Museum Gunzenhauser Ausstellung "Unwritten": Vom schrecklich-schönen Erwachsenwerden
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14. Dezember 2024, 13:51 Uhr
Die Ausstellung "Unwritten“ im Chemnitzer Museum Gunzenhauser widmet sich der besonderen Phase des Erwachsenwerdens, die teils aufregend, teils verunsichernd und insgesamt doch schrecklich-schön ist. Arbeiten von Gabriele Münter und Paula Modersohn-Becker werden dabei Perspektiven aktueller junger Künstlerinnen gegenübergestellt.
- Die Ausstellung "Unwritten" zeigt Arbeiten von Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn.
- Werke aktueller sächsischer Künstlerinnen sind ebenso zu sehen, sie betrachten die Zeit des Erwachsenwerdens.
- Dabei ist auch die Volta Newmen, die Techniken wie Vernis Mou, Aquatinta und Monotypie nutzt.
Beim Betreten der Sonderausstellung im sachlich-eleganten Museum Gunzenhauser tritt man mitten in eine eigentümliche Versammlung: Buschige, überlebensgroße Wesen stehen oder liegen herum. Niedlich auf den ersten Blick. Doch aus dem mal knallbunten, mal tiefschwarzen Kunstfell ragen bei genauerer Betrachtung Münder und Augen, Zungen oder Stummelschwänze hervor – und der spontane Impuls loszukuscheln verflüchtigt sich.
Das Unbehagen, das die Objekte von Theresa Rothe auslösen, passt gut zum Thema der Ausstellung "Unwritten", widmet sie sich doch dem Erwachsenwerden und den damit verbundenen ambivalenten Gefühlen.
"Es geht um Liebe, es geht um Freundschaft, es geht um Stärke, Träume, geht auch um Traurigkeit – und ich glaube, die Themen verbinden uns alle", sagt Sandy Becker. Die Kunstwissenschaftlerin hat die Ausstellung konzipiert. Den Impuls gaben bislang selten gezeigte Zeichnungen und Druckgrafiken der Künstlerinnen Gabriele Münter (1877-1962) und Paula Modersohn-Becker (1876-1907) aus dem Sammlungsbestand.
Es geht um Liebe, es geht um Freundschaft, es geht um Stärke, Träume, geht auch um Traurigkeit – und ich glaube, die Themen verbinden uns alle.
Beginn ihrer künstlerischen Karriere
Um die 30 Jahre alt waren Modersohn-Becker und Münter, als sie die zarten Zeichnungen und Holzschnitte schufen, die nun in der Schau zu sehen sind.
"Sie waren für diese Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, schon sehr starke Künstlerinnen, die ihren eigenen Weg gegangen sind", erzählt Becker. Damals konnte man sich als Frau nicht so einfach für ein Kunststudium einschreiben. "Deshalb dachte ich, es wäre total spannend, das mit zeitgenössischen Künstlerinnen zu kombinieren, die jetzt in diesem Alter sind wie damals Gabriele Münter und Paula Modersohn-Becker."
Sie waren für diese Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, schon sehr starke Künstlerinnen, die ihren eigenen Weg gegangen sind.
Zwischen Kindheit und Erwachsensein
Alle jungen Künstlerinnen, die sich die Ausstellungsräume mit den beiden Ahninnen teilen, stammen aus Sachsen. Neben den schaurig-schönen Fellobjekten von Theresa Rothe leuchten die Gemälde von Josefine Schulz in knalligen Farben. Beide Künstlerinnen schlossen erst kürzlich ihr Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden ab.
Schulz malt Freunde beim gemeinsamen Abhängen auf dem Sofa, am Strand oder auf dem Rücksitz eines Wagens. Es sind Momentaufnahmen einer fragilen Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, in der man sich zum ersten Mal von der Familie löst.
Vernis Mou, Aquatinta und Monotypie
Familie spielt auch in der Kunst von Donna Volta Newmen eine entscheidende Rolle. Die gebürtige Chemnitzerin stellt großformatige Radierungen aus. Sie hat die Kunst des Tiefdrucks bei ihrem Vater erlernt, ebenfalls ein Künstler.
"Viele junge Menschen erkennen gar keine Radierung mehr, wenn sie die sehen." konstatiert die junge Frau, die in Berlin eine eigene Werkstatt aufgebaut hat. "Oder sie verstehen nicht ganz, wie das gemacht ist. Und dadurch bekommt das auch so was Mystisches."
Mittlerweile hat sie sich freigeschwommen und experimentiert mit unterschiedlichen Verfahrensweisen. Für ihre Arbeit "Wache" hat Volta Newmen Techniken mit klingenden Namen, wie Vernis Mou, Aquatinta und Monotypie kombiniert.
Eine besondere Lebensphase
Die Ausstellung "Unwritten" bietet ein breites Spektrum an künstlerischen Genres. Die Gemälde, Objekte, Zeichnungen und Drucke, sowie eine Installation zeigen ganz persönliche Blicke auf die aufregende, verunsichernde, schrecklich-schöne Zeit des Erwachsenwerdens. In der – darauf verweist auch der namensgebende Song "Unwritten" von Natasha Bedingfield – der Roman des eigenen Lebens noch weitestgehend ungeschrieben ist.
Die Ausstellung
Unwritten
Vom Erwachsenwerden
Sonderausstellung mit Arbeiten von Gabriele Münter, Paula Modersohn-Becker, Josefine Schulz, Theresa Tuffner, Donna Volta Newmen, Theresa Rothe und Johanna Seidel.
15. Dezember 2024 bis 16. März 2025
Museum Gunzenhauser
Falkeplatz, 09112 Chemnitz
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag, Feiertags: 11 bis 18 Uhr
Mittwoch: 14 bis 21 Uhr
24. & 31. Dezember geschlossen
Quelle: MDR KULTUR (Eva Gaeding)
Redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. Dezember 2024 | 08:45 Uhr