Junger Mann auf einer Freifläche zwischen Plattenbauten 4 min
Bei seinen weltweiten Reisen hat sich Danny Weigelt von Free-Walking-Touren inspirieren lassen. Jetzt bringt er die Idee nach Chemnitz, in die Europäische Kulturhauptstadt 2025. Mehr dazu hören Sie im Audio von Jacqueline Hene. Bildrechte: MDR/Jacqueline Hene
4 min

Bei seinen weltweiten Reisen hat sich Danny Weigelt von Free-Walking-Touren inspirieren lassen. Jetzt bringt er die Idee in die Europäische Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz. Jacqueline Hene berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Mo 05.08.2024 12:22Uhr 03:59 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/audio-free-walking-kulturhauptstadt-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 Chemnitz: Einheimische planen besondere Stadtführungen für Besucher

05. August 2024, 15:44 Uhr

Der Chemnitzer Danny Weigelt will zum Kulturhauptstadt-Jahr 2025 das Konzept Free Walking in seine Heimatstadt holen. Dabei führen Einwohner Gäste kostenlos durch ihre Stadt. Weigelt will neben touristischen Standards wie dem Karl-Marx-Denkmal auch an eher unbekannte Orte gehen.

Wenn Chemnitz im kommenden Jahr die Europäische Kulturhauptstadt ist, soll es auch Free-Walking-Touren geben, das sind alternative und nichtkommerzielle Stadtführungen. Das Besondere daran: Die Gäste der Stadt werden dabei von Chemnitzer Bürgern herumgeführt, die das in ihrer Freizeit machen, kostenlos. Besucher und Einheimische kommen so mühelos miteinander ins Gespräch.

Internationaler Trend: Free Walking

Andernorts hat sich das Konzept schon bewährt. Der Chemnitzer Danny Weigelt will das Free Walking für das Kulturhauptstadt-Jahr nach Chemnitz holen. Der Industriekaufmann ist 36 Jahre alt und ein großer Fan seiner Geburts- und Heimatstadt. Er kennt Free Walking aus eigener Erfahrung, hat sich Städte wie Riga, Ljubljana und Sydney über Free-Walking-Touren erschlossen.

Karl-Marx-Denkmal, Nahaufnahme des Gesichtes von Marx, dahinter ein Baum.
Das Karl-Marx-Denkmal darf bei einer Chemnitz-Stadtführung natürlich nicht fehlen. Bildrechte: imago/Uwe Meinhold

Weigelt sagt: "Ich habe schon sehr viel von der Welt gesehen, weil Reisen mein Hobby ist. Aber ich bin immer wieder zurückgekehrt, weil mich die Stadt nie wirklich losgelassen hat. Und dieser Charme, dass man aktiv sein muss, damit es schön wird, das gefällt mir."

Freiwillige bieten Touren an

Mit seiner Idee engagiert er sich im Freiwilligen-Programm der Kulturhauptstadt. Dazu hat er sich Mitstreiter gesucht. Inzwischen sind sie zu acht: Hausfrauen, Selbständige, Angestellte, Jung und Alt. Regelmäßig trifft sich die Gruppe, um mögliche Touren durchs Stadtzentrum zu planen und Fakten über Chemnitz zusammenzutragen. Auch eine Internetseite muss her, Flyer werden ebenso gebraucht. Im ersten Quartal 2025 wollen sie starten.

Kirche, auf der Treppe davor sind mehrere Menschen.
Die Free Walkings zeigen erwartbare und überraschende Ansichten von Chemnitz – hier die St. Petrikirche. Bildrechte: MDR/Jacqueline Hene

Weigelt beschreibt die Grundidee: "Es geht darum, den Leuten zu zeigen: Das ist meine Stadt, das finde ich hier gut! Und wenn Du mit den Leuten einen guten Vibe hast, dann haben die schöne anderthalb Stunden. Und dann sagen die 'Hey, Chemnitz ist schön, da wohnen auch coole Leute, die sind hier total offen. Ich komme gerne wieder, alle freundlich. Super!'"

Die Free-Walking-Touren sollen das ganze Kulturhauptstadtjahr über angeboten werden – und möglichst darüber hinaus. Jeweils an den Wochenenden, auf Englisch und Deutsch.

Besondere Einblicke

Die Touren sind noch in Arbeit. Aber schon jetzt steht fest, dass am Marx-Monument keiner vorbeikommt. Weigelt nähert sich dem 40-Tonnen-Koloss aber nicht von der Hauptstraße.

Er sagt: "Wir gehen von hinten ran. Aber es ist ein cooler Weg, weil du hier noch diese DDR-Architektur hast. Wenn du dir diesen Brunnen anguckst, das sieht halt aus wie aus der Zeit gefallen. Wie vor 35, 40 Jahren stehengeblieben. Weil sich hier nichts getan hat." Mit dem "Brunnen" ist eine große Kuhle gemeint, die mit Betonplatten ausgekleidet ist. Aus den Rissen sprießt Gras und wachsen kleine Büsche.

Junger Mann auf einer Betonfläche zwischen Plattenbauten.
Danny Weigelt will auch die unbekannten Seiten seiner Heimatstadt Chemnitz zeigen, so wie diesen alten, stillgelegten Brunnen in der Nähe des bekannten Karl-Marx-Denkmals. Bildrechte: MDR/Jacqueline Hene

Was diese Touren so besonders macht, erklärt Weigelt: "Du machst halt keine klassische Stadtführung, sondern schaust auch mal hinters Haus, gehst mal einen verschlungenen Pfad. Nimmst mal die Leute kurz raus aus der Hektik der Straße, um ins Gespräch zu kommen."

Heimat neu entdecken

Um solche Orte zu finden, sind die Local Guides, wie sie sich nennen, viel draußen unterwegs. Mit offenen Augen gehen sie durch die eigene Heimatstadt. Das kann eine ganz neue Erfahrung sein, sagt Weigelt.

Zu seiner Motivation sagt Weigelt: "Ich erhoffe mir, einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. Um meiner Stadt, die mir mein Leben auf gewisse Art und Weise ermöglicht hat, etwas zurückzugeben."

Quelle: MDR KULTUR (Jacqueline Hene)
Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. August 2024 | 13:15 Uhr

Mehr aus Chemnitz und Stollberg

Mehr aus Sachsen