Stimmungsbild Europawahl: Wie die Kulturhauptstadt Chemnitz auf die EU blickt
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04. Juni 2024, 16:40 Uhr
Die jährliche Wahl einer Kulturhauptstadt Europas durch die EU soll zeigen, wie vielfältig das kulturelle Europa ist. Im kommenden Jahr ist Chemnitz eine von zwei Kulturhauptstädten. Chemnitz hofft, von diesem Projekt zu profitieren und dadurch in ganz Europa sichtbarer zu werden. Wie schauen Chemnitzer Bürgerinnen und Vertreter der lokalen Kulturszene also auf die Europäische Union und die anstehende Europawahl? Ein Stimmungsbild.
- Ein Chemnitzer Kleingartenverein ist Teil des Kulturhauptstadt-Programms – und sieht sich als Vorbild für die EU-Klimapolitik.
- Die Kunstsammlungen Chemnitz werben mit einem Banner für die Teilnahme an der EU-Wahl.
- Die Zusammenarbeit zwischen Chemnitz und dem Umland bei der Kulturhauptstadt-Bewerbung hat aus Sicht der Organisatoren Parallelen zur europäischen Idee.
Der Kleingartenverein Hammerfrieden liegt im Osten von Chemnitz und ist Teil des Kulturhauptstadt-Programms "Gelebte Nachbarschaft". Im April machte der Verein gemeinsam mit dem angrenzenden Kindergarten und der Seniorenresidenz bei der ersten Pflanzaktion der Kulturhauptstadt mit. Dabei ist auch ein neuer Gemeinschaftsgarten mit Beeten und Teich entstanden.
Für den Vereinsvorsitzenden Sören Weißflug spielt der Kleingarten eine wichtige Rolle beim Thema Klimaschutz. Weißflug sagt, es werde viel darüber gesprochen, dass Klimaschutz gemacht werden müsse, aber "dass die Kleingärten von der Sache her viel für das Stadtklima und prinzipiell für das Klima tun, das wird leicht vergessen." Weißflog wünscht sich daher, dass das Konzept "Kleingarten" durch die Kulturhauptstadt in andere EU-Länder getragen wird.
Dass die Kleingärten von der Sache her viel für das Stadtklima und prinzipiell für das Klima tun, das wird leicht vergessen.
Zwischen blühenden Wildrosen und Ligusterhecken weht also ein europäischer Wind. Auch, wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint. Die 25-jährige Studentin Luise hat ihren Garten vor einem Jahr in der Kleingartenanlage bezogen. Sie sagt, für sie klinge Europa manchmal etwas diffus und weit weg. Luise findet, dass man sich auf Kontakte in der Nachbarschaft konzentrieren könne, um so das Miteinander im Blick zu behalten. Auf diese Weise können Gespräche über den Gartenzaun oder die Hecke hinweg entstehen. Mit Nachbarn, mit Passanten oder – im Kulturhauptstadtjahr – mit internationalen Besuchenden.
Kunstsammlungen Chemnitz werben für Stimmabgabe bei Europawahl
Auch im Chemnitzer Stadtbild wird auf die EU-Wahl aufmerksam gemacht. Die Kunstsammlungen Chemnitz wollen die Bevölkerung mit einem Banner animieren ihre Stimme abzugeben. Darauf zu lesen ist "Demokratie wählen". Künstler Steffen Jacob hat das Banner entworfen. Die Aktion wird von einer Ausstellung begleitet. Kuratorin Marie Winter beobachtet, dass seit dem Kulturhauptstadt-Titel regional anders auf die EU geschaut wird.
Uns haben auf einmal internationale Künstlerinnen angeschrieben, und das ist fantastisch! Das macht Spaß!
Auch Frauke Wetzel, Projektleiterin beim Verein ASA FF, hat diese Erfahrung gemacht. Sie bemerkt aber auch, dass von Europa anders auf Chemnitz geschaut wird. Sie erzählt: "Uns haben auf einmal internationale Künstlerinnen angeschrieben und das ist fantastisch! Das macht Spaß! Wir lernen alle gerade englische Verträge aufzusetzen und uns wieder in allen Sprachen umzutun, die wir lange nicht gepflegt haben. Europa hat gerade viel für Chemnitz gemacht."
Die Kulturhauptstadt lebt regionale Zusammenarbeit
Stefan Schmidtke, Geschäftsführer Programm Kulturhauptstadt Europas gGmbh, ist es wichtig Europa nicht immer nur als "international" und "über die Grenzen hinaus" zu verstehen. "Europa hat ganz grundsätzliche Werte in der Zivilgesellschaft und kümmert sich zum Beispiel um den regionalen Zusammenhalt."
Genau solch eine regionale Zusammenarbeit ist Chemnitz mit 38 Kommunen eingegangen, um unter anderem das Projekt "Purple Path" zu realisieren. Dabei entsteht aktuell ein Kunst- und Skulpturenweg, der internationale und lokale Künstler miteinander verbindet. Dieses regionale Zusammenarbeit ist laut Schmidtke ein Grund gewesen, warum die EU Chemnitz zur Kulturhauptstadt2025 ernannt hat.
Quelle: MDR (Linda Schildbach), redaktionelle Bearbeitung cth
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR Kultur am Morgen | 04. Juni 2024 | 08:10 Uhr