Ein Zaun steht in einem Wald an einem Weg.
Der Zaun wurde gemeinsam mit Umweltexperten wie dem Wolfskompetenzzentrum konzipiert. Bildrechte: MDR

Seuche Zaun soll Bundeswehr in der Altmark vor Afrikanischer Schweinepest schützen

von Annette Schneider-Solis, MDR SACHSEN-ANHALT

17. November 2023, 16:07 Uhr

Zum Schutz vor der Schweinepest ist das Bundeswehr-Gefechtsübungszentrum in der Altmark eingezäunt worden. Wildschweine können den Zaun nicht queren, andere Tiere schon. Dazu gehört zum Beispiel der streng geschützte Wolf.

MDR San Mitarbeiterin Annette Schneider-Solis
Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

Vor zwei Jahren hat die Bundeswehr begonnen, das Gefechtsübungszentrum Colbitz-Letzlinger Heide (GÜZ) einzuzäunen – zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest. Inzwischen steht der Zaun. Die Tiere akzeptieren ihn.

Der Waldweg in der Colbitz-Letzlinger Heide ist schlammig – der Regen der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen. Neben dem Weg schlängelt sich ein silberfarbener Maschendrahtzaun am Waldrand entlang. Alle 2,5 Kilometer ist der Zaun offen. Zwischendurch sind Holzstapel als feste Überquerungshilfen aufgebaut, immer im Wechsel mit Rohren.

Querungshilfen werden angenommen

Die Lücken und Querungshilfen sind für die Wildtiere aufgebaut worden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte kurz nach Baubeginn die Sorge geäußert, dass Wildwechsel abgeschnitten werden. Daraufhin unterbrach die Bundeswehr den Bau und holte unter anderem das Wolfskompetenzzentrum und andere Umweltexperten mit an den Tisch. Heraus kam die Lösung, die sich jetzt 100 Kilometer lang rund um den Truppenübungsplatz zieht. Wildkameras dokumentieren: der Zaun funktioniert.

Keine Wildschweine gesichtet

"Wir sehen auf den Wildkameras, dass streng geschützte Arten wie der Wolf zielgerichtet die Überstiege anstreben", zeigt Olf Krahnstöver. Er leitet den Forstbetrieb hier in der Heide und zeigt Fotos der fest installierten Wildkameras.

Das ist bis jetzt die erfreuliche Situation, dass auf keiner einzigen Kamera die Nutzung der Überstiege durch Wildschweine erkennbar war, während viele andere Tierarten rübergehen.

Olf Krahnstöver, Förster

Auf mehreren Aufnahmen sind Wölfe zu sehen, die über die Holzstämme steigen und sich in der Gegend umschauen. "Wir wissen auch, dass andere Tiere hier den Zaun überqueren", ergänzt Olf Krahnstöver und zählt auf: Dachse, Füchse und andere Tiere. Keine Rehe, die gehen durch die Lücken im Zaun. Wildkatzen nutzen die großen Maschen, die mit Bedacht unten angebracht sind.

Wildschweine dagegen sind bislang noch nicht auf den Querungshilfen gesichtet worden, versichert der Förster. Zusätzlich werde der Zaun täglich abgefahren und kontrolliert, um Tiere in Not zu befreien. Das sei bis jetzt erst einmal der Fall gewesen.

Wichtige Rolle für die Landesverteidigung

Der Zaun ist dafür gedacht, im Falle von Schweinepest den Übungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Ein Übungsplatz in der Lausitz musste nach einem solchen Fall zehn Monate lang pausieren. Danach hat die Bundeswehr Vorkehrungen für den Fall aller Fälle getroffen – bundesweit. "Es geht nicht darum, dass wir hier etwas abriegeln wollen", erklärt Oberstleutnant Katharina Zollondz. Die Sprecherin des Landeskommandos der Bundeswehr verweist auf die aktuelle sicherheitspolitische Lage. "Wir müssen partiell schnell den Zaun schließen können, wenn es zu einem Seuchenfall kommt. Es geht nicht allein um diesen Platz, sondern um alle. Gerade im Bereich der Landes- und Bündnisverteidigung ist die Übung der Truppe extrem wichtig geworden."

Alle Truppen müssen GÜZ durchlaufen

Tatsächlich werden nicht nur Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland im GÜZ für Auslandseinsätze trainiert und zertifiziert. Auch Militärs aus anderen europäischen Ländern bereiten sich hier vor. Jede Einheit, die in einen Auslandseinsatz verlegt wird, muss das GÜZ durchlaufen.

Seuchenschutz vor Wildtierschutz

Träte ein Fall der hochinfektiösen Schweinepest auf, müsste der Übungsbetrieb unterbrochen oder der Zaun geschlossen werden. Das ist mit der jetzigen Anlage innerhalb kürzester Zeit möglich. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung, wie sie für einen permanenten Zaun vorgenommen werden muss, ist in diesem Fall nicht nötig – der Seuchenschutz hat hier Vorrang.

Übertragung durch Menschen

Der nächste Fall von Schweinepest ist in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern protokolliert worden – 80 Kilometer entfernt. Da die tödliche Krankheit hochinfektiös ist, müssen tote Schweine schnell gefunden werden. Auch Raubwild kann das Virus ansonsten verbreiten. Die größte Gefahr ist allerdings der Mensch. Da die Schweine nach einer Infektion schnell sterben, können sie keine großen Strecken mehr zurücklegen. Menschen dagegen sind deutlich mobiler und können die Viren über Schuhsohlen oder achtlos weggeworfene Lebensmittel verbreiten – sogenannte Sprunginfektionen. Dagegen schützt sich die Bundeswehr, indem sie Fahrzeuge und Kleidung von Soldaten, die aus Infektionsgebieten kommen, desinfiziert.

MDR (Annette Schneider-Solis, Sebastian Gall)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. November 2023 | 16:00 Uhr

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