Drei Männer sitzen auf einem Sofa und halten Videospiel-Controller in der Hand. 3 min
Ein wichtiger, aber auch spaßiger Schritt in der Spieleentwicklung ist es, das Spiel auch gemeinsam zu testen. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 25.12.2024 13:17Uhr 03:07 min

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Gründerszene Games Start-up entwickelt in Magdeburg das erfolgreiche Rollenspiel Drova

25. Dezember 2024, 16:29 Uhr

Drova Forsaken Kin ist das erste Spiel eines Teams in Magdeburg. Vier Jahre und 800.000 Euro Startgeld brachten den Gründern von Just2D aus Magdeburg einen unerwarteten Erfolg. Pläne für Anschlussprojekte reifen bereits.

Eine Wohnung im Parterre eines Altbaus von Magdeburg-Stadtfeld. Hier haben die Spiele-Entwickler ihre Computer aufgestellt. Hinter gebogenen Breitbildschirmen sitzen Christian, Johannes und Julian und feilen an ihrem Spiele-Hit namens "Drova – Forsaken Kin". Reihen mit Buchstaben und Zahlen huschen über den einen Bildschirm von Johannes. Auf dem anderen ist eine großpixelige, mystische Spielelandschaft zu sehen, über die er mit seiner Maus seinen Charakter steuert und hier und da noch was ändert.

Studium an der Uni Magdeburg: Mit Nudeln und geliehenem Geld

Vor vier Jahren hatten zwei Informatik- und Computervisualistik-Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die Idee, ein eigenes Computerspiel zu entwickeln. Inspiriert wurden sie von einer Gothic-Spielereihe.

Doch von der Idee bis zur Umsetzung war es ein langer Weg: "Ein Marathon, kein Sprint", blickt Firmengründer Christian Sandkämper zurück. Er erinnert sich an durchgearbeitete Nächte, knurrende Mägen und viel Enthusiasmus, mit dem sie ihren Traum verwirklichten. Die größte Herausforderung waren die 800.000 Euro, die sie für die Umsetzung brauchten.

 Ein Mann arbeitet links im Bild an einem Rechner mit zwei Bildschirmen. Rechts im Vordergrund blickt ein anderer Mann in die Kamera.
Damit ein Spiel wie "Drova" richtig funktioniert, müssen Entwickler wie Christian Sandkämper komplexe Rechenprozesse programmieren. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

"Wir waren auf der Uni, haben uns von Nudeln ernährt, jeden Tag", lacht Christian. Doch viele trugen nach der Veröffentlichung des Prototyps vor zweieinhalb Jahren dazu bei, das Geld zusammenzubekommen. "Unser Erspartes ist eingeflossen, Geld von Mama wurde geliehen, wir haben einen Publisher gefunden, der uns geholfen hat, und schließlich kam etwa die Hälfte aus der Bundesförderung."

Drova: Die Kraft der Community

Nach der Veröffentlichung des Prototyps bildete sich eine kleine, aber feine Community rund um die Drova-Macher. Sie leistete viel Unterstützung, Ideen flossen ein, Hinweise, wo etwas besser gemacht werden könnte. "Die Community hat uns die Kraft gegeben, das Ganze professionell anzugehen", erinnert sich Sandkämper: "Die Veröffentlichung des Prototyps war der Startschuss. Wir haben Reichweite generiert für unseren Space. Und nicht zuletzt hat uns die Community die Kraft gegeben durchzuhalten. Es war ein harter Weg, auf dem man viel Disziplin braucht."

Die Community hat uns die Kraft gegeben, das Ganze professionell anzugehen

Christian Sandkämper hat Drova mitentwickelt

Der Release von Drova im Herbst 2024 übertraf dann alle Erwartungen der Macher: "Für unsere Begriffe ist das Spiel durch die Decke gegangen. Die Community ist danach stark gewachsen."

Computerspiel entwickeln: Teamwork als große Herausforderung

Die größte Herausforderung bei der Gestaltung eines Computerspiels ist es, viele unterschiedliche Typen zu koordinieren. "Man braucht Leute, die was zeichnen, Designer, Programmierer, Musiker, die komponieren, Autoren für das Textbuch, das sind völlig unterschiedliche Typen von Menschen, die müssen zusammenarbeiten", beschreibt Sandkämper die Herausforderung.

"Es sind wirklich ganz unterschiedliche Typen, und das macht es so schwer, Spiele zu entwickeln", sagt er. Wenn man es dann geschafft habe, Qualität zu entwickeln, müsse man damit auch auffallen. Und das sei heute ein Kampf gegen die Algorithmen. Denn: "Wem nutzt Qualität, wenn es keiner bemerkt?!"

Durch Harz und Lüneburger Heide

Christian Sandkämper, Kai Bornemann und zeitweise bis zu acht Mitstreiter als Freiberufler glaubten von Anfang an an das Projekt. Sie schufen Spielewelten, die im Harz und in der Lüneburger Heide angesiedelt sind. Charaktere, in die der Spieler schlüpft, um die Welten zu erkunden, wobei er Aufgaben lösen muss, andere Charaktere, sogenannte non-playable charakters oder NPC's, trifft.

Eine Figur in einem Videospiel mit Pixel-Optik läuft zwischen zwei schwarz-roten Bannern hindurch
Drova-Spielewelten sind im Harz und in der Lüneburger Heide angesiedelt. Bildrechte: Just2D

Der Spieler formt seinen eigenen Charakter selbst. Er hat die Wahl, ob er andere Figuren bekämpft, sie ausraubt oder ihnen hilft und mit ihnen Freundschaft schließt. Rund 50 Stunden dauert es, das Spiel durchzuspielen, dann ist es vorbei, und man kann es wie ein gelesenes Buch in den Schrank stellen. Den Entwicklern war es wichtig, kein Spiel mit Suchtcharakter zu programmieren. Das und der Retrolook mit den großen Pixeln traf offenbar den Nerv der Gamer.

Selbst überrascht vom Erfolg

Als Drova dann auf der Online-Plattform Steam zum Download angeboten wurde, waren die Macher selbst überrascht von ihrem Erfolg. Sie erhielten viel positives Feedback und Vorschläge, wo man Drova noch verbessern kann und Ideen für drei Patches, die noch veröffentlicht werden sollen.

Daran arbeiten sie gerade, doch vage Pläne für ein Nachfolgeprojekt reifen bereits. "Wir haben schon eine grobe Richtung, aber noch konzentrieren wir uns speziell auf Drova. Abends im Bett denkt man immer schon ein bisschen nach, was könnte es sein, in welche Richtung soll es gehen," sagt Sandkämper.

Magdeburg als Standort für Spiele-Entwicklung

Auf jeden Fall wollen die Macher von Drova in Magdeburg bleiben. "Wir haben hier studiert und uns in die Stadt verliebt", gesteht Chris. "Die Uni ist auch wirklich sehr gut, aber nach dem Studium verlassen die meisten die Stadt. Das muss anders werden. Unser Traum ist es, einen Standort für Spiele-Entwicklung zu entwickeln."

Unser Traum ist es, einen Standort für Spiele-Entwicklung zu entwickeln

Christian Sandkämper über Magdeburg

Dazu wollen die Drova-Macher beitragen. Sie arbeiten mit der Uni und dem Verein Acagamics zusammen, der sie einst auch stark unterstützt hat. Sie bieten ihre Firma für Praktika an, um junge Absolventen hier zu halten. Und wer weiß, vielleicht wird ja auch Magdeburg irgendwann mal ein bekannter Standort für die Entwicklung von Computerspielen. Der Grundstein ist gelegt, und der Markt ist riesig, auch wenn es im Land noch keine Förderung dafür gibt. "Der Markt ist größer als der für Filme", sagt Christian Sandkämper.

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Grafik zum Thema von Computerspielen, die von Rechten unterwandert werden 31 min
Bildrechte: MDR/Panthermedia

MDR (Annette Schneider-Solis, Kristian Schulze)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Dezember 2024 | 09:40 Uhr

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