Eine Frau mit Brille betrachtet ein Portraitgemälde von Casper David Friedrich in einer Ausstellung. 4 min
Nicht nur in Dresden wurden 2024 Sparpläne für die Kultur angekündigt, während Caspar David Friedrich die Blicke auf sich zog – und die Herrnhuter Welterbe wurden. Grit Krause blickt auf das sächsische Kulturjahr 2024 zurück. Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Sylvio Dittrich

Jahresrückblick Kulturjahr 2024 in Sachsen: Caspar David Friedrich und drastische Kürzungen

24. Dezember 2024, 04:00 Uhr

Was ist in diesem Jahr kulturell in Sachsen passiert – in den Museen, in den Konzertsälen oder auf den Bühnen? Überall müssen Kulturschaffende um ihre Existenz kämpfen. Denn nach wie vor sind die Kommunen finanziell überlastet, was sich wiederum auf die Kultur auswirkt. Kürzungen, und noch schlimmer: keine bestätigten Haushalte, weder im Bund, noch im Freistaat und in zahlreichen Kommunen. Also schlechte Karten für Kulturakteure, oder doch auch positive Momente für Sachsens Kultur 2024?

Zwei neue Museen

Allein eine Rückschau auf all das, was in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 2024 passiert ist, böte Stoff für einen eigenen Rückblick. Da wären zum Beispiel zwei neue Museen, die eröffent wurden: Zum einen das Archiv der Avantgarden (ADA) im Blockhaus an der Augustusbrücke, in dem die umfangreiche Sammlung des Kunstmäzens Egidio Marzona sein Domizil gefunden hat. Und ebenfalls ein eigenes Museum bekommen hat endlich die Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte.

ein Mann steigt eine Wendeltreppe hinunter - von oben fotografiert
Das neue Museum Archiv der Avantgarden (ADA) hat seinen Platz im Blockhaus an der Augustusbrücke. Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Gestohlener Schatz wieder im Grünen Gewölbe

Weiterer Höhepunkt: Knapp fünf Jahre nach dem Einbruch ins historische Grüne Gewölbe 2019 sind die kostbaren Diamant- und Brillantgarnituren in ihren Vitrinen zurück. Zum Glück sind die Verluste gering: In der Vitrine werden die Stücke so präsentiert, dass die Lücken nicht so sehr ins Auge fallen, sagt Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes. Schritt für Schritt werden die Juwelen nun restauriert. Wann, und wieviel das kosten wird, ist allerdings noch unklar.

Michael Kretschmer und Marion Ackermann stehen im Rahmen einens Pressetermins der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zur Präsentation der zurückerlangten Juwelen im Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloss.
Ministerpräsident Michael Kretschmer und SKD-Chefin Marion Ackermann begutachten die zurückgekehrten Juwelen im Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloss. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Caspar David Friedrich übertraf alle Erwartungen

Klar ist wiederum schon jetzt, dass die Jubiläumsausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich die Erwartungen übertroffen hat. Über 200.000 Besucher strömten seit August ins Albertinum und ins Kupferstichkabinett.

Öl-Gemälde Caspar Davis Friedrich vom Großen Gehege bei Dresden.   10 min
Bildrechte: Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski
10 min

Über 40 Jahre lebte Friedrich in Dresden, dort sind Bilder entstanden, die als bedeutendste Zeugnisse der Deutschen Romantik gelten. Ein Gespräch mit Holger Birkholz von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 17.05.2024 18:00Uhr 09:39 min

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Auf erfolgreiche Ausstellungen können aber noch andere Häuser zurückblicken, zum Beispiel das Deutsche Hygiene-Museum. Mit der Schau "VEB Museum – Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR" seien sie quasi überrannt worden, berichtet Direktorin Iris Edenheiser: "Menschen mit sehr unterschiedlichen DDR-Erfahrungen haben uns das aus unterschiedlichsten Richtung gespiegelt, dass sie sich in dieser Ausstellung gesehen fühlen, dass sie ihre Erfahrungen dort abgebildet sehen. Das war ein tolles Erlebnis."

Sparpläne für die Kultur aus Dresden

Ganz im Gegensatz zu den im Sommer bekannt gewordenen Sparplänen der Stadt Dresden: 3,5 Millionen Euro soll es jährlich weniger geben für die Kultur. Demnach stehen dramatische Kürzungen für die städtischen Einrichtungen wie für die freien Träger an. Für das Hygiene-Museum bedeutet das beispielweise rund eine Million Euro weniger, da es paritätisch durch Stadt und Freistaat gefördert wird. Dabei habe man das Programm schon vor den Kürzungen gekürzt, sagt Edenheiser. Alles werde sich massiv in den Besucherzahlen bemerkbar machen: "Uns fehlt eine langfristige Perspektive, wie soll es weitergehen mit dem Deutschen Hygiene-Museum?"

In der Ausstellung ist ein bunt bemalte Holzfigur zu sehen - es ist das Hygiene-Maskottchen “Kundi“ aus DDR-Zeiten
Das einstige Maskottchen "Kundi", der freundlich-bestimmte Begleiter beim Händewaschen und Zähneputzen, wurde für die Ausstellung noch einmal reaktiviert. Bildrechte: Grit Krause

Herrnhuter Brüdergemeine jetzt Weltkulturerbe

Dresden ist nicht die einzige Kommune, die bei der Kultur kürzen muss. Und auch auf Landesebene blicken die Akteure, wie etwa die Theater, ins Ungewisse. Freuen konnte man sich in Sachsen hingegen darüber, dass es zum Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau und der Montanregion Erzgebirge eine dritte Unesco-Weltkulturerbestätte gibt: die Herrnhuter Brüdergemeine, zusammen mit Siedlungen der Herrnhuter in den USA, Dänemark und Nordirland. Peter Vogt, Pfarrer der Brüdergemeine in Herrnhut in der Oberlausitz, freut sich: "Eine besondere Hoffnung ist, dass wir die Verbundenheit mit den anderen Orten und der Brüdergemeine überhaupt stärken können."

Menschen in einer alten Werkshalle, während einer Veranstaltung
In Vorbereitung auf das Kulturhauptstadtjahr funktionierte die Stadt schon vor drei Jahren das alte Straßenbahndepot zum Ideen-Campus um. Das Programm in Chemnitz werde von allen Menschen gemacht, betont man. Bildrechte: Franziska Woellner

Programm der Kulturhauptstadt Chemnitz

Und noch etwas hat im scheidenden Jahr zuversichtlich gestimmt: In Chemnitz hat das Organisationsteam gemeinsam mit vielen Projektpartnern der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 im Oktober das Programm vorgestellt. 150 Projekte und mehr als 1.000 Veranstaltungen sind angekündigt, was vielleicht nicht alle, aber doch sicher einige Skeptiker überzeugt hat, das Chemnitz Kulturhauptstadt kann. Programmchef Stefan Schmidtke betont: "Wichtig ist, zu verstehen, dass unser Programm hier in Chemnitz vor allen Dingen von den Menschen gemacht wurde. Die gilt es zu besuchen und zu schauen, was die tun. Auch kleine Projekte sind für uns Highlights." In Chemnitz herrscht somit Optimismus. Bleibt zu wünschen, dass viele andere Kulturschaffende in Sachsen ihren nicht verlieren.

Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Dezember 2024 | 08:45 Uhr

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