Wildtiere in der Stadt Bitterfeld-Wolfen: Stadtjäger hat bis zu 30 Stunden pro Wildschwein zu tun
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15. November 2024, 09:00 Uhr
Mit der kalten Jahreszeit werden vielerorts in Sachsen-Anhalt wieder Wildschweine zum Problem. Die Schwarzkittel treibt es bei der Nahrungssuche nicht selten auch in Dörfer und Städte. In Bitterfeld-Wolfen hatten in den vergangenen Jahren ganze Rotten immer wieder schwere Schäden angerichtet. Der Stadtjäger hat alle Hände voll zu tun.
Schon mit Einbruch der Dunkelheit liegt Harald Eisenmann auf der Lauer. "Ich gehe immer etwas früher los, damit sich die ganze Lage beruhigt, bevor die Wildschweine sich aus den Verstecken wagen", sagt der Stadtjäger und spitzt die Ohren. "Ich achte auf gewisse Geräusche. Wenn so eine Rotte Wildschweine ankommt, hört man das meistens doch schon im Gehölz. Und dann steigt die Spannung."
Eisenmann hat sich eine warme Jacke übergezogen. In der kalten Jahreszeit ist er fast täglich in Bitterfeld-Wolfen auf Pirsch unterwegs. Im Herbst ziehen die Wildschweine relativ gerne in die Städte rein. Hier finden sie Wiesen, die frisch gemäht sind. Die Tiere durchsuchen den Boden nach Insekten, erzählt der erfahrene Jäger und schaut durch eine Wärmebildkamera.
Stadtjäger Bitterfeld: Wildschweine sind sehr gerissen
"Um ein Wildschwein zu erlegen, gehen schon 20 bis 30 Arbeitsstunden drauf. Ich sitze auch viele Abende stundenlang, wo nichts passiert", erklärt Stadtjäger Eisenmann. Wildschweine seien schon sehr gerissen, so der Bitterfelder. Ein Schwarzkittel vor die Flinte zu bekommen, habe nicht allein mit Glück zu tun. Die Ecken, in denen sich die Rotten sammeln, hat Eisenmann schon lange vorher ausgekundschaftet. "An den Plätzen verteile ich dann immer etwas Futter, Mais und Kräuter".
So verharren die Schweine später länger an dem Ort; der Jäger hat Zeit, ein Tier ins Visier zu nehmen und die Umgebung zu erkunden. "Bei der Jagd in der Stadt herrschen ganz andere Bedingungen. Du hast hier wechselhaftes Licht, du hast vorbeifahrende Autos, du hast Lärm. Also das ist schon sehr anspruchsvoll", erzählt der Mann Mitte 50.
Jäger in Bitterfeld: Sicherheit hat Priorität
Denn vor jedem Schuss kontrolliert Eisenmann akribisch, dass keine Menschen in der Nähe sind – auch wenn Teile des Chemieparks als Sonderjagdgebiete abgesperrt sind. "Sicherheit hat immer oberste Priorität". Eisenmann warnt daher auch Spaziergänger und Hundehalter vor Ausflügen abseits der Straßen: "Da sollten sie schon aufpassen und den Vierbeiner an der Leine führen. Und wenn man doch einem Wildschwein begegnet, möglichst langsam in eine andere Richtung gehen."
Sonst könne es unangenehm werden, sagt Eisenmann und erinnert an schlimme Unfälle mit Hunden. In den vergangenen Jahren hatten sich immer wieder Wildschweine in verschiedenen Ecken Bitterfeld-Wolfens breit gemacht. Besonders betroffen zuletzt der Chemiepark. Schätzungsweise 60 Schwarzkittel hatten sich auf dem weitläufigen Gelände eingenistet. In den Abendstunden rückten die Rotten bis in Wohngebiete vor.
Das Problem hat Harald Eisenmann nun weitgehend in den Griff bekommen. "Dort ist die Belastung mittlerweile um mehr als zwei Drittel reduziert worden. Also das ist schon ein großer Fortschritt in kurzer Zeit." An diesem Abend lässt sich jedoch kein Wildschwein blicken. Aber Eisenmann wird wieder kommen.
"Es ist ein Kampf, der jedes Jahr von vorn beginnt. Es wird immer Wildschweine geben, die hier versuchen einzudringen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das auf ein erträgliches Maß reduzieren", sagt der Stadtjäger. Harald Eisenmann wird deswegen den Jagddruck hochhalten, damit Bitterfeld-Wolfens Innenstadt wildschweinfreie Zone bleibt.
MDR (Martin Krause, Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 14.11.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. November 2024 | 06:10 Uhr
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