Sanierung Das Waldschlösschen ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht
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12. Januar 2025, 09:00 Uhr
Das Waldschlösschen am Rochlitzer Berg kennt in der Region jeder. Die meisten erinnern sich daran, dass es einmal eine Außenstelle des Rochlitzer Krankenhauses war. Bis zum Zweiten Weltkrieg war es eine viel besuchte Ausflugsgaststätte. Dann passierte jahrzehntelang nichts - bis ein Ehepaar mit viel Liebe zum Detail Hand ans Bauwerk legte.
Auf dem Weg zum Gipfel des Rochlitzer Berges kam man unweigerlich am "Waldschlösschen" vorbei, beziehungsweise an dem, was vom 1861 erbauten Ausflugslokal übrig war. Denn nach der Nutzung als Krankenhaus zu DDR-Zeiten stand das Haus seit der Wende leer und war kurz vor dem Zusammenbruch.
Böse Überraschungen mit dem Dach erlebt
Doch seit einiger Zeit ist wieder Betrieb am Haus: Ein Ehepaar aus der Region hatte sich in das Haus verliebt, es gekauft und erweckt es seitdem Stück für Stück aus dem Dornröschenschlaf. Aber anders als im Märchen hatte die Schöne ziemlich im Schlaf gelitten.
Der Waldschlösschenbesitzer Sebastian Keucher, er ist hauptberuflich Chef einer Dachdecker-Firma, hat jede Menge böse Überraschungen erlebt: "Wir konnten vom Dachgebälk gar nichts erhalten. Die Querschnitte waren nur noch fingerdick." Ein Großteil sei schon eingebrochen gewesen. "Das war wirklich schlimm", fügt er hinzu.
Originaltreppe von 1861 schlummerte unter dem Beton
Nur eine Treppe aus Porphyr ist aus dem Jahr der Erbauung erhalten geblieben. Sie war unter einer Betonschicht wieder zum Vorschein gekommen. Fast alles andere wurde in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erneuert, damit in das gesamte Haus bald wieder neues Leben einziehen kann, erklärt der Besitzer.
Keucher hat für den Ausbau des Gebäudes schon konkrete Pläne. "Hier entstehen einmal vier Ferienwohnungen und zwei Ferienzimmer mit zwei kleinen Bädern." Die größte Ferienwohnung werde über eine Brücke zugänglich und damit auch für Rollstuhlfahrer nutzbar sein.
Im Café im Erdgeschoss ist von all den Bauarbeiten schon nichts mehr zu spüren. Hier duftet es nach frisch gebackenem Kuchen und frisch gebrühtem Kaffee. Der Ofen in der Ecke knistert und das Ambiente wirkt, als hätte es den Verfall des denkmalgeschützten Hauses nie gegeben.
Auferstanden aus Ruinen - und wie!
Fast jedes Detail erinnert an die Zeit, als das "Waldschlösschen" schon einmal eine gute Adresse zum Einkehren war. Die Holzvertäfelung an den Wänden, Tische und Stühle, der Tischschmuck - selbst die Fenstergriffe sind den Originalen aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden. Auch die gemusterten Fußbodenfliesen erinnern an Omas zu Hause, obwohl sie neu sind.
Selbstgebackener Kuchen und Geschichten von damals
Für die Wohlfühlatmosphäre ist Claudia Fröhlich-Keucher zuständig. Sie ist gelernte Erzieherin. Ihre neue Rolle als Gastgeberin macht ihr jedoch sichtlich Freude. Es duftet nach Kuchen. Den hat sie selbstverständlich selbst gebacken, verrät sie. Viele verschiedene Sorten, aus denen man wählen kann. "Die Menschen sind dankbar, dass hier etwas passiert und man kommt ins Gespräch", sagt sie.
Die vielen Geschichten der Gäste, die sie zu hören bekommt, berührten sie immer wieder. "Zum Beispiel der Mann, der seine erste Limonade 1946 hier getrunken hat, da bekommt man mitunter schon eine Gänsehaut."
Im Sommer wird wieder der Freisitz eröffnet
Im Sommer soll auch wieder der große Freisitz mit 80 Plätzen hinter dem Haus öffnen. Das treibt Claudia Fröhlich-Keucher allerdings noch ein paar Sorgenfalten auf die Stirn, denn Personal ist knapp. "Es ist eigentlich mehr zu tun, als man schaffen kann."
Da müsse sie sich Gedanken machen, wie das personell zu schaffen sei, weil gerade an den Wochenenden die meiste Arbeit warte. "Mir ist auch wichtig, dass die Chemie stimmt."
Neue Betreiber sind voller Zuversicht
Es bleibt spannend für die beiden Waldschlösschen-Betreiber, die mit großer Zuversicht an die weiteren Aufgaben gehen. Auf die Frage, ob sie sich mit dem heutigen Wissen nach all den Schwierigkeiten noch einmal für das "Waldschlösschen" entscheiden würden, antworten beide mit einem deutlichem "Ja."
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Januar 2025 | 19:00 Uhr