Feuer, Tanzen, Theater, Märkte Walpurgisnacht 2025: Mehr als 15.000 Menschen feiern im Harz
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01. Mai 2025, 11:09 Uhr
Tausende Menschen haben im Harz und in anderen Teilen Sachsen-Anhalts in der Nacht auf den 1. Mai die traditionelle Walpurgisnacht gefeiert. Walpurgis wird mit Feuern, Tanz und Festen gefeiert, um den Frühling zu begrüßen und böse Geister zu vertreiben. Sogar das Wetter hat mitgespielt.
Auch in diesem Jahr sind am 30. April zahlreiche als Hexen und Teufel verkleidete Menschen in den Harz gekommen, um Walpurgis zu feiern. Ein Polizeisprecher sagte am Morgen, in Thale, Schierke und Wernigerode seien insgesamt 15.600 Menschen zusammengekommen.
Die Veranstaltungen seien störungsfrei verlaufen, so die Bilanz der Polizei. Die Walpurgisnacht ist eine der größten Touristen-Attraktionen des Harzes. Viele der Orte waren bereits Wochen vor den Feierlichkeiten mit Hexenpuppen und anderen schaurigen Dekorationen geschmückt.
Start der Feierlichkeiten in Wernigerode
Zum Auftakt der Walpurgisnacht-Feiern im Harz stürmten rund einhundert verkleidete Hexen und Teufel am frühen Nachmittag den Wernigeröder Marktplatz. Mit Kreischen und Gesängen machten die Teilnehmer auf sich aufmerksam. Sie trugen Hakennasen, dicke Warzen, lange Hörner, hatten grüne oder feuerrote Gesichter – und sie forderten den Oberbürgermeister heraus.
Traditionell wird vom Stadtoberhaupt ein Ablass gefordert. Oberbürgermeister Tobias Kascha (SPD) hatte einen Korb hochprozentigen Flugtreibstoffes mitgebracht und verteilte diesen eigenhändig unter dem höllischen Volk. Den Hexen und Teufeln wird nun der Flug zu einer der 26 großen und noch mehr kleineren Walpurgisfeiern im Harz viel leichter fallen. Das alles sorgt für viel Aufsehen. Auf dem Marktplatz drängten sich die Schaulustigen und staunen und fotografieren.
Walpurgis-Zug rollt durch den Harz
Für die Feierlichkeiten zu Walpurgis haben die Harzer Schmalspurbahnen einen besonderen Zug eingesetzt. Der besonders festlich geschmückte Zug ist am späten Mittwochnachmittag von Wernigerode nach Schierke gefahren. Abfahrt in Wernigerode war um 16:32 Uhr, um 17:43 Uhr wurde der Dampfzug in Schierke erwartet. Die Tickets waren zwar schon alle verkauft, viele Schaulustige positionierten sich aber entlang der Strecke.
Thale: Walpurgis wieder auf dem Hexentanzplatz
Die wohl größten Feierlichkeiten gab es laut dem Harzer Tourismusverband in Thale. Seit 2024 findet die traditionelle Walpurgisnacht wieder auf dem Hexentanzplatz in Thale die "Nacht der Nächte" statt. Es gab das traditionelle Feuerwerk, Livemusik und eine Lasershow. Auf der Bühne waren diverse Musiker und Bands auftreten, darunter etwa Jeanette Biedermann. Zuvor konnte das Event wegen Corona und Umbauarbeiten mehrere Jahre nicht gefeiert werden.
Auch in den folgenden Tagen sind zahlreiche Bands auf zwei Bühnen mit Irish Folk, Tanz und Schlager zu erleben. Das komplette Programm gibt es hier.
Neben der Party auf dem Hexentanzplatz ist in der Innenstadt von Thale und im Kurpark auch wieder ein Walpurgismarkt geplant, der bis zum 4. Mai geöffnet bleibt.
Walpurgisnacht im Harz Im Harz wird die Walpurgisnacht am 30. April seit Jahrhunderten gefeiert. Nach altem Volksglauben treffen sich in der Nacht zum 1. Mai Hexen auf dem Brocken, auch Blocksberg genannt, um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern. Zudem wird mit viel Geschrei der Winter ausgetrieben und der Frühling begrüßt. Literarisch wurde das teuflische Treiben 1777 von Goethe im "Faust" verewigt.
Heidnischer Brauch und Geburtstag der heiligen Walburga
Das heutige Touristenspektakel der Walpurgisnacht geht nach weit verbreiteter Ansicht ursprünglich auf heidnische Frühlingsfeste wie vorchristliche keltische und germanische Bräuche und Aberglauben zurück. In der Nacht zum 1. Mai sollen die Hexen zum Brocken geritten sein, um sich dort am Feuer mit dem Teufel zu paaren. Unterwegs verhexten sie alles, was ihnen in die Quere kam. Um ihr Vieh zu schützen, hefteten schlaue Bauern Kreuze und Kräuterbüschel an die Stalltüren. Wenn jemand neun Sorten Holz bei sich trug oder auf einem Schemel kniete und betete, mussten die oft als harmlose Reisigsammlerinnen getarnten Hexen dem Volksglauben zufolge ihre wahre Identität preisgeben.
Literarisch bekannt wurden die Feiern durch Goethe, der das schaurige Treiben in seinem Drama "Faust" festhielt. Goethe schildert im "Faust" sowie in einer Ballade eine Walpurgisnacht. "Die Hexen zu dem Brocken ziehn: Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt oben auf. So geht es über Stein und Stock, Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock", reimte einst der Dichter. Esoteriker feiern mit dem Fest, das sie nach irischem Vorbild "Beltane" nennen, bis heute die Fruchtbarkeit, die Vereinigung und Zeugung und den Sieg des Sommers über den Winter.
Der Walpurgis-Kult hat aber auch christliche Ursprünge. Die Kirche ließ die Menschen am 30. April den Geburtstag der heiligen Walburga feiern, der Schutzpatronin gegen Aberglauben und Geister. Der 1. Mai ist Namenstag der Volksheiligen. 710 in England geboren, war sie Begründerin des Benediktinerinnen-Klosters im schwäbischen Heidenheim. Nach ihrem Tod am 25. Februar 779 wurden Walburgas Gebeine nach Eichstätt in Bayern gebracht. Aus der Steinplatte, unter der ihre Reliquien ruhen, soll alljährlich eine ölähnliche Flüssigkeit quellen - das Walpurgisöl, das angeblich gegen alle Anfechtungen des Leibes und der Seele gut ist und in kleinen Fläschchen verkauft wird.
Auf dem Brocken im Harz gab es im Jahr 1896 die erste für Touristen organisierte Walpurgisfeier. Ab 1899 konnten die Gäste mit der dampfgetriebenen Brockenbahn den Berg hinauffahren. Aber bereits zwei Jahre später bereitete der damalige Brockenbesitzer, der Fürst von Stolberg-Wernigerode, dem Spektakel per Dekret ein Ende. Felsformationen auf dem Brocken tragen bis heute die Namen "Hexenaltar" und "Teufelskanzel". Mittlerweile ist die Walpurgisnacht eine wichtige Veranstaltung für den Harzer Tourismus und die Bürger vor Ort. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde auf dem Brocken wieder mehrmals Walpurgis gefeiert. Vom Harz aus schwappte der Walpurgis-Brauch in den vergangenen Jahren auch auf andere Gegenden über. Ein beliebter Treffpunkt sind etwa die Externsteine im Teutoburger Wald. Am angeblich beliebtesten "Kraftort" Deutschlands kommen am 30. April viele Menschen zum Feiern oder Innehalten zusammen. (Quelle: EPD)
dpa, MDR (Moritz Arandt, Anne Gehn-Zeller, Leonard Schubert, Oliver Leiste, Marius Rudolph, Alisa Sonntag, Carsten Reuss, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. Mai 2025 | 19:00 Uhr
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