Nach Scholz-Besuch Hochwasser in Mansfeld-Südharz: Falschmeldung über Asylbewerber verbreitet
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08. Januar 2024, 13:00 Uhr
Kanzler Scholz besucht das Hochwasser und die Helfer in Mansfeld-Südharz und zu diesem Anlass werden Asylbewerber nach Berga gefahren, um Sandsäcke zu befüllen – alles für gute Presse? Das wird seit Donnerstag tausendfach in sozialen Medien verbreitet. Doch die Falschmeldung ist frei erfunden, zeigen Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT.
- Eine Falschmeldung über den Besuch von Bundeskanzler Scholz im Hochwasser-Gebiet wird in sozialen Medien über Sprachnachrichten und Videos geteilt.
- Die Gemeinde Berga hat ein Angebot zur Unterstützung beim Befüllen von Sandsäcken durch Asylbewerber zu Beginn der Woche bekommen.
- Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehren, THW und viele Privatpersonen helfen seit Tagen in dem vom Hochwasser betroffenen Gebiet.
Im Zusammenhang mit dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Hochwasser-Gebiet an der Helme sind in sozialen Netzwerken tausendfach Falschinformationen verbreitet worden. Das haben Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT ergeben.
Falschmeldung über Asylbewerber in sozialen Medien verbreitet
Seit Donnerstagabend waren demnach Sprachnachrichten und Videos geteilt worden, in denen behauptet wurde, für den Pressetermin mit dem Bundeskanzler seien ehrenamtliche Helfer abgezogen und stattdessen Asylbewerber aus dem thüringischen Nordhausen ins Hochwassergebiet geschickt worden. Auch mehrere Politiker der AfD unter anderem in Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten die Falschmeldung verbreitet.
Den Recherchen zufolge waren in der Tat Asylbewerber zum Befüllen von Sandsäcken nach Berga geschickt worden – allerdings ohne Bezug zum Besuch von Olaf Scholz. Das bestätigte am Freitag auch MDR-Moderator Lars Wohlfarth, der am Donnerstag in Berga mitgeholfen und von dort aus berichtet hatte. Wohlfarth zufolge waren die rund 20 Asylbewerber auch erst nach 14 Uhr in Berga eingetroffen. Kanzler Scholz hatte das Hochwassergebiet da bereits verlassen. Die Asylbewerber hätten bis zum Abend geholfen, Sandsäcke zu befüllen, teilte die Feuerwehr Berga der Mitteldeutschen Zeitung mit.
Asylbewerber leisten gemeinnützige Aufgaben
Wie das Landratsamt in Nordhausen MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag mitteilte, war der Gemeinde Berga das Angebot bereits zu Beginn der Woche gemacht worden. Es sei dankend angenommen worden. Eine Sprecherin des Landkreises sagte, so ein Vorgehen sei normal. Nach einem Kreistagsbeschluss habe man sogar die Pflicht, Asylbewerber für geeignete gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten anzubieten.
Feuerwehr Berga lobt bleibende Einsatzbereitschaft und Motivation
Die Feuerwehr in Berga verbreitete auf ihrer Facebook-Seite am Freitag unterdessen Lob: Trotz all der "negativen Gedanken", von denen man am Vortag in den sozialen Netzwerken "überrollt" worden sei, seien Einsatzbereitschaft und Motivationen der Helferinnen und Helfer weiterhin groß. Man lasse sich das, was man zusammen geleistet habe, nicht kaputt machen, hieß es in dem Post.
Im Landkreis Mansfeld-Südharz helfen seit rund zwei Wochen Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehren, THW und viele Privatpersonen dabei, das Schlimmste abzuwenden. Dass beim Besuch des Kanzlers am Donnerstag einige weggeschickt wurden, deckt sich auch mit MDR-Informationen. Allerdings waren der Grund dafür die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Besuch des Regierungschefs. Auch das hatte vor Ort aber für Kritik gesorgt.
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MDR (Lars Wohlfarth, Christoph Dziedo, Luca Deutschländer) | Erstmals veröffentlicht am 05.01.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Januar 2024 | 14:40 Uhr