THW-Helfer neben Sandsäcken
An der Helme im Süden von Sachsen-Anhalt ist das Hochwasser zurückgegangen. Doch die Deiche müssen weiter überwacht werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Elbe und Helme Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Lage entspannt sich weiter

15. Januar 2024, 17:31 Uhr

Beim Hochwasser im Süden von Sachsen-Anhalt entspannt sich die Lage weiter. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat bereits am Freitagabend den Katastrophenfall aufgehoben, die Bundeswehr konnte wieder abreisen. An der Helme werden die Deiche aber weiter überwacht. Entspannung auch an der Elbe: Das Pretziener Wehr ist am Freitag geschlossen worden, seit Montag fahren Schulbusse dort wieder wie gewohnt. Die aktuelle Lage im Überblick.

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Die Lage beim Hochwasser in Sachsen-Anhalt entspannt sich langsam weiter. An der Helme, in der am stärksten betroffenen Region im Kreis Mansfeld-Südharz ist der Wasserstand am Pegel Bennungen über das Wochenende gleich bei etwa 2,15 Metern geblieben. Das teilte die Hochwasservorhersagezentrale des Landes mit.

Hochwasser im Kreis Mansfeld-Südharz: Katastrophenfall aufgehoben

Der Hochwasser-Katastrophenfall im Landkreis Mansfeld-Südharz ist seit Freitagabend, 18 Uhr aufgehoben. Das hat das Landratsamt in Sangerhausen mitgeteilt. Demnach hatte sich die Lage in der Talsperre Kelbra und damit entlang der Helme entspannt. Eine akute Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht mehr. Die verbauten Sandsäcke würden aber vorerst an Ort und Stelle bleiben.

Wie Landrat André Schröder (CDU) am Freitag erklärte, geht die Koordinierung mit dem Ende des Katastrophenfalls wieder auf die einzelnen Gemeinden über. Dazu zähle vor allem die Überwachung der Deiche in den kommenden Wochen.

Andre Schröder, (CDU), Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz, erläutert im Katastrophenstab an einer Karte die Verteilung der Einsatzkräfte.
Laut Landrat André Schröder wird der Landkreis die Hochwasserlage weiter täglich beurteilen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Der Kreis werde auch weiter täglich zusammen mit den örtlichen Einsatzleitungen die Lage beurteilen und gegebenenfalls Unterstützung leisten. Dazu werde der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) nach Bedarf zusammentreten. Auf einem Spendenkonto, das der Kreis eingerichtet hatte, sind nach eigenen Angaben bis Freitag 30.000 Euro eingegangen.

Katastrophenfall: Landesverwaltungsamt zieht Bilanz

Wie das Landesverwaltungsamt am Montag mitteilte, ist mit dem Ende des Katastrophenfalls auch die Arbeit des Katastrophenschutzstabs der Behörde beendet. Das Amt zieht für den Zeitraum vom 30. Dezember 2023 bis zum 12. Januar 2024 folgende Bilanz:

  • 45 Einsatzaufträge, besonders in den Bereichen Brandschutz (vor allem Deichverteidigung und Sandsackverbau), Betreuung und Wasserrettung.
  • Mehr als 2.000 Einsatzkräfte aus ganz Sachsen-Anhalt, die im Kreis Mansfeld-Südharz im Einsatz waren.
  • Mehr als 600.000 Sandsäcke und 200 Feldbetten, die der Katastrophenstab organisiert hat.


Der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye, lobte die Zusammenarbeit mit den anderen Landkreisen und kreisfreien Städten und insbesondere dem Katastrophenschutzstab des Landkreises Mansfeld-Südharz.

Frost hat Deiche stabilisiert

Kalte Temperaturen und Frost haben in der vergangenen Woche die Dämme im Landkreis Mansfeld-Südharz stabilisiert. Landrat André Schröder sagte MDR AKTUELL, die Kälte sei wesentlich für die Fließgeschwindigkeit und die Erosions-Wirkung des Wassers. So seien an den durchnässten Deichen weniger Schäden entstanden.

Durch ergiebigen Dauerregen rund um den Jahreswechsel war im Katastrophengebiet tagelang keine Entspannung in Sicht. Am ersten Januar-Wochenende waren die Temperaturen an der Helme deutlich gefallen, zum Teil unter minus zehn Grad.

Bundeswehreinsatz beendet, Schulen wieder geöffnet

Schröder dankte allen Helfern der vergangenen Wochen. Der Kreis hatte den Katastrophenfall am 30. Dezember ausgerufen. Nach Angaben des Landratsamtes wurde seitdem bei Oberröblingen der Deich gesichert und verstärkt.

Außerdem hätten Bundeswehrsoldaten gemeinsam mit Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW) und der Freiwilligen Feuerwehren einen Schutz-Deich an der Autobahn 71 errichtet. Allein mit Unterstützung von rund 200 Bundeswehrsoldaten seien 500.000 Sandsäcke und 300 sogenannte Bigpacks verbaut worden. Insgesamt habe der Kreis rund 2,5 Millionen Sandsäcke befüllen und zu großen Teilen verbauen lassen.

Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sichern einen Deich an der Helme mit Sandsäcken.
Soldaten der Bundeswehr haben bei der Deichsicherung an der Helme unterstützt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Auch die Bundeswehr hatte tagelang in der Region geholfen. Wie der Kreis am Mittwoch mitteilte, ist sie mit der Aufhebung des Katastrophenfalls von ihren Aufgaben entbunden worden. Der Einsatz habe damit zwei Tage früher geendet, als ursprünglich geplant war.

Auch der Schulbetrieb im Kreis läuft laut Landrat André Schröder seit Donnerstag wieder ohne Einschränkungen. Die Mammuthalle in Sangerhausen soll demnach ab dieser Woche wieder für Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen.

Pretziener Wehr geschlossen – Busse fahren wieder

Das Pretziener Wehr bei Schönebeck im Salzlandkreis ist am Freitag geschlossen worden. Wie der Kreis mitteilte, fahren Schulbusse sowie die Buslinie 137 seit Montag wieder wie gewohnt über die Bundesstraße 246a. Zuvor mussten zahlreiche Schülerinnen und Schüler das Wehr zu Fuß überqueren.

Das Wehr zu schließen, hat nach Angaben einer Sprecherin des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LWH) mehrere Stunden in Anspruch genommen und ist ohne Probleme verlaufen.

Der LHW hatte das Pretziener Wehr Ende Dezember geöffnet, um die Städte Magdeburg und Schönebeck vor dem Hochwasser zu schützen. Das geschah erstmals seit der sogenannten Jahrhundertflut 2013. Durch das Wehr wird das Wasser über einen Kanal an den Städten vorbeigeleitet. Nun konnte es wieder geöffnet werden, weil der Wasserstand am Pegel Barby wieder auf 5,25 Meter gesunken ist.

Mitarbeiter der Landesbetriebs für Hochwasserschutz schauen von oben auf das geöffnete Pretziener Wehr.
Das Pretziener Wehr ist Ende Dezember im Zuge des Hochwassers an der Elbe geöffnet worden. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Simon Kremer

Nach der Schließung des Pretziener Wehrs ist den Angaben zufolge das Dornburger Siel zur Entwässerung der Dornburger Niederung geöffnet worden.

Aktuelle Wasserstände beim Hochwasser in Sachsen-Anhalt

Das sagt ein Hydrologe vom Helmholtz-Zentrum zur Situation

Als Konsequenz aus dem aktuellen Hochwasser fordern Experten bereits jetzt ein Umdenken beim Schutz vor Überschwemmungen. "Im Zuge des Klimawandels, wo sich die Hochwasser-Prozesse ändern werden, werden wir sicher andere Arten von Hochwässer in Zukunft sehen", sagte Ralf Merz, Hydrologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale) am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk.

"Solche langen Hochwasser-Ereignisse wird es auch in Zukunft sicher öfter geben." Merz zufolge sollte darüber nachgedacht werden, ob der aktuelle Hochwasserschutz so noch funktioniere. "Denn vielleicht ist jetzt das, was wir aus der Vergangenheit gelernt haben, nicht immer eine gute Maßnahme für die Zukunft." Der Experte verwies zum Beispiel darauf, dass es nun viel weniger Flussauen gebe – also natürliche Überschwemmungsgebiete. Zugleich werde es einen hundertprozentigen Hochwasserschutz nie geben.

Bahnstrecke zwischen Sangerhausen und Artern sowie mehrere Straßen wieder frei

Die Bahnstrecke zwischen Oberröblingen und Artern ist nach Angaben des Landkreises seit Donnerstag wieder frei. Sie war aufgrund der Hochwasser-Lage im Grenzgebiet zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen bis einschließlich Mittwoch gesperrt.

Wie der Landkreis am späten Freitagnachmittag mitteilte, ist auch die Landesstraße 230 zwischen Oberröblingen und Edersleben ab sofort wieder freigegeben. Auch die Kreisstraße zwischen der Landesstraße 219 und Katharinenrieth sei wieder beidseitig befahrbar. Gleiches gelte für den Verbindungsweg zwischen Martinsrieth und Brücken.

Hochwasser-Alarmstufen an Elbe, Ohre, Unstrut, Saale, Bode, Havel und Aland

Während an der Helme im Landkreis Mansfeld-Südharz weiterhin die höchste Hochwasser-Warnstufe gilt, sind auch in anderen Regionen Sachsen-Anhalts die Wasserstände der Flüsse zuletzt gestiegen. Betroffen waren insbesondere die Unstrut im Burgenlandkreis, die Bode im Salzlandkreis, die Ohre im Landkreis Börde sowie der Aland in der Altmark.

Elbe

Für die Elbe gibt es eine gemeinsame Hochwasser-Vorhersage mehrerer Länder und des Bundes. In Sachsen-Anhalt setzt sich die Absenkung der Wasserstände demnach weiter fort. Am Pegel Aken gilt keine Alarmstufe mehr, auch am Pegel Barby ist der Richtwert am Montag unterschritten worden. Am Pegel Dessau-Leopoldshafen gilt derzeit ebenfalls keine Alarmstufe. Am Pegel Tangermünde wurde der Hochwasser-Scheitel am Donnerstag erreicht. Am Sonntag galt dort mit einem Stand von 5,45 Metern Alarmstufe 1. Auch dort wird erwartet, dass der Richtwert Ende der Woche unterschritten wird.

Ohre

Am Pegel Wolmirstedt gilt für die Ohre am Montagvormittag Alarmstufe 2. Dort liegt der Wasserstand bei 2,20 Metern mit gleichbleibender Tendenz.

Unstrut

An der Unstrut am Pegel Wangen ist der Wasserstand langsam fallend und lag am Montag nach Angaben des Burgenlandkreises bei 3,93 Metern. Damit liege das Hochwasser jetzt im Bereich von Alarmstufe 1.

Saale

Am Pegel Naumburg-Grochlitz ist der Richtwert für Alarmstufe 1 am Sonnabend unterschritten worden. Der Pegel hat nach Angaben des Burgenlandkreises am Montag bei 3,82 Metern gelegen und nähere sich der Meldegrenze.

Bode

Am Pegel Staßfurt gilt seit Donnerstag nur noch Alarmstufe 2, am Pegel Wegeleben weiter Alarmstufe 1. In Staßfurt hatte der Wasserstand mit 2,76 Metern nach Angaben des Landesbetriebs für Hochwasserschutz am Sonntag eine gleichbleibende Tendenz.

Havel

Am Pegel Havelberg gilt derzeit laut Hochwasser-Vorhersage Alarmstufe 1.

Aland

Für den Pegel Klein Wanzer des Alands gilt Alarmstufe 1. Am Montag betrug der Wasserstand laut Landesbetrieb für Hochwasserschutz 4,70 Meter und hat damit derzeit eine langsam fallende Tendenz.

Das bedeuten die Alarmstufen

Die Hochwasserzentrale Sachsen-Anhalt warnt in einem vierstufigen System vor Überschwemmungen. Ab Stufe 2 richten die Kommunen einen Kontroll-Dienst ein, Hindernisse werden beseitigt. Ab Stufe 3 gibt es einen ständigen Wachdienst. Zudem werden erste Schritte zur Deich-Sicherung und -Verteidigung ergriffen. Bei Stufe 4 droht Gefahr für die Allgemeinheit und die Wirtschaft. Aktive Abwehrmaßnahmen werden ergriffen, Evakuierungen sind möglich.

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dpa, MDR (Luca Deutschländer, Leonard Schubert, Kalina Bunk, Julia Heundorf, Annekathrin Queck, André Plaul, Daniel George, Anne Gehn-Zeller, Felix Fahnert, Johanna Daher, Lucas Riemer, Manuel Mohr, Fabienne von der Eltz, Jörg Wunram, Karsten Kiesant, Daniel Salpius, Maren Wilczek, Cynthia Seidel) | Erstmals veröffentlicht am 22. Dezember 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 12. Januar 2024 | 12:00 Uhr

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