Wertvolle Leihgabe Chemnitz: 500 Jahre altes Wimmelbild für kurze Zeit im Museum

Seit Dienstag holt das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz die über 500 Jahre alte "Kuttenberger Illumination" in die eigenen Räume. Dabei handelt es sich um eine Art Wimmelbild, das den mittelalterlichen Bergbau von Silbererz zeigt. "In dem Aquarell sind viele Figuren ganz klein dargestellt. Das zeigt uns, wie die Arbeit und die Technik im Bergbau vor 500 Jahren funktioniert hat", sagte der Kurator Jens Beutmann.

Alle damals üblichen Arbeitsschritte sind auf einem etwa A2-großen Pergament in Miniatur dargestellt: vom Gewinnen des Erzes unter Tage, über die Auslese, die Erzwäsche bis zum Schmelzen des Silbers aus dem Erz in zwei Stufen. Winzige Details wie ein Ventilator mit Handkurbel oder die Gewölbe des Welschen Hofs, der heute noch existiert, kann man auf dem Bild entdecken. Die Malerei stellt die Verhältnisse im böhmischen Kuttenberg 75 Kilometer östlich von Prag dar, der damals vielleicht wichtigsten Bergstadt in Mitteleuropa.

Nach Angaben des Museums wird den Rest der Sonderausstellungszeit eine hochwertige Reproduktion des handgemalten Werkes gezeigt. Die Malerei, die vermutlich aus einem Chorbuch herausgelöst wurde, sei lichtempfindlich und werde daher vor dem Ausbleichen geschützt.

Kuttenberger Illumination zeigt den Bergbau im böhmischen Kuttenberg/Kutna Hora im Mittelalter. Das Bild wurde mit Gouache und Tempera auf Pergament gemalt. Als Werkstatt wird die des Meister Mathaeus aus Prag angenommen. Bildrechte: Galerie Středočeského kraje (GASK) Galerie der Mittelböhmischen Region, Kutná Hora/ Kuttenberg

Sie ist eine Leihgabe der Galerie Středočeského kraje/ Mittelböhmischen Galerie im tschechischen Kutná Hora, die das Original nur sechs Wochen pro Jahr ausstellt. In diesem Jahr wird sie ausschließlich im Archäologiemuseum Chemnitz für acht Wochen zu sehen sein. "Es ist ein ganz besonderes Privileg, dass wir das Bild so lange zeigen dürfen", sagte Jens Beutmann im Gespräch mit MDR KULTUR. Außerdem sei es das allererste Mal überhaupt, dass das Bild in Deutschland gezeigt wird.

Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) in der Auߟenansicht. Bildrechte: imago/epd

Kurator Beutmann erklärt, wie die Kuttenberger Illumination zum Verständnis des damaligen Bergwesens beiträgt: "Vor allem über Tage hinterlassen die einzelnen Arbeitsschritte kaum archäologische Spuren". Durch die bildliche Darstellung könnten Funde gut eingeordnet werden, wie zum Beispiel die Teile eines hölzernen Ventilators zur Luftversorgung oder die kreisrunden Erdverfärbungen von den Schmelzöfen.

Quelle: MDR KULTUR (Ines Herrmann), Staatliches Museum für Archäologie Chemniz
Redaktionelle Bearbeitung: tiv, bh