Haushaltsdebatte Nach Regierungsbildung in Sachsen: Musikrat fordert Schutz der Amateurmusik
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20. Dezember 2024, 04:00 Uhr
Die neue sächsische Regierung plant, bis zum Sommer ihren Haushalt für 2025 zu verabschieden. Es ist noch unklar, wie viel Geld für den Kulturbereich vorgesehen ist. Der Sächsische Musikrat hat bei MDR KULTUR gefordert, nicht bei der Amateurmusik zu sparen, da sie wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei. Wie steht es also um die finanzielle Lage der Amateurmusik in Sachsen?
- Die aktuelle Haushaltslage in Sachsen sorgt für unklare Aussagen zur Förderung von Amateurmusik.
- Der Kern der Amateurmusik in Sachsen findet ohne finanzielle Förderung statt.
- Chöre und Orchester sind Begegnungsräume für Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Milieus.
Angesichts des noch ungeklärten Haushalts in Sachsen hat der Sächsische Musikrat gefordert, nicht bei den Ausgaben für die Amateurmusik zu sparen. Die Chöre, Orchester und Musikschulen Sachsen seien wichtige Orte der Begegnung, an denen Menschen unterschiedlicher Milieus zusammenkommen könnten, sagte er im Gespräch mit MDR KULTUR. Die Förderung der Amateurmusik speist sich aus unterschiedlichen Quellen. Vorrangig sind Kommunen dafür zuständig, aber auch Land und Bund geben Gelder dazu.
Bund und Land fördern die Amateurmusik in Sachsen
Vom sächsischen Kulturministerium heißt es, für 2025 könnten hinsichtlich der Förderungen für Amateurmusik "aktuell keine Aussagen getroffen werden, da zunächst die Regierungsbildung und anschließend die Aufstellung und der Beschluss des Doppelhaushalts abzuwarten" seien. Lediglich die Kulturstiftung konnte bereits über Förderungen für das erste Halbjahr entscheiden.
Für die Musik insgesamt stehen demnach Fördermittel im Umfang von rund 313.000 Euro zur Verfügung. Darunter seien auch Vorhaben der Amateurmusik. Darüber hinaus werde die Amateurmusik über Projektmittel der acht sächsischen Kulturräume unterstützt. Diese sollen auch während der vorläufigen Haushaltsführung im Jahr 2025 Landesmittel vom Freistaat Sachsen erhalten.
Auch der Bund unterstützt die sächsische Amateurmusik. Hier gibt es den sogenannten "Amateurmusikfonds". Von diesem profitieren laut einer Sprecherin des Bundeskulturminsteriums 2025 neun sächsische Institutionen. Demnach fließen rund 178.000 Euro nach Sachsen.
Die durch den Amateurmusikfonds geförderten Institutionen im Einzelnen
Transkulturelles Musikforum gGmbH
Gaudete Konzertensemble
VICA Ensemble
Auferstehungskirchgemeinde Dresden-Plauen
Sächsische Chorjugend e.V.
Evangelisch-Lutherischer Kirchenbezirk Chemnitz
Sächsischer Chorverband
Verein "Soziale Rehabilitierung für Ausländer und das Blasorchester Chemnitz
Förderung für Amateurmusik ist Ausnahme
Doch, dass Amateurmusik überhaupt gefördert wird, erweist sich als Ausnahme. "Der Kern der Amateurmusik ist komplett privat gestaltet. Und der Kern setzt sich wahrscheinlich auch nicht mit Förderanträgen auseinander, sondern stemmt das aus eigenen Mitteln", sagt André Bischof. Er leitet eine private Musikschule in Hoyerswerda und den Bürgerchor der Stadt. Mit über 60 Mitgliedern ist er einer der größten Chöre Hoyerswerdas. Der Kern der Amateurmusik ist komplett privat gestaltet.
Der Kern der Amateurmusik ist komplett privat gestaltet.
André Bischof sagt, der Bürgerchor sei über den Verein "Kulturfabrik" organisiert. Mitgliedsbeiträge sorgten für die Grundabsicherung. Im Amateurmusikbereich gebe es viele solcher Finanzierungsmodelle, die unabhängig von Förderungen laufen. Sparmaßnahmen auf Landesebene wirkten sich da dementsprechend gar nicht aus.
Laut André Bischof ist sein Chor auch ein Begegnungsraum, ein Ort, wo Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus und politischer Gesinnungen zusammenkommen. "In Hoyerswerda gibt’s alles Mögliche: rechts, links, Mitte. Und das widerspiegelt sich auch im Chor". So bieten Chöre und Orchester neben dem musikalischen auch gesellschaftlichen Austausch. Immer unter der Prämisse, dass dieser Austausch finanziert werden kann.
Unklarer Haushalt: Wie geht es 2025 in Sachsen weiter?
Der neue sächsische Doppelhaushalt soll bis zum Sommer 2025 beschlossen werden. Bis dahin wird es ein Ringen darum geben, wofür in den kommenden Jahren Geld in Sachsen ausgegeben wird. Das sächsische Kulturministerium sagt auf Nachfrage, man wolle den Sächsischen Musikrat, den Sächsischen Blasmusikverband und den Sächsischen Chorverband auch 2025 auf hohem Niveau institutionell fördern. Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat plädiert dafür, nicht an den Orten zu sparen, wo Menschen einander begegnen – menschlich und musikalisch.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur am Morgen | 21. Dezember 2024 | 07:10 Uhr