mann, der nie im All war" zeigt die gleichnamige MDR-Doku von Tom Lemke, zu sehen in der Mediathek.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 28. Oktober 2024 | 19:00 Uhr