Doch kein "Coca-Cola-Theater" Görlitzer Theater beendet Sponsoren-Suche
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10. Januar 2025, 17:35 Uhr
Das Theater Görlitz-Zittau wird vorerst keinen neuen Namen bekommen und weiterhin nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann benannt bleiben. Intendant Daniel Morgenroth war Anfang September einen ungewöhnlichen Weg gegangen, um die finanziellen Probleme des Hauses zu lösen. Ein Sponsor sollte die Namensrechte kaufen. Nun wurde die Suche offiziell beendet – kein Sponsor war bereit, die nötige Summe zu zahlen.
- Das Theater Görlitz-Zittau die Suche nach einem Sponsoren ohne Erfolg beendet.
- Intendant Daniel Morgenroth ist dennoch froh über die dadurch ausgelöste Debatte.
- Für die finanzielle Probleme sei die Unterstützung der Politik unumgänglich.
Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau wird seinen Namen vorerst behalten. Bisher hat sich kein Sponsor für die Namensrechte des Hauses gefunden, wie Intendant Daniel Morgenroth MDR KULTUR mitteilte. Die Suche sei nun offiziell beendet. Im September war das Theater mit einer ungewöhnlichen Finanzierungsidee in die Öffentlichkeit getreten: Sponsoren sollten für eine Spielzeit den Namen des Theaters kaufen und so für sich werben können.
Gerhart-Hauptmann-Theater schrieb Unternehmen an
"Im Moment haben wir kein ernsthaftes Sponsoring-Angebot", erläutert Morgenroth im Gespräch mit dem MDR. "Vielleicht ist es doch etwas anderes, ob man eine Sportarena oder ein Theater ist." Er habe persönlich eine ganze Reihe von Unternehmen angeschrieben, berichtet der Intendant. Mit einem großen Unternehmen habe er schon relativ weit und lange verhandelt, doch schlussendlich sei die Entscheidung gegen eine Zusammenarbeit gefallen – das Theatersponsoring passte nicht in die Marketingstrategie.
"Ich denke, dass die Unternehmen sich einfach doch nicht genug Aufmerksamkeit und Wahrnehmung davon versprechen", sagt Daniel Morgenroth. Die mediale Wahrnehmung in anderen Branchen – etwa im Fußball – sei natürlich viel höher und Werbung dort entsprechend lukrativer.
Debatte um Finanzierung von Theatern
Auch wenn sich bislang kein Sponsor gefunden hat, freut sich Theaterintendant Morgenroth über die Debatte, die sein Vorschlag ausgelöst hat. "Mit dem Namensrechte-Verkauf ist eine unglaublich fruchtbare Debatte entstanden. Ich bin sehr froh, dass das auch deutschlandweit so wahrgenommen wurde und dass wir darüber reden." Es ginge dabei um Fragen wie: Was ist uns Theater und Kunst wert? Können wir Kunst gleich behandeln wie eine Sportarena oder nicht? Oder gibt es Dinge, die zu wertvoll sind, um sie zu verkaufen?
Für mich zeigt es einmal mehr, dass für Theater und Orchester im öffentlichen Raum die öffentliche Hand in der Pflicht ist.
Die erfolglose Suche nach einem Sponsoring ist für Morgenroth auch ein Zeichen: Es gäbe keine belastbare alternative Finanzierung für öffentliche Theater. "Für mich zeigt es einmal mehr, dass für Theater und Orchester im öffentlichen Raum die öffentliche Hand in der Pflicht ist", so der Theaterintendant. Mit dem Ende der Aktion fordert Morgenroth, der auch Vorsitzender des Landesverbandes des Bühnenvereins in Sachsen ist, das Kulturraumgesetz zu überarbeiten.
Sachsen soll Theaterbetrieb sichern
Das Kulturraumgesetz habe nach der Wende die Theater in Sachsen vor der Schließung bewahrt. Doch seitdem sei die Höhe der Finanzierung nicht mehr angepasst worden, während die Kosten für die Theater gestiegen sei. Das sei mit Sparpläne abgefedert worden. "Jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir nicht mehr weiter sparen können, wo wir sagen, diese Personalkostenaufwüchse müssen aufgefangen werden", so Morgenroth bei MDR KULTUR. Es gehe um eine Art Inflationsausgleich, der vor allem die Tarifsteigerungen, also Fixkosten, kompensieren soll.
Das Gerhart-Hauptmann-Theater mit seinen Spielstätten in Görlitz und Zittau hat – wie viele Häuser in Sachsen – mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen. Wie die Finanzierung in der neuen Spielzeit aussieht, bleibt ungewiss. Doch vorerst wird das Theater weiterhin den Namen des Literaturnobelpreisträgers Gerhart Hauptmann tragen. "Ich bin jetzt am Ende eigentlich ganz froh, dass wir unseren Gerhart Hauptmann behalten", sagt Daniel Morgenroth.
Quellen: MDR Sachsen (Andreas Berger, Pia Uffelmann)
Redaktionelle Bearbeitung: lig, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 10. Januar 2025 | 16:30 Uhr