Verfolgungsjagd vor Weihnachten A38-Falschfahrer hatte vor Unfall Polizei-Sperre umfahren

24. Januar 2024, 16:39 Uhr

Als kurz vor Weihnachten ein 57-Jähriger vor einer Polizeikontrolle in Staßfurt geflohen ist, wussten die Beamten noch nicht, wen sie vor sich hatten. Es folgte eine mehr als 80 Kilometer lange Verfolgungsjagd. Der Mann fuhr mehrfach in den Gegenverkehr der Autobahnen, was am Ende ihm und zwei Frauen das Leben gekostet hat. Dabei umfuhr er auch eine Polizei-Sperre. Diese Details hat nun das Innenministerium veröffentlicht.

Der Falschfahrer, der im Advent auf der A38 zwei Frauen getötet hat, war auf seiner Verfolgungsjagd auch schon auf der A14 in Gegenrichtung unterwegs. Diese und weitere Details gehen aus einer Antwort von Sachsen-Anhalts Innenministerium auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten, Sebastian Striegel, hervor, die MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Demnach hatte der 57-Jährige auf seiner Flucht zwei Mal versucht, falsch herum auf die A14 zu fahren. Dies konnte durch ein querstehendes Polizeiauto in Höhe Plötzkau noch verhindert werden. Eine zweite Straßenblockade dieser Art bei Löbejün habe der Mann aber umfahren können, hieß es. Technische Vorkehrungen, um den Mann auf seiner Fahrt zu stoppen, seien nicht genutzt worden.

Falschfahrer war mehrfach vorbestraft

Das Schreiben offenbart auch Details zum Vorstrafenregister des 57-Jährigen: So ergab ein späterer Abgleich, dass er unter anderem wegen Diebstählen, Urkundenfälschung, Bedrohung und Straßenverkehrsgefährdung bekannt war. Wie die Mitteldeutsche Zeitung (€) berichtet, verbrachte der Mann bereits rund 30 Jahre seines Lebens hinter Gittern.

Am Morgen des 15. Dezember 2023 war der Mann vor einer Kontrolle in Staßfurt geflohen. 80 Kilometer weiter verursachte er im Gegenverkehr auf der A38 einen Unfall, durch den er und zwei Insassinnen eines anderen Autos ums Leben kamen. Die Dauer der Verfolgungsjagd mit der Polizei warf schließlich Fragen zur Arbeit der Beamten auf.

Sichtkontakt zum Geisterfahrer verloren

Während der Verfolgungsjagd vom Salzlandkreis in den Landkreis Mansfeld-Südharz hatten die Polizeibeamten laut Ministerium mehrfach den Sichtkontakt zum Flüchtenden verloren. Um 3:47 Uhr habe ein Polizei-Hubschrauber in Höhe Könnern das Auto entdeckt und bis zum Ende verfolgt, heißt es in der Antwort. Der tödliche Unfall zwischen den Anschlussstellen Eisleben und Querfurt auf der A38 geschah gegen 4:25 Uhr. Den Angaben nach konnte für diesen Autobahn-Abschnitt nicht einmal mehr eine Falschfahrer-Warnmeldung an die Verkehrsdienste abgegeben werden, da der Frontalzusammenstoß mit dem anderen Wagen innerhalb kürzester Zeit passierte.

Polizei Dessau-Roßlau ermittelt Verfolgungsjagd

Erste Ermittlungen ergaben, dass das Fluchtauto nicht zugelassen war und die Kennzeichen nicht zum Wagen gehörten. Der 57-Jährige stammte demnach aus dem Saalekreis. Wie erst später bekannt wurde, hatte der Falschfahrer noch einen Beifahrer.

Die polizeiliche Bewertung des Falls wurde zwischenzeitlich an die Polizeiinspektion Dessau-Roßlau übergeben. Laut Staatsanwaltschaft Halle wurde dies wegen möglicher Befangenheit entschieden.

Geisterfahrer auf der Autobahn
Sind Falschfahrer unterwegs, ist äußerste Vorsicht geboten. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Was tun, wenn Falschfahrer unterwegs sind? Falschfahrer-Meldungen haben im Radio höchste Priorität. Im MDR-Programm werden dafür auch Nachrichten und Musiktitel unterbrochen.

Der Auto Club Europa (ACE) rät allen, die in der Nähe eines Falschfahrers unterwegs sind: Tempo drosseln, äußerst rechts fahren, Abstand halten, nicht überhlen, Aus- oder Abfahrt nutzen.

Wer versehentlich selbst eine Autobahn in falscher Richtung befährt, sollte laut ACE keinesfalls irgendeine Art Wendemanöver probieren. Stattdessen: Warnblinkanlage einschalten, auf den Standstreifen wechseln, anhalten, Warnweste anlegen, Notruf wählen.

MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Januar 2024 | 09:00 Uhr

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