Schlesisches Museum NS-Raubkunst: Gemälde von Oskar Moll bleibt in Görlitz
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04. Februar 2025, 15:14 Uhr
Ein Gemälde aus dem Bestand des Schlesischen Museums Görlitz wurde als NS-Raubkunst identifiziert und an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben. Das Bild des Künstlers Oskar Moll gehörte einem jüdischen Kunstsammler, der 1939 vor den Nazis fliehen musste. Die Erben ermöglichten dem Museum nun einen Wiederankauf des Bildes. Dadurch verbleibt es in der Görlitzer Sammlung und ist dort weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich.
- Das Schlesische Museum Görlitz hat ein bedeutendes Werk von Oskar Moll wieder erworben.
- Es gilt als NS-Raubkunst und befand sich ursprünglich im Besitz eines jüdischen Kunstsammlers.
- Dessen Erben ermöglichten einen Verbleib des Bildes in der Sammlung zur Breslauer Moderne.
Das Gemälde "Aechma fasciata mit Jahrhunderthalle [o. T.]" von Oskar Moll bleibt Teil der Sammlung des Schlesischen Museums in Görlitz. Nachdem festgestellt wurde, dass sich das 1926 entstandene Werk einst im Besitz des jüdischen Kunstsammlers Otto Wachenheim befand, ist es an die rechtmäßigen Erben restituiert worden. Das Museum konnte mit der Erbengemeinschaft im Rahmen einer "fairen und gerechten Lösung" eine Vereinbarung treffen und das Werk zurückkaufen.
"Das Bild ist für uns eines der wichtigsten Objekte in der Abteilung zu Breslauer Moderne", sagte die Museumsdirektorin Agnieszka Gąsior MDR KULTUR. Durch eine Förderung vom Bund, dem sächsischen Kulturministerium und der Kulturstiftung der Länder konnte der Wiederankauf ermöglicht werden. Seit der Eröffnung des Schlesischen Museums im Jahr 2000 war das Gemälde Teil der Sammlung zur Breslauer Moderne. "Wir waren überzeugt, die rechtmäßigen Besitzer dieses Bildes zu sein", betonte Gąsior.
Jüdischer Kunstsammler war Besitzer
Im Jahr 2021 wandten sich die Erben des Sammlers Otto Wachenheim an das Schlesische Museum und äußerten den Verdacht, das Bild könne aus dem Besitz ihres Vorfahren stammen. Otto Wachenheim war ein jüdischer Kunstsammler, der von 1923 bis zu seiner Emigration 1939 in den Niederlanden lebte. Bei seiner Flucht vor den Nationalsozialisten ins Exil musste er seinen Besitz zurücklassen – dazu gehörte eine Kunstsammlung mit Werken des Impressionismus und der Moderne.
Das Bild ist für uns eines der wichtigsten Objekte in der Abteilung zu Breslauer Moderne.
Das Schlesische Museum führte eine "langwierige und lange Recherche" zur Herkunft des Bildes durch und wurde dabei von einer Provenienzforscherin unterstützt. Laut Museumsdirektorin Agnieszka Gąsior haben Recherchen in deutschen und niederländischen Archiven die Identität des Werks schließlich bestätigen können. Das Gemälde gehöre "mit großer Wahrscheinlichkeit" dem in die USA geflohenen Kunstsammler und gilt als NS-Raubkunst, teilte das Museum mit.
Erben von Oskar Moll ermöglichten Ankauf des Bildes
Die Erbengemeinschaft sei offen für Gespräche mit dem Museum gewesen und habe die Argumente nachvollziehen können, weswegen es wichtig sei, "dass dieses Bild für die Öffentlichkeit erhalten wird und nicht durch Verkauf in einer Auktion vielleicht in einer Privatsammlung landet", so Agnieszka Gąsior weiter. Das Werk sei im Oeuvre des deutschen Malers und Grafikers Moll wichtig.
Oskar Moll (1875 – 1947) war einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten Breslauer Moderne. Er prägte die Avantgarde-Strömungen in Breslau in den Zwischenkriegsjahren und war Professor und Direktor der Breslauer Kunstakademie. In Paris war er Schüler von Henri Matisse, dessen Farbenpracht und Stil ihn stark beeinflussten. Ab 1933 wurde Moll von den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" diffamiert. Er starb 1947 in Berlin.
Molls Gemälde "Aechma fasciata mit Jahrhunderthalle [o. T.]" bleibt nach dem Wiederankauf in der Abteilung zur Kunst der Breslauer Moderne. Allerdings soll in der Ausstellung auf die Geschichte des Werks aufmerksam gemacht und über seine Provenienz informiert werden. "Es ist uns ein Anliegen, geschehenes Unrecht anzuerkennen und sichtbar zu machen", betonte Museumsdirektorin Gąsior.
Quelle: MDR KULTUR (Ole Steffen)
Redaktionelle Bearbeitung: lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Februar 2025 | 13:30 Uhr