Neue Impulse Wie Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025 überraschen will
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12. Januar 2025, 11:48 Uhr
In Chemnitz wird es ernst: Nach vier Jahren Vorbereitung steht die offizielle Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar 2025 kurz bevor. Geplant sind unter dem Titel "C the Unseen" 150 Projekte und mehr als tausend Veranstaltungen. Mit dem Programm will die Stadt auch ihr Image ändern, das zuletzt vor allem durch rechtsextreme Ausschreitungen geprägt war. Doch wofür genau steht Chemnitz in diesem Jahr?
- Chemnitz will als Europäische Kulturhauptstadt 2025 aus dem Schatten von Leipzig und Dresden heraustreten.
- Die Stadt möchte auch das negative Image der rechtsextremen Ausschreitungen von 2018 durch ein neues Bild ersetzen.
- Die Kultur soll als Impulsgeber wirken und auch nachhaltig in die Zukunft hineinwirken.
Jetzt wird es ernst mit der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Am 18. Januar 2025 ist die offizielle Eröffnung, die Stadt präsentiert sich der Welt. Vier Jahre Vorbereitungen liegen hinter den Beteiligten. Doch was ist eigentlich der Kern dieser Kulturhauptstadt, die DNA von Chemnitz?
Neben Leipzig und Dresden ist Chemnitz die drittgrößte Stadt Sachsens, 250.000 Menschen leben hier – und doch steht sie nach wie vor im Schatten der beiden erstgenannten. Das soll sich jetzt ändern.
Chemnitz kann mit Leipzig und Dresden mithalten
So ist letztendlich auch das Motto der Kulturhauptstadt zu verstehen: "C the Unseen". Das "C" steht dabei sowohl für das Chemnitzer Autokennzeichen wie auch für das Englische "see" (dt. "sieh"). "C the Unseen" ist also eine Einladung, das Ungesehene oder auch die Ungesehenen zu entdecken.
Das findet sich in nahezu allen Programmpunkten der Kulturhauptstadt wieder. Angefangen bei der großen Edvard-Munch-Schau in den Kunstsammlungen über Fahrradkino, den Kultur-Wanderweg "Purple Path" bis zum Einblick in "3.000 Garagen", bei denen sich die Türen zu Welten weit über Auto-Abstellräume hinaus öffnen.
Chemnitz will rechtes Image überwinden
Dabei möchte Chemnitz auch einen Teil der Vergangenheit hinter sich lassen. Dazu zählt zum einen die Verliererpose, die, möchte man fast sagen, in Chemnitz durchaus gepflegt wird. Und es sind vor allem auch die rechtsextremen Ausschreitungen von 2018, die bis heute das Image der Stadt überregional prägen.
Der Generalintendant der Städtischen Theater Chemnitz, Christoph Dittrich, erinnert sich daran: "Es war ein Schock! Das war ein Moment, der eigentlich diese positive Stimmung in sich zusammenfallen ließ." Damals lief gerade der Bewerbungsprozess zur Europäischen Kulturhauptstadt. Es war aber auch eine Motivation, Schwerpunkte neu zu setzen und zu sagen: Jetzt erst recht!
Mehr Selbstbewusstsein als Kulturhauptstadt
Eine möglichst breite Ansprachemöglichkeit sollte nun in die Bevölkerung hineingetragen werden, so Dittrich, auch das, was heute als Machertum bezeichnet wird, als Ingenieurgeist, der in der Stadt steckt. All das sei auf eine ganz selbstverständliche Art mehr betont worden, als es vielleicht zunächst gedacht war, fährt Dittrich fort.
Das Ergebnis für das Kulturhauptstadtjahr wurde ein Community-Programm, für das die sogenannte "stille Mitte" aktiviert werden sollte. Also runter vom Sofa, mit anpacken, eigene Ideen entwickeln und gemeinsam die Kulturhauptstadt 2025 gestalten. Das scheint auch gelungen zu sein: 150 Projekte sind angekündigt, 1.000 Veranstaltungen, knapp 900 Akteure wirken mit.
Das Miteinander und die Zivilgesellschaft stärken
Dennoch verstummen die Kritiker nicht – zu kleinteilig, zu unspektakulär lautet ein Vorwurf. Anderen fehlt eine stärkere politische Positionierung.
Man muss eine klare Haltung haben gegen Rassismus, gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen Demokratiefeindlichkeit. Es geht um ein gutes Miteinander derer, die die Gesellschaft tragen.
Der Programmchef der Chemnitz 2025 GmbH, Stefan Schmidtke, hält dagegen: Der Bewerbung zur Kulturhauptstadt habe die Idee zugrunde gelegen, die Zivilgesellschaft in der Stadt und das Miteinander der Menschen zu stärken. Er appelliert immer wieder daran, dass man eine klare Haltung gegen Rassismus, gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen Demokratiefeindlichkeit haben müsse – und dass es auch um ein gutes Miteinander derer gehe, die die Gesellschaft tragen.
Kultur als Impulsgeber für Wandel der Stadt
Am Ende geht es darum, gemeinsam etwas zu gestalten, Chemnitz – nicht zu vergessen, die Region und das Zusammenleben dort. Schon jetzt sind neue Makerhubs, Orte des kreativen Austauschs und der Begegnung entstanden, wächst ein Kunstparcours "Purple Path" Skulptur um Skulptur an, der Chemnitz mit 38 Kommunen im Erzgebirge verbindet, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Ein Wandel ist im Gange, Kultur der Impulsgeber. Bleibt zu hoffen, dass er sich auch nach 2025 fortsetzt.
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: op, vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Januar 2025 | 08:10 Uhr