Vor neuer Verhandlungsrunde Alstom-Beschäftigte in Bautzen und Görlitz protestieren gegen Stellenabbau
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16. Februar 2023, 15:37 Uhr
Vor mehr als einem Jahr hatte der Schienenfahrzeugbauer Alstom angekündigt, in Deutschland 1.300 Stellen zu streichen. In Sachsen sind die Werke in Bautzen und Görlitz betroffen, hier sollen insgesamt bis zu 550 Jobs wegfallen. Die IG Metall verhandelt seitdem mit dem Alstom-Management, doch bisher gibt es keine greifbaren Ergebnisse. Vor der neuen Verhandlungsrunde am Freitag rief die Gewerkschaft deshalb zu einem bundesweiten Aktionstag auf, auch in Bautzen und Görlitz.
- In den Oberlausitzer Alstom-Werken haben hunderte Beschäftigte gegen den geplanten Stellenabbau protestiert.
- Die Gewerkschaft fordert eine Zukunftsstrategie und legt ein eigenes Konzept vor.
- Unter den Beschäftigten herrscht laut Betriebsrat große Unsicherheit.
Im Alstom-Werk Bautzen haben sich am Donnerstag nach Gewerkschaftsangaben mehr als 800 Beschäftigte am Aktionstag der IG Metall gegen den geplanten Stellenabbau beteiligt. Die gesamte Frühschicht sei ihrem Aufruf zur außerordentlichen Betriebsversammlung gefolgt, so ein Gewerkschaftssprecher. Auch im Görlitzer Werk gab es Proteste. Am Freitag steht eine neue Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und dem Alstom-Management an. Bei ihr geht es um die Zukunft der Werke und die Kürzungspläne, die auch die Standorte Bautzen und Görlitz betreffen.
Alstom will Standorte wettbewerbsfähig machen
Im Görlitzer Werk sollen 300 bis 400 Stellen gestrichen werden, in Bautzen bis zu 150. Außerdem sollen die Beschäftigten auf Lohn verzichten. Der Alstom-Konzern will nach eigenen Angaben die Standorte in Deutschland wettbewerbsfähig und zukunftsfest machen. Deshalb habe man einen "Transformationsprozess" angestoßen, so Alstom-Sprecher Andreas Florez. Diesen wolle man gemeinsam gestalten, weshalb man sich mit den Arbeitnehmervertretern auf Verhandlungen verständigt habe. Aufgrund der Komplexität der Inhalte seien diese noch nicht abgeschlossen.
Alstom hat einen Transformationsprozess in Deutschland angestoßen, um die deutschen Standorte wettbewerbsfähig und damit zukunftsfest zu machen
Gewerkschaft fordert Zukunftsstrategie
Die IG Metall lehnt diese Pläne des Alstom-Konzerns ab. Man verhandele jetzt seit einem Jahr, so Irene Schulz vom Vorstand der IG Metall Berlin, Brandenburg, Sachsen. Bisher ohne Ergebnis. Man brauche mehr und nicht weniger Bahnindustrie in Deutschland. Ohne leistungsfähige Industrie komme man beim Ausbau des Bahnverkehrs nicht voran. Es brauche eine Zukunftsstrategie.
Gewerkschaft und Betriebsrat legen eigenes Konzept vor
Deshalb habe die Gewerkschaft gemeinsam mit den Betriebsräten ein eigenes Konzept vorgelegt, so Irene Schulz. "Wir haben uns angeschaut, wo man die Produktivität an den einzelnen Standort noch erhöhen und Prozesse verbessern kann. Dort ist Potenzial drin." Bevor man also anfange Arbeitsplätze abzubauen und Fachkräfte nach Hause zu schicken, müsse man auf diesen Bereich den Fokus legen.
Wir haben uns angeschaut, wo man die Produktivität an den einzelnen Standort noch erhöhen und Prozesse verbessern kann. Dort ist Potenzial drin, da würden wir den Fokus drauflegen.
"Alstom vertreibt Spezialisten"
Das Konzept sei betriebswirtschaftlich durchgerechnet, so Mario Orlando Campo, Betriebsrat des Bautzener Alstom-Werkes. Damit ließen sich alle Arbeitsplätze erhalten und Lohnkürzungen vermeiden. "Alle reden vom Fachkräftemangel. Alstom aber vertreibt die Spezialisten, die wir dringend brauchen", so der Betriebsrat. Unter den Beschäftigten herrsche Unmut und Unsicherheit. Man fordere das Management auf, ernsthaft über Alternativen zu den kurzsichtigen Abbauplänen zu verhandeln.
Der Schienenfahrzeugbauer Alstom
Der französische Alstom-Konzern hatte im Januar 2021 die Zugsparte von Bombardier übernommen und damit auch die Werke in Bautzen und Görlitz.
In Bautzen arbeiten 1.300 Beschäftigte, in Görlitz rund 850. Kurz vor Weihnachten 2021 hatte Alstom angekündigt, in seinen deutschen Werken 1.300 Stellen zu streichen. Am stärksten betroffen sind die Standorte in Bautzen, Görlitz und im brandenburgischen Hennigsdorf.
MDR (vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 16. Februar 2023 | 14:30 Uhr