Museum Gunzenhauser Chemnitz Ausstellung "Win/Win": Sachsen bekennt sich zur zeitgenössischen Kunst
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16. Juni 2024, 04:00 Uhr
Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen investiert immer wieder in junge Kunst und kann somit als Glücksfall für den künstlerischen Nachwuchs im Land bezeichnet werden. Dieses Jahr erfuhren 32 Künstler und Künstlerinnen monetäre und gesellschaftliche Anerkennung durch den Freistaat, der ihre Werke für fast 170.000 Euro erworben hat. Nun werden sie erstmals im Museum Gunzenhauser in Chemnitz präsentiert, nachdem über zehn Jahre die Halle 14 in Leipzig der Ausstellungsort war.
- Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen will mit Ankäufen junge Künstlerinnen und Künstlern fördern.
- In der Ausstellung "Win/Win" werden die neu erworbenen Kunstwerke erstmals in Chemnitz präsentiert.
- Die künstlerische Bandbreite reicht von Gemälden über Videokunst bis zu Wandteppichen.
Die Sachsenfahne ist gesetzt im großen Saal des Museum Gunzenhauser: Unübersehbar hat der Chemnitzer Künstler Jan Kummer mit ihr sein Modell eines Bungalows im DDR-Geschmack der 1960er-Jahre beflaggt, mit Glasbausteinen und Kunstschmiedearbeiten.
Von Jan Kummer, bekannt für seine großformatige Hinterglasmalerei, hat die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen nun die Laubsägearbeit angekauft, in der der Künstler seine DDR-Vergangenheit verhandelt.
Junge sächsische Kunst voller Absurditäten
In der Ausstellung des Jahrgangs 2024 macht sich eine Präferenz der fünfköpfigen Jury für Absurditäten bemerkbar. So zelebriert an anderer Stelle der in Halle an der Burg studierte Paul Glaw malerisch und plastisch Retroschick der 1980er-Jahre, jene nicht totzukriegenden Spitzenrüschen, die gar Eingang in die Glasgestaltung fanden, wie Schrankwände aus dieser Zeit bezeugen.
Anja Richter, Direktorin des Museums Gunzenhauser und Mitglied der diesjährigen Jury erklärt, dass das Humorige in Glaws Arbeiten einstimmigen Anklang gefunden habe. Zudem betont sie, wie sehr sie sich freue, dass die Ausstellung "Win/Win" nun insgesamt drei Jahre lang in Chemnitz gezeigt wird, während Manuel Frey, Leiter der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, im Gespräch deutlich macht, wie sehr der Fördergedanke bei den Kunstankäufen im Vordergrund stehe:
Wir geben Künstlerinnen und Künstlern, die im Freistaat Sachsen leben und arbeiten Aufmerksamkeit. Wir zeigen ihre Werke und zollen ihnen Anerkennung.
Ausstellung erstmals im Museum Gunzenhauser in Chemnitz
Rund 170.000 Euro durfte die Kulturstiftung 2024 wieder in die Hand nehmen, um von 32 Künstlern und Künstlerinnen Werke anzukaufen. Nachdem von 2011 bis 2023 die Leipziger Halle 14 Ausstellungsort war, samt des ebenda versammelten Idealismus' um ihren Leiter Michael Arzt, ist "Win/Win" nun mit dem Gunzenhauser in ein Museum gewechselt.
So setzt der große Saal vor allem auf Plastik, Gemälde und auch Wandteppiche, und man hat das Gefühl, er könnte noch mehr davon vertragen. So zeigt die Leipziger Künstlerin Stefhany Yepes Lozano geometrisierende Volkskunst-Anklänge in ihren Wandbehängen.
Gar figürliche Malerei mit ikonografischen Bezügen aus Dresden ist zu erleben: Ruben Müller, Jahrgang 1990, überführt eine Dreieinigkeitsszene in die Jetztzeit. Blau und Rot geben Reminiszenzen zur Kunstgeschichte. Welchen Teil der Bibel hat der Maler wohl mit jener roten Luftmatratze neu belebt?
Künstlerische Bandbreite – von Zeichnung bis Videokunst
Neben Plastiken, Installationen, auditiven Arbeiten sowie Videokunst unter anderem von dem in Zwenkau lebenden Eric Swars überzeugen auf dem Gebiet der Druckgrafik Blätter des Leipzigers Tobias Gellscheid, dem es nahezu fotografisch gelungen ist, mit der aufwändigen Technik des Holzstichs Bewegung einzufangen.
Originell auch die abstrakten zeichnerischen Bewegungsprofile von Spaziergängern, die die Dresdner Künstlerin Hanne Lange geschaffen hat, erklärt Anja Richter. Es handele sich um eine "sehr schöne reduzierte Arbeit", bei der man sich überlegen könne, welche Wege eingeschlagen wurden: "Von einem einfach Weg geradeaus bis hin zu einer Runde oder ganz wilden verschlungenen Wegen. Das alles kann man sich beim Betrachten überlegen, obwohl die Blätter eigentlich nur einfache Linien zeigen."
Unterhaltsame Ausstellung für jeden Geschmack
Fast jedes Kunstgenre ist in der, wie immer, unterhaltsamen Ausstellung anzutreffen, die die Kunstankäufe des Freistaates Sachsen 2024 zeigt. Jahr für Jahr bemüht sich die jeweilige Jury um eine große Ausgewogenheit in jeder nur denkbaren Dimension. An manchen Stellen der Schau wünschte man sich fast weniger davon zugunsten von mehr Mut für herausragende Positionen. Ob das jedoch geht, ohne die schöne Idee des Förderankaufs zu unterlaufen, sei dahingestellt.
Weitere Informationen
"WIN/WIN. Die Ankäufe der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2024"
Sonderausstellung vom 16. Juni bis 4. August 2024
Museum Gunzenhauser
Falkeplatz, 09112 Chemnitz
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag, Feiertag, 11 bis 18 Uhr
Mittwoch, 14 bis 21 Uhr
Eintritt:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Am ersten Freitag im Monat ist der Eintritt frei
Redaktionelle Bearbeitung: vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 15. Juni 2024 | 12:40 Uhr