Heinrich Heine Gedenkstein auf dem Brocken 5 min
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Vor 200 Jahren wanderte Heinrich Heine auf den Brocken, mit seiner "Harzreise" hat er die Landschaft als Ausflugsziel populär gemacht. Daran erinnert eine Ausstellung im Harzmuseum Wernigerode. Sandra Meyer berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 20.09.2024 13:44Uhr 04:40 min

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Ausstellung Ausstellung in Wernigerode: Auf Heines Spuren durch den Harz reisen

20. September 2024, 17:14 Uhr

Das Harzmuseum in Wernigerode erinnert in einer neuen Ausstellung an die "Harzreise" von Heinrich Heine. Vor 200 Jahren wanderte der Dichter mit Tornister und Ersatzstiefel auf den Brocken und schrieb später über die Beobachtungen und Erlebnisse. Damit trug er zur Popularität des Harz' bei. Die Ausstellung "Heine im Harz" zeigt historische Objekte ebenso wie zeitgenössische Fotografien, die eine Landschaft im Wandel zeigen.

  • In Wernigerode erinnert eine Ausstellung an Heinrich Heines Wanderung auf den Brocken vor genau 200 Jahren.
  • Zu sehen sind historische Objekte wie Münzen, Karten oder Gemälde, aber auch aktuelle Fotografien von Heines Reisestationen.
  • Die Schau versteht sich als Hommage an den Dichter, der mit seiner "Harzreise" ein Stück Weltliteratur geschaffen hat. Eine Führung lohnt sich schon wegen der Anekdoten.

Es war der 19. September 1824, als der Dichter Heinrich Heine auf seinem Weg von Göttingen in den Harz wandernd den Brocken erklomm. Zum 200. Jubiläum zeigt das Harzmuseum Wernigerode jetzt eine Sonderausstellung, die bis Februar 2025 zu sehen ist.

Gipfeltour und Last Minute ins Brockenhaus

Zu sehen ist darin auch ein Modell des historischen Wirtshauses, in dem Heine damals übernachtete. Der Dichter habe riesengroßes Glück gehabt, noch eins der zwölf beheizbaren Zimmer im Brockenhaus zu erwischen, weiß Kurator Uwe Lagatz. Allerdings habe er es mit einem jungen Kaufmann teilen müssen, den er später als "Brechmittel" bezeichnet habe. "Also auch wieder echt Heine", sagte der Experte für die Geschichte des Harz-Tourismus.

Zeichnung eines Mannes auf einem Stuhl sitzend.
Noch als Student schrieb Heinrich Heine über seine Wanderung durch den Harz. Bildrechte: Gleimhaus Halberstadt

Heines süffisant satirische, aber auch poetische Beschreibungen von Landschaft und Leuten wurden 1826 als "Harzreise" veröffentlicht, das Buch begeistert bis heute und beflügelte letztlich auch den Harz-Tourismus. Wobei Heinrich Heine damals bei weitem nicht der einzige Wanderer war, wie Lagatz weiter erläutert. Aus den sogenannten Brocken-Stammbüchern wisse man, dass in der Heine-Zeit ungefähr 2.000 Personen pro Jahr auf den Brocken kamen und dort auch übernachteten. Doch Heine habe auch darüber geschrieben und so den Harz noch bekannter gemacht.

Harz im Wandel: Historische Bilder und zeitgenössische Fotografien

Diesen Zusammenhang soll die Ausstellung im Harzmuseum Wernigerode näher beleuchten. Auf einer Karte von 1817 wird die wahrscheinliche Route Heines nachgezeichnet. Als Kontext dienen Gemälde und Grafiken historischer Landschaftsansichten, darunter auch sogenannte Stammbuch-Kupfer: "Das sind damals sehr beliebte, kleinformatige Kupferstiche gewesen, die man schon aus touristischen Motiven heraus in großen Auflagen produziert hat und die ein schönes Mitbringsel waren."

Kupferstich: Mehrere Personen in in edler Kleidung des 19. Jahrhunderts laufen und sitzen auf einer Erhebung rund um zwei steinerne Häuser.
Kupferstiche waren bei damaligen Reisenden ein beliebtes Erinnerungsstück. Bildrechte: Privat

Den historischen Bildern von vor 200 Jahren werden in der Schau zeitgenössische Fotografien gegenübergestellt. So werde deutlich, wie sich die Natur verändert habe, erläutert Elke Vera Kotowski von der Berliner Moses-Mendelssohn-Stiftung, die Kooperationspartner des Museums ist. Schon Heine habe festgehalten, dass der Zauber der Natur zu vergehen drohe, wenn die Zivilisation zu sehr eingreife.

Blick auf ein eisernes Kreuz in einer felsigen Landschaft.
In der Ausstellung in Wernigerode zeigt auch aktuelle Ansichten des Harz. Bildrechte: Norbert Perner
Gedenktafel an Heinrich Heine. 8 min
Bildrechte: IMAGO/Hanke

Abenteuer im Bergwerk

Gemeint ist etwa der Eingriff durch den Bergbau, der ebenfalls thematisiert wird – in Gestalt einer kleinen Münze, aber auch im Modell der Grube Dorothea bei Clausthal-Zellerfeld. Beim Betrachten lässt sich erahnen, wie abenteuerlich damals noch ein Besuch des Bergwerks gewesen sein muss. Ausgestellt ist auch ein kleines Besucherbuch: "Ein ganz besonderes Exponat", wie Kurator Uwe Lagatz betont. Denn darin findet sich ein schriftlicher Eintrag von Heinrich Heine, der die Grube demnach am 16. September 1824 besuchte: "Jetzt mag der Laie sagen: 'Ja, gut, dieses kleine Büchlein da aus Papier. Warum ist das so wertvoll?' Aber es gibt ansonsten keine autobiografischen Aufzeichnungen von Heine direkt zu dieser Reise. Das ist also der einzige Autograf, den wir heute haben!"

Blick in einer Buch, in das mit geschwungener Schrift mehrere Zeilen geschrieben wurden.
Der einzige schriftliche Beweis für Heines Besuch im Harz: diese Zeilen im Gästebuch Bildrechte: Niedersächsisches Landesarchiv

Heines Guide durch den Harz und die Erfindung des Rucksacks

Daneben spielt ein anderes Büchlein in der Schau eine große Rolle: Der Reiseführer von Kaspar Friedrich Gottschalck von 1806, mit dem Heine unterwegs war. Spannend auch, weil man hier das Einmaleins des Wanderns nachvollziehen kann. So ließen sich Beziehungen ins Heute knüpfen, meint Kuratorin Elke Vera Kotowski und verweist auf Gottschalcks Tipp, den Tornister nicht seitlich, sondern auf dem Rücken zu tragen, weil das viel bequemer sei: "Das ist ist für mich sozusagen die Erfindung des Rucksacks, mit dem man heute auch auf Wanderungen geht. Das finde ich eine sehr schöne Geschichte."

Gemälde einer bergigen Waldlandschaft.
Immer wieder hat Ernst Helbig den Harz gemalt. Bildrechte: Harzmuseum Wernigerode

Führung mit Heine-Anekdoten, Katalog mit neuen Erkenntnissen

Eigens zur Ausstellung gestaltete die Wernigeröder Künstlerin Sabine Riemenschneider einen lebensgroßen Holzschnitt mit dem Porträt Heines. In der Ausstellung wird auch gezeigt, wie Heine damals ausgesehen hat. Einer Beschreibung folgend verkörperte ihn die Wernigeröder Künstlerin Sabine Riemenschneider in einer Art Holzschnitt: Circa 1,65 bis 1,70 Meter groß, ziemlich dünn und mit den typischen Wanderer-Utensilien bekleidet. "Er hat einen Tornister dabei, trägt einen Überrock und eine Weste", erklärt Kurator Lagatz. Nur bei den Schuhen könne man sich nicht ganz sicher sein – Heine hatte wohl Ersatzstiefel dabei, die er aber in der Nähe von Goslar wegschmiss, weil sie ihm zu schwer geworden waren.

Nette kleine Anekdoten wie diese erfahren die Besucher zwar nicht in den Texten auf den Ausstellungstafeln, aber bei den angebotenen Führungen. Daneben gibt es Lesungen, Konzerte, Vorträge oder Zeichenkurse. Für alle, die mehr wissen wollen: Neuste Erkenntnisse bietet der aufwändige Katalog: "Heine im Harz – Entdeckungen am Rande einer legendären Fußreise". 

Informationen zur Ausstellung:

"Heine im Harz – Entdeckungen am Rande einer legendären Fußreise"
20. September 2024 bis 16. Februar 2025

Harzmuseum Wernigerode
Klint 10
38855 Wernigerode

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonnabend: 10 bis 17 Uhr
Sonntag, Feiertage: 10 bis 16 Uhr
Montags geschlossen

Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer), Redaktionelle Bearbeitung: ks

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