Federnfabrik Wilhelm Hesse, Neugersdorf: eine Frau und ein Mann stehen für die Kamera vor einer Werkhalle
Denise Waßmann und Sebastian Günther leiten in Neugersdorf eine Federnfabrik. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Auf Draht Federn für Verhütungsspiralen, Garagentore, Autositze: Neugersdorfer Federnfabrik setzt auf Besonderes

12. Januar 2025, 06:00 Uhr

Die Federnfabrik Wilhelm Hesse in Neugersdorf an der Grenze zu Tschechien ist im wahrsten Sinn des Wortes auf Draht: Sie produziert Metallfedern aller Art, nicht nur für die Industrie, sondern auch für Privatleute. Denn ihre Spezialität sind Einzelanfertigungen ganz nach Kundenwunsch, auch wenn er ungewöhnlich ist. Das freut vor allem Besitzer von alten Garagentoren, Oldtimern oder Hollywoodschaukeln.

In der Produktionshalle der Firma Hesse laufen die Maschinen am Jahresanfang schon wieder auf Hochtouren. Sie spucken kleine und große Metallfedern, Sicherungsringe und gebogene Drähte im Akkord aus. Seit fast 140 Jahren gibt es das Unternehmen schon und nach wie vor sind Federn ein erstaunlich gefragtes Produkt. Sie würden in vielen alltäglichen Dingen stecken, sagt Geschäftsführerin Denise Waßmann. Ohne sie wären Autositze zu hart, würden Staubsauger, Gartengeräten, Kugelschreiber oder die gute alte Kaffeemaschine nicht funktionieren.

Federnfabrik Wilhelm Hesse, Neugersdorf: Verschiedene Federn auf einer Anrichte. Dabei ein Schild: 130 Jahre... 3 min
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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 07.01.2025 14:30Uhr 02:31 min

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Von Mitarbeitern zu Chefs

In Neugersdorf setzt man neben Aufträgen aus der Fahrzeugindustrie oder dem Maschinenbau auch auf kleine Stückzahlen und Sonderanfertigungen. "Ausgefallene Dinge sind genau unsers", meint Denise Waßmann. Die 36-Jährige leitet seit 2018 gemeinsam mit ihrem Kollegen Sebastian Günther das Traditionsunternehmen. Vor zwei Jahren haben die beiden langjährigen Mitarbeiter schließlich die Federnfabrik von der Eigentümerfamilie gekauft und sind seitdem nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Inhaber.

Federnfabrik Wilhelm Hesse, Neugersdorf: Portrait einer Frau
Geschäftsführerin Denise Waßmann leitet seit mittlerweile sieben Jahren die Geschicke der Firma, zusammen mit ihrem Kollegen. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Ausgefallene Dinge sind genau unsers.

Denise Waßmann Geschäftsführerin

Ungewöhnliche Kundenwünsche

Damit haben die beiden auch die Verantwortung für die 20 Beschäftigten übernommen. Produktionsleiter Bernd Mai gehört zu den Dienstältesten. Der gelernte Werkzeugmechaniker ist seit 1990 mit dabei und sorgt unter anderem dafür, dass manch ungewöhnlicher Kundenwunsch auch umgesetzt werden kann.

"Wir machen Machbarkeitsanalysen, ob wir das gewünschte Produkt überhaupt herstellen können und wie das am Besten gehen könnte." Dank hauseigenem Werkzeug- und Musterbau sei vieles möglich. An den für die Firma wohl ungewöhnlichsten Auftrag erinnert sich der 60-Jährige auch noch gut: In den 1990er Jahren bestellte ein Unternehmen keine Federn für Maschinenteile, sondern filigrane Verhütungsspiralen.

Mehr Anfragen von Privatleuten

Das blieb zwar eine Ausnahme, dafür gibt es inzwischen immer wieder Anfragen von Privatleuten. "Wenn die Feder vom Lieblingsfernsehsessel kaputtgegangen ist, haben wir schon öfter mal Leute dastehen gehabt", erzählt Denise Waßmann. Auch Ersatzfedern für die alte Hollywoodschaukel oder für Oldtimerfahrzeuge würden immer mal nachgefragt. Sie werden aber nicht an den großen Maschinen, sondern teilweise von Hand an der Werkbank gefertigt.

In letzter Zeit seien besonders Federn für ältere Garagentoren beliebt. Denn selbst die Handfertigung der Teile in der Federnfabrik sei immer noch billiger als ein komplett neues Tor. Solch einen Nachbau von Hand mache aber kaum noch jemand, sagt Denise Waßmann: "Deshalb bekommen wir inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland."

Vier neue Federn per Hand anfertigen zu lassen ist immer noch billiger als ein komplett neues Garagentor. Deshalb bekommen wir inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland. 

Denise Waßmann Geschäftsführerin

Mit Zuversicht ins neue Jahr

Die nachgebauten Federn für Privatleute blieben aber eher eine Nische, meint die 36-Jährige. Mehr ins Gewicht würden die Sonderanfertigungen für Unternehmen fallen, die jedes Mal eine neue Herausforderung seien. Aber damit würden sie sich gegen die Konkurrenz behaupten, auch wenn das nicht immer einfach sei.

Die Auftragslage im Januar sehe jedoch gut aus, sagt Geschäftsführer Sebastian Günther. Man schaue mit Zuversicht ins neue Jahr. Allerdings weiß auch der 37-Jährige: "Alles haben wir nicht in der Hand. Da müssen wir schauen, wie die Rahmenbedingungen am Ende sind."

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MDR (vis)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 07. Januar 2025 | 16:30 Uhr

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