Erinnerungskultur Bundestagspräsidentin gedenkt NS-Opfer in Bernburg
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14. Januar 2023, 16:41 Uhr
Bundestagspräsidentin Bas hat bei einem Besuch auf dem Gelände des Fachklinikums Bernburg in Sachsen-Anhalt an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Programme erinnert. Im Bereich des ehemaligen Krematoriums der Gedenkstätte legte sie einen Kranz nieder.
- Bei ihrem Besuch in Bernburg thematisierte Bas das Erinnern in der heutigen Zeit.
- Bei einer Gedenkstunde im Bundestag am 27. Januar wird die Biografie Pünjers vorgestellt.
- In Gaskammern wie der in Bernburg wurden vermeintlich kranke oder behinderte Menschen ermordet.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat die Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie in Bernburg besucht. Die SPD-Politikerin gedachte am Samstag der dort ermordeten rund 14.000 Patientinnen und Patienten aus Pflege- und Heilanstalten sowie Häftlingen aus Konzentrationslagern. Im Bereich des ehemaligen Krematoriums der Gedenkstätte legte sie einen Kranz nieder.
Bei dem Besuch in der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie Bernburg erklärte Bas, es gehe auch um die Frage, "wie wir an die Opfer erinnern wollen, wenn keine Zeitzeugen mehr da sind". Auch heute gebe es in Deutschland Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. In diesem Zusammenhang wies die Bundestagspräsidentin auf die Bedeutung der Jugendarbeit der Gedenkstätte hin.
Pünjers Biografie wird Teil der Gedenkstunde im Bundestag
Zu den Opfern von Bernburg gehört die deutsche Jüdin Mary Pünjer. Von ihr ist auf einer Bilder-Wand im ehemaligen Krematorium ein Foto angebracht worden. Die Fotowand zeigt die Porträts von Menschen, die in den Jahren von 1940-1943 von den Nazis in der Bernburger Anstalt ermodert wurden. Pünjers Biografie soll außerdem während der diesjährigen Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar vorgestellt werden.
Mary Pünjer wurde 1904 in einer jüdischen Hamburger Kaufmannsfamilie geboren. 1940 wurde sie als verheiratete Frau unter dem Vorwand der "Asozialität" als "Lesbierin" verhaftet, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Bundestags. Nach ihrer Verurteilung wurde sie demnach im KZ Ravensbrück interniert. Im Frühjahr 1942 kam sie in die als Gasmordanstalt genutzte "Landes-Heil- und Pflegeanstalt" nach Bernburg und wurde dort ermordet.
Massenmord unter dem Namen "Aktion T4"
Auf dem Gelände des heutigen Fachklinikums Bernburg befand sich ab 1940 eine der sechs zentralen sogenannten Euthanasie-Anstalten, in denen vermeintlich kranke oder behinderte Menschen mit Gas getötet wurden. Die baulichen Überreste blieben zum Teil erhalten, darunter die Gaskammer. Die anderen Anstalten befinden sich in Pirna, Brandenburg, Grafeneck, Hartheim und Hadamar. Der Massenmord geht unter dem Namen "Aktion T4" oder NS-Euthanasie in die Geschichtsbücher ein. Die Anstalt in Bernburg wurde im Spätsommer 1943 geschlossen. Die baulichen Überreste der Vernichtungsanlage blieben zum Teil erhalten, darunter die Gaskammer. Seit 1989 befindet sich dort eine Gedenkstätte. Nach Angaben von Leiterin Ute Hoffmann wurden in der Gaskammer im Keller bis zu 75 Menschen pro Tag mit Kohlenmonoxid getötet und anschließend verbrannt.
MDR (Susanne Ahrens), epd
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 14. Januar 2023 | 19:00 Uhr