
Landgericht Prozess um getöteten Kardiologen in Chemnitz: Staatsanwaltschaft fordert lebenslänglich
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08. April 2025, 16:17 Uhr
Als die Polizei im März 2024 einen 69 Jahre alten Arzt in seinem Haus tot auffindet, geraten seine Ehefrau und zwei Bekannte der 60-Jährigen schnell ins Visier der Ermittler. Sie sollen den Mann aus Habgier getötet haben. Seit Januar läuft der Prozess, am Dienstag sind die ersten Plädoyers verlesen worden.
Im Mordprozess um den gewaltsamen Tod eines Kardiologen am Landgericht Chemnitz sind am Dienstag die ersten Plädoyers gehalten worden. Die Staatsanwaltschaft hat nach MDR-Informationen für alle drei Angeklagten - die Witwe des Arztes, ihre frühere Sprechstundenhilfe und deren Lebensgefährten - eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert.
Mordmerkmale erfüllt
Nach Auffassung der Anklage handele es sich um gemeinschaftlichen Mord. Die Mordmerkmale Heimtücke und Habgier seien in vollem Umfang erfüllt. Zudem fordert die Staatsanwaltschaft den Einzug sämtlicher sichergestellter Vermögenswerte, die aus der Tat stammen sollen. Dabei handele es sich zum Beispiel um Goldmünzen, Goldbarren und Devisen. "Ich bin der Auffassung, dass diese aus einer rechtswidrigen Straftat erlangt worden sind", so Oberstaatsanwalt Stephan Butzkies.
Nebenkläger fordert Schmerzensgeld
Auch der Anwalt des Sohnes des Opfers, der in diesem Prozess Nebenkläger ist, hat sich den Forderungen der Staatsanwaltschaft angeschlossen. Er hat zusätzlich die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld bei der Ehefrau sowie die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes verlangt.
Der Bruder des Opfers ist ebenfalls Nebenkläger in dem Prozess. Auch sein Anwalt hielt sein Plädoyer und schloss sich den Forderungen der Staatsanwaltschaft an. Außerdem verlangte er, die besondere Schwere der Schuld bei allen drei Angeklagten festzustellen. Er begründete dies mit der Heimtücke, das Opfer nachts schlafend in seinem Bett anzugreifen und mit der Brutalität der Tat.
Anwalt der Witwe fordert Freispruch
Die Anwälte der Witwe forderten in ihrem Plädoyer einen Freispruch. Es sei nicht erwiesen, dass sie an der Tat beteiligt gewesen oder die anderen Angeklagten zu dieser angestiftet habe. Dafür führten die Anwälte viele Argumente ins Feld, zum Beispiel, dass sie als Tierärztin ganz andere Mittel für einen Mord zur Verfügung gehabt habe. Außerdem habe es keinen Grund für die Tötung ihres Mannes gegeben. Entgegen der Argumente der Staatsanwaltschaft sei sie finanziell sehr gut aufgestellt gewesen sei und einen klaren Plan für eine gemeinsame Zukunft mit ihrem Mann gehabt.
Urteil wird kommende Woche erwartet
Am Donnerstag sollen die Anwälte der früheren Sprechstundenhilfe und die Anwälte ihres Lebensgefährten ihre Plädoyers halten. Das Urteil wird dann kommende Woche erwartet.
Der Hintergrund des Falls
Der Prozess läuft seit Januar dieses Jahres. Es geht um den Tod eines 69-jährigen Kardiologen, der im Jahr zuvor unter brutalen Umständen in seiner Wohnung getötet wurde. Die Ermittler werfen der 60-jährigen Witwe vor, gemeinsam mit ihrer Sprechstundenhilfe und deren Partner den Mord geplant und ausgeführt zu haben.
Laut Anklage soll die Ehefrau, eine Tierärztin, in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten sein und befürchtet haben, dass sich ihr wohlhabender Ehemann von ihr trennen oder sein Vermögen anderweitig verwenden könnte. Die Tatverdächtigen sollen den 69-Jährigen Kardiologen durch mehrere Stiche und stumpfe Gewalt gegen den Kopf getötet haben. Bereits vor dem Mord sollen sie sich Zugriff auf den Tresor des Opfers verschafft und Wertgegenstände im Umfang von rund 200.000 Euro entwendet haben.
MDR (ben/ali)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 08. April 2025 | 15:30 Uhr