![Eine Straße macht eine scharfe Kehre vor einem Lärmschutzwall. | Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK Eine Straße macht eine scharfe Kehre vor einem Lärmschutzwall.](https://www.mdr.de/index-transparent_h-9_w-16_zc-d3fd16cb.gif)
Brücke Weiterbau der Ortsumgehung Flöha verzögert sich
Hauptinhalt
11. Februar 2025, 18:21 Uhr
Der Bau von Flughäfen kann in Deutschland bekannterweise schon ein wenig länger dauern, in Sachsen gilt das auch für Straßen. Die Autobahn 72 zwischen Chemnitz und Leipzig wird voraussichtlich 20 Jahre nach der geplanten Fertigstellung erstmals durchgängig befahrbar sein und an der Ortsumgehung Flöha wird auch schon fünfzehn Jahre gebaut. Ob sie fertig wird, entscheiden Gerichte.
Die "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH" (DEGES) bezeichnet die Umgehungsstraße in Flöha schlicht als "B 173n". Das unscheinbare "n" steht dabei für "neu", könnte aber auch für "nicht zu Ende gebaut" stehen. Denn Baubeginn für die Ortsumgehung war bereits im März 2010.
Mittlerweile rollt der Verkehr auf großen Teilen der Strecke, endet aber in einer Kurve am Rande von Flöha. Was fehlt, ist ein exakt 1.720 Meter langes Teilstück mit einer 575 Meter langen Brücke über das Flüsschen Flöha.
Naturschützer und Unternehmer klagen gegen Brücke
Das Tal, welches die Brücke überspannen soll, gehört allerdings seit 2002 dem Naturschutzverband Sachsen, der dort einen Auwald entstehen ließ, in dem Fischotter und Biber leben. Die Naturschützer haben gegen den mehrfach geänderten Planfeststellungsbeschluss geklagt, der Baurecht für die Talüberquerung schaffen sollte.
Am Dienstag verhandelte das Bundesverwaltungsgericht über die Klagen. Die Naturschützer sehen nach Angaben des Gerichts Verstöße gegen das Habitat- und Artenschutzrecht und das Wasser- und Klimaschutzrecht.
Ein Unternehmer, dessen Grundstück durch die geplante Trasse zerschnitten wird, klagte ebenfalls gegen das Bauvorhaben.
Flöhas Oberbürgermeister hofft auf eine Entscheidung für die Stadt
Flöhas Oberbürgermeister Volker Holuscha ist nicht gerade begeistert von der Dauer des Verfahrens. "Die Belastung an der alten Strecke der B173 ist aus meiner Sicht und aus Sicht der Bevölkerung enorm", sagt er MDR SACHSEN. "Wer selbst dort entlang fährt, der merkt, wieviel Lärm, Abgase und Staub es gibt."
Die Bürger hätten kein Verständnis mehr, weil das Verfahren für diesen zweiten Bauabschnitt bereits zwölf Jahre laufe. "Ich muss betonen, dass die Bürger sich keinesfalls gegen den Umweltschutz stellen. Es geht darum, dass der Umweltschutz im Einklang mit den Belangen der Bürger steht."
Im Planfeststellungsbeschluss seien seiner Auffassung nach alle Belange, auch die des Naturschutzes, berücksichtigt worden.
Ich muss betonen, dass die Bürger sich keinesfalls gegen den Umweltschutz stellen.
Protest gegen Bauaufschub bereits 2014
Die Flöhaer haben 2014 bereits gegen den ins Stocken geratenen Weiterbau der Umgehungsstraße demonstriert. Damals hatten die Naturschützer gegen den Weiterbau geklagt und vor dem Bundesverwaltungsgericht Recht bekommen. Daraufhin wurde die Trasse mehrfach umgeplant. Allerdings konnten die demonstrierenden Anwohner damals nicht ahnen, dass man auch elf Jahre später mit der Umgehungsstraße keinen Meter weitergekommen ist.
Ein Kläger zieht Klage zurück
Am Dienstag wurde bekannt, dass einer der drei Kläger seine Klage zurückgezogen hat. Zuvor hatten die Richter deutlich gemacht, dass sie die Klage des Geschäftsführers einer Spitzen- und Gardinenfabrik für unbegründet halten. Die Trasse zerschneidet ein Grundstück, das er zur Erweiterung seines Unternehmens gekauft hatte.
Am Dienstag fiel noch kein Urteil am Bundesverwaltungsgericht in Sachen Ortsumgehung Flöha. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
MDR (tfr/ahe)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Februar 2025 | 19:00 Uhr