Mehr Gehalt Metallerinnen und Metaller im Erzgebirge feiern "spektakulären" Tarifabschluss

• Das Ergebnis des Tarifabschlusses übertrifft die Erwartungen von Betriebsrat und Gewerkschaft.
• Wirtschaftsminister Dulig (SPD) sieht im Verhandlungsergebnis ein wirksames Mittel gegen Fachkräftemangel im Erzgebirge.
• Der Betriebsrat des Unternehmens bei Stollberg hofft auf eine positive Signalwirkung für die Region.

Mehr als 600 Beschäftigte in Niederdorf können sich künftig jeden Monat über mehrere Hundert Euro zusätzlich auf dem Gehaltszettel freuen. In den kommenden drei Jahren steigen laut Betriebsrat die Gehälter im Schnitt um 17 Prozent. In der untersten Entgeltgruppe sind das monatlich 400 Euro zusätzliches Gehalt, durchschnittlich bis zu 600 Euro. Am Freitag wurde auf der Betriebsversammlung des elektronischen Komponentenherstellers SKS Kontakttechnik GmbH der Abschluss von Tarifverhandlungen mit der IG Metall bekanntgegeben.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf Technologien zur Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Steckverbindersystemen. Laut Betriebsrat übertreffe das Ergebnis die Erwartungen. Damit seien die Bestrebungen der Belegschaft gelungen, ihre Arbeitsbedingungen an die der westdeutschen Konzernbeschäftigten anzugleichen. Und das ohne Streik und Arbeitskampf. Der ausgehandelte Haustarifvertrag gilt laut Betriebsrat auch für die knapp 240 Beschäftigten der am Standort ansässigen Unternehmen PS Holding GmbH und Pulsotronic GmbH und Co. KG.

In Niederdorf ist die Freude über den Ausgang der Tarifverhandlungen groß. Noch unter Corona-Bedingungen hatte sich die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert und mit der IG Metall den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufgefordert, sagte der Betriebsratsvorsitzende Michael Müller. Den Abschluss der Verhandlungen bezeichnete er am Freitag als "spektakulär": Das Ergebnis hätte selbst die Gewerkschaft nicht für möglich gehalten.

Der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Chemnitz, Ingo Hannemann, meinte: "Dass ein solcher Tarifabschluss durch faire und ergebnisorientierte Gespräche ohne jeglichen Arbeitskampf möglich wurde, ist eher die Ausnahme und spricht auch klar für den Arbeitgeber."

Sachsen Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sieht in dem Tarifabschluss einen Weg, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: "Dabei ist auch die Arbeit der Betriebsräte wesentlich. Ohne starke Mitbestimmung wäre es sicher nicht möglich gewesen, innerhalb weniger Monate einen solchen Haustarif einzuführen."

Betriebsratsvorsitzender Müller hofft, dass der Verhandlungserfolg einen positiven Einfluss aufs Erzgebirge hat, einer Region, die sonst für Niedriglöhne bekannt sei.

MDR (kav)