Silvester in Magdeburg 2023
Die Polizei hat den Hasselbachplatz in Magdeburg zu Silvester geräumt, weil sie dort "erhebliches Gefährdungspotenzial" sah. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Reportage Silvester am Hasselbachplatz: Unterwegs mit der Polizei in Magdeburg

von Annette Schneider-Solis, MDR SACHSEN-ANHALT

03. Januar 2024, 10:42 Uhr

Es fließt viel Alkohol, dazu kommen Feuerwerkskörper: In Magdeburg hatte die Polizei auch dieses Silvester Ausschreitungen befürchtet. Zwar blieb die Nacht in der Landeshauptstadt weitestgehend friedlich, trotzdem wurden die Beamten zu zahlreichen Einsätzen gerufen. Auf dem Hasselbachplatz flogen schließlich Raketen quer – und die Beamten haben den Platz geräumt. Eine Reportage.

MDR San Mitarbeiterin Annette Schneider-Solis
Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

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Silvester in der Polizeiinspektion Magdeburg. Mehr Kräfte als an einem normalen Abend stehen bereit. Die Polizeiinspektion hat für die Landeshauptstadt Verstärkung durch die Bereitschaftspolizei erhalten. Eine dreistellige Zahl an Polizeikräften ist im Einsatz. Draußen wird schon den ganzen Tag über geknallt. Hin und wieder ein lauter Kracher – keine Böller aus Deutschland. "Weniger als sonst", findet Christian Zedler.

Er ist Hundertschaftsführer bei der Bereitschaftspolizei und wartet mit seinen Kräften auf dem Hof der Polizeiinspektion. Es kann jeden Moment losgehen – die Polizisten haben ihre Einsatzoveralls angelegt, Brandmasken können in Sekundenschnelle übers Gesicht gezogen werden, die Helme liegen in den Bullys bereit.

Silvester-Feuerwerk auf Polizei geschossen

An Abenden wie diesem lauert immer auch die Gefahr, dass es für die Einsatzkräfte gefährlich werden kann. Tatsächlich werden später Feuerwerkskörper auf die Polizisten abgefeuert.

Doch Christian Zedler weiß auch: "Man geht mit dem guten Gewissen in einen solchen Einsatz, dass wir kräftetechnisch gut aufgestellt sind, die Kräfte gut ausgebildet und auch gut ausgerüstet sind."

Auch im Lage- und Führungszentrum sind an so einem Tag mehr Tische besetzt als sonst. Hier gehen die Notrufe ein – am Abend lautet auch dort die Bilanz: Es ist vergleichsweise ruhig.

Polizei Magdeburg Einsatzleitstelle an Silvester 2023
Im Lage- und Führungszentrum der Polizei gehen die Notrufe ein. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Viele Gaststätten am Hasselbachplatz blieben geschlossen

Die Bullys setzen sich in Bewegung in Richtung Hasselbachplatz. Der zentrale Platz in Magdeburg, gleich um die Ecke der Polizeiinspektion. Hier stehen schon seit dem Nachmittag viele Menschen. Von den Gaststätten hier hat kaum eine geöffnet, die Menschen stehen am Hasselbachplatz und warten ab.

Raketen fliegen in die Höhe, Knaller krachen. Gegen 23 Uhr wird die zweite Hundertschaft zu einem Fall von häuslicher Gewalt gerufen. Die Beamten fahren mit Blaulicht und Martinshorn nach Sudenburg. Ein Verletzter muss in die Uniklinik gebracht werden.

Silvester in Magdeburg 2023
Die Beamten rücken an: Die Polizei hatte die Lage in der Silvesternacht am Hasselbachplatz im Griff. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Einsatz der Polizei erfordert Fingerspitzengefühl

Am Hasselbachplatz haben sich inzwischen noch mehr Menschen versammelt. 350 sind es schätzungsweise, darunter auch Familien mit Kindern.

Böller, Raketen, Batterien werden abgefeuert. Die Bereitschaftspolizisten haben sich bislang zurückgehalten. Durch ihre Präsenz kann die Stimmung schnell kippen. Hier den richtigen Moment zu finden, wann man eingreifen muss, erfordert Fingerspitzengefühl und jede Menge Erfahrung.

Silvester in Magdeburg 2023
Böller, Batterien und Raketen wurden in der Silvesternacht am Hasselbachplatz abgefeuert. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Raketen fliegen quer: Hasselbachplatz wird geräumt

Die Bullys werden in einer Nebenstraße geparkt. In kleinen Gruppen laufen die Polizisten in ihren dunklen Einsatzuniformen und Helmen rund um den Platz. Als es auf Mitternacht zugeht, wird das Feuerwerk noch intensiver. In der Sternstraße werden Batterien zwischen den Polizeibullys abgefeuert. Die Polizisten reagieren gelassen: Als die Batterie abgefeuert ist, rücken sie die Autos näher zusammen.

Am Hasselbachplatz fliegen jetzt Raketen nicht immer in die Höhe. Die Polizisten kämmen in Ketten vom Hasselbachplatz aus die Otto-von-Guericke-Straße und den Breiten Weg nordwärts, räumen den Platz.

Silvester in Magdeburg 2023
Auch die Feuerwehren rückten in der Silvesternacht oft aus. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Polizei stellt Personalien mutmaßlicher Straftäter fest

Silvesterraketen fliegen auch in Richtung Polizei. "Wir haben eine Situation mit einem erheblichen Gefährdungspotenzial gehabt für die Personen, die sich am Hasselbachplatz aufgehalten haben, darunter mehrere Kinder", erklärt Christian Zedler später.

Man habe beobachtet, dass sich Gruppen gegenseitig mit Feuerwerk beschossen haben, erklärt Christian Zedler das Handeln der Polizei. Meter um Meter drängen die Polizisten die Passanten nordwärts. Einzelne Personen werden herausgezogen, Personalien festgestellt.

"Diesen Personen konnten wir konkrete Straftaten zuordnen", begründet der Hundertschaftsführer später. Nach der Feststellung der Personalien werden die jungen Männer wieder laufen gelassen. Die Situation könnte jederzeit eskalieren, das Konfliktpotential ist durchaus da. Aber: Es bleibt ruhig am Hasselbachplatz.

Silvester-Nacht in Magdeburg blieb vergleichsweise ruhig

Gegen 0:40 Uhr wird die Polizei nach Stadtfeld gerufen. Eine brennende Barrikade wird gemeldet. In der Großen Diesdorfer Straße haben Randalierer Mülltonnen angezündet und Straßenschilder umgeworfen. Die Feuerwehr löscht den Brand.

Silvester in Magdeburg 2023
Angezündete Mülltonnen, umgeworfene Straßenschilder: So sah es in der Silvesternacht im Magdeburger Stadtteil Stadtfeld aus. Bildrechte: MDR/Annette Schneider-Solis

Inzwischen fliegen nur noch wenige Raketen in den nächtlichen Himmel. Die Straßen sind ruhig, und auch am Hasselbachplatz ist Ruhe eingekehrt. Bis hierhin können die Einsatzkräfte auf eine vergleichsweise ruhige Nacht zurückblicken.

Aber vorbei ist sie noch lange nicht, und die Polizei hat schon jetzt mehrere verletzte Beamte zu verzeichnen. Der Grund: Beschuss mit Feuerwerkskörpern. "Zum Glück", resümiert Christian Zedler, "können aber alle weiter im Dienst bleiben."

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MDR (Daniel George) | Erstmals veröffentlicht am 01.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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