100. Geburtstag Ikone aus Leipzig: Wie Jutta Hipp die Welt des Jazz eroberte
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04. Februar 2025, 03:00 Uhr
Sie gilt als Wegbereiterin für Frauen im Jazz: Vor 100 Jahren ist die Musikerin Jutta Hipp in Leipzig geboren worden. Obwohl sie in der Nachkriegszeit eine rasche Karriere hinlegte und selbst in New York große Erfolge feierte, geriet sie im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Doch seit einigen Jahren wird die Pianistin wiederentdeckt und verehrt.
- In Sachsen wird am Dienstag an den 100. Geburtstag der Jazz-Musikerin Jutta Hipp erinnert.
- Hipp studierte in Leipzig und bewies in Nachkriegs-Clubs ihr Können am Klavier.
- Nach der Besetzung durch die UdSSR verließ die Pianistin Sachsen und feierte Erfolge in den USA.
Sie war eine herausragende deutsche Jazzmusikerin und Wegbereiterin: Am 4. Februar wäre die in Leipzig geborene Pianistin Jutta Hipp 100 Jahre alt geworden. An ihrem Geburtstag würdigt die Stadt Leipzig die Musikerin mit einer Gedenktafel an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Windscheidstraße 35. Zudem werden Hipp zu Ehren am Dienstag ein Konzert in der Alten Börse sowie ein Theaterstück im Lokal Horns Erben veranstaltet.
Erste Auftritte in Leipzig
Die 1925 geborene Jutta Hipp begann sich schon als Heranwachsende für den Jazz zu begeistern – für jene Musik, die die Nazis als "entartet" bezeichneten. Es waren swingende Klänge, die sie auf den sogenannten "Feindsendern" heimlich in ihrem Elternhaus in Markkleeberg, wo sie von 1937 bis 1946 lebte, hörte. Noch während des Krieges scharte Hipp einen Kreis jazzbegeisterter junger Leute um sich.
Hipp studierte an der Hochschule für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig und erlebte das Einrücken der US-Armee als Befreiung. Nun konnte sie sich ungehindert ihrer Leidenschaft, dem Jazz, widmen. Beispielsweise spielte sie in einem der ersten Nachkriegs-Clubs, im sogenannten Römischen Haus in Leipzig.
Nachdem Leipzig von der Sowjet-Armee besetzt worden war, floh Jutta Hipp in den Westen. Über Stationen am Tegernsee und in München mit Gigs in US-Army-Clubs kam sie Anfang der 1950er-Jahre nach Frankfurt am Main, wo sie bald als Jazzmusikerin tonangebend wurde. Sie vermochte sich in der damals noch gänzlich von Männern dominierten Jazz-Welt durchzusetzen. Sie hatte zu einem eigenen Stil gefunden – inspiriert vom Cool Jazz, durchwoben mit Anklängen an Kontrapunkt und Barockmusik.
Eine Ikone im Jazz der Fünfziger
In den 1950er-Jahren galt Jutta Hipp als "Europe's First Lady of Jazz". Sie wurde bei den Deutschen Jazzfestivals gefeiert und 1954 in einem Duisburger Jazz-Club vom US-Impresario Leonard Feather für das Label Blue Note entdeckt. Feather ermutigte Jutta Hipp, den Sprung nach Amerika zu wagen und ermöglichte ihr einen glänzenden Start. Sie bekam als erste weiße Musikerin überhaupt einen Vertrag beim Label Blue Note und konnte so ein mehrmonatiges Engagement im renommierten New Yorker Club Hickory House antreten.
Zeitgleich mit dem Erfolg zweifelte Jutta Hipp an ihrem Talent, litt unter dem Konkurrenzdruck und geriet in Konflikt mit ihrem Gönner Leonard Feather, der sie auch sexuell belästigte. Ihr Lampenfieber versuchte sie, mit Alkohol zu betäuben. Bald zog sich Jutta Hipp aus der Jazzszene zurück und hörte ganz mit dem Spielen auf. Sie arbeitete schließlich als Zuschneiderin in einer Fabrik und verlagerte ihre Kreativität auf das bildkünstlerische Gestalten. Jutta Hipp starb 2003 einsam und fast vergessen in New York.
Quelle: MDR KULTUR (Bert Noglik), Stadt Leipzig / redaktionelle Bearbeitung: tsa, vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Stichtag | 04. Februar 2025 | 06:40 Uhr